Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Mit der Elektrokutsche durch Bruck

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Das Alten- und Pflegeheim Theresianum organisiert für seine Bewohner Rundfahrten durch die Kreisstadt

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

An gemeinsame Ausflüge oder andere Aktionen war für die Bewohner des Brucker Alten- und Pflegeheims Theresianum in den vergangenen etwa 15 Monaten nicht zu denken. Für die alten Menschen, die sonst regelmäßig an solchen Angeboten teilnehmen konnten, eine Belastung. Nun, da die Infektionszahlen sinken, hat sich Theresianums-Mitarbeiterin Anita Beer eine ganz besondere Aktion einfallen lassen, um den Bewohnern mal wieder ein paar schöne Momente außerhalb des Heims zu ermöglichen. Mit einem Elektro-Fiaker geht es in der kommenden Woche auf zwei Touren durch die Kreisstadt. Unterstützt wird das Theresianum bei der Finanzierung vom Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung.

"Wir wollen den Bewohnern wieder einmal etwas Besonderes bieten. Vor zwei Jahren hatten wir eine Bimmelbahn gemietet und sind damit durch Fürstenfeldbruck gefahren. Da waren alle, die dabei waren, ganz begeistert", erzählt Beer. Viele Bewohner seien gebürtige Brucker oder hätten zumindest zuletzt in der Kreisstadt gelebt. "Wir sind damals auch am Fliegerhorst vorbei gefahren und da gab es einen Aufschrei, warum wir nicht durch den Fliegerhorst fahren. Viele unserer Senioren haben noch einen persönlichen Bezug dorthin. Sie haben unterwegs Geschichten erzählt, die sie erlebt haben", so Beer.

Deshalb habe sie einfach beim Fliegerhorst angefragt, ob es denn möglich wäre, einen Teil der Fiaker-Tour über das Gelände zu führen. "Die waren super freundlich und haben sofort mitgemacht und gesagt sie würden sich freuen, unseren Bewohnern eine Freude machen zu können."

Wer sich den Fliegerhorst nicht unbedingt anschauen will, für den bietet sich die zweite Tour an, die die Mitarbeiter des Theresianums geplant haben. Vom Heim geht es am Rathaus vorbei zur Aumühle und weiter über das Klostergelände. Zum Abschluss gibt es dann Kaffee und Kuchen im Klosterstüberl.

Für zwei Tage habe man den Fiaker gemietet. Insgesamt sieben jeweils einstündige Fahren werden organisiert. "Das ist natürlich eine Riesenaktion und benötigt viel Planung." Pro Fahrt gibt es Platz für jeweils sechs Bewohner und einen Mitarbeitenden. "Wir sprechen die Bewohner aktiv an, ob sie Lust haben, und haben auch einen Aushang gemacht. Je nachdem, wer alles mitmachen möchte, schauen wir dann, wer vielleicht eher einen Bezug zum Fliegerhorst hat und wer lieber die Stadt sehen möchte. Natürlich haben sich auch schon welche gemeldet, die am liebsten beide Touren mitmachen würden", sagt Beer.

Erst seit zwei Wochen sei es wieder möglich, den Senioren eine gewisse Abwechslung von außen zu bieten, so gab es bereits wieder erste Auftritte von Musikern. "Wir haben jetzt lange in unserer Blase gelebt. Umso wichtiger ist es, die Senioren wieder zu aktivieren. Man hat gemerkt, wie sie sich mit der Zeit immer mehr auf ihre Zimmer zurückgezogen haben. Das ist natürlich genau das, was man nicht haben will."

Die Herausforderung für das Personal sei es deshalb, die Bewohner wieder zu Aktivitäten zu motivieren. Die Fiakerfahrten sollen da ein erster, wichtiger Schritt sein. "Ich hoffe sehr, dass alles gut ankommt und die Senioren mal wieder etwas außerhalb ihres Heimalltags genießen können", sagt Beer.

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Quelle:
SZ vom 05.06.2021
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