Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Mit der Baywatch-Boje am See

Lesezeit: 2 min

Wasserwachthelfer geben am Pucher Meer einen Einblick in ihre Arbeit. Die Eingreifgruppe ist rund um die Uhr einsatzbereit

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

An Hochsommertagen schwimmen und planschen oft 500 und mehr Badegäste im und am Pucher Meer. Für die Ortsgruppe Fürstenfeldbruck der Wasserwacht sind solche Tage eine Herausforderung. Aber los ist hier immer etwas. Nicht nur während der Badesaison, sondern auch im Winter, wenn das Eis trägt und Stockschützen sowie Schlittschuhläufer ihrem Sport nachgehen. Aber auch darauf ist die Wasserwacht vorbereitet. Selbst wenn im Umkreis des Sees Hilfe gebraucht wird, kann deren Schnelle-Eingreif-Gruppe (SEG) in kurzer Zeit bei Unfällen jeder Art Hilfe leisten. "Die SEG steht 365 Tage rund um die Uhr bereit", versicherte Ortsgruppenleiter Roman Naumann. Er wies am Samstag bei einem Tag der offenen Tür auch darauf hin, dass alle Mitglieder ehrenamtlich tätig sind.

Hauptaufgabe der Wasserwacht ist es, Ertrinkende zu retten und mit vorbeugenden Maßnahmen zu verhindern, dass es überhaupt zu Wasserunfällen kommt. Dazu wird an Schulen Unterricht im Schwimmen erteilt. Zudem werden Rettungsschwimmer aufgebildet. Am Samstag zeigte die Wasserwacht, welche Hilfsmittel ihr für ihre Arbeit zur Verfügung stehen und dass die Aktiven auch damit umgehen können. Da sich die Sonne zurückhielt, war Baden weniger angesagt. Dennoch kamen viele Gäste, insbesondere Eltern mit Kindern. Mit 21 Grad hatte das See dennoch Badetemperatur, wie Trainerin Angie Markl beim Schaurettungsschwimmen anmerkte. Wild gestikulierend und mit Hilferufen machte ein Mädchen auf seine Notlage im See aufmerksam. Sofort nahm sich ein Mitglied ein Rettungsbrett, erreichte in nur wenigen Sekunden die "Ertrinkenden", schob das Brett zwischen sich und das erschöpft wirkende Opfer und brachte es sicher und schnell ans Ufer. Das Gleich wurde mit der sogenannten Baywatch-Boje demonstriert. Falls nötig, müssen lebensrettende Maßnahmen eingeleitet werden, dem diente unter anderem die Demonstration der Arbeit mit einem Defibrillator. Zudem stand der SEG-Rettungswagen bereit, um zu zeigen, wie Opfer noch behandelt oder gleich in eine Klinik gebracht werden.

Die Ausbildung zum Rettungsschwimmer ist umfassend und spannend, man müsse aber auch ständig üben, erläuterte Naumann. "Manchmal ist das ganz schön stressig, aber es macht schon Spaß", ergänzte ein Jugendlicher. Vor allem, "weil bei uns immer was los ist, nicht nur schwimmen und retten, sondern auch gesellschaftlich".

Die Ortsgruppe hat 662 Mitglieder. Davon sind 106 Kinder bis neun Jahre, 207 zwischen zehn und 17 und der Rest Erwachsene. "Da muss man schon was bieten", meinte Naumann, deshalb wurde am Samstag auch ein Kinderprogramm mit Schminken, Malen und dem Binden von Seemannsknoten organisiert. Zudem lud eine Hüpfburg in Form eines Rettungswagens zum Toben ein. Auf der Uferwiese gewährten Mitglieder Einblicke in die Ausstattung des SEG-Rettungswagens, in dem fast alles drin ist, was man zu Wasser und an Land braucht, um Hilfe leisten. Zum Einsatz kam er erst jüngst, als im Emmeringer Badesee ein Asylbewerber ums Leben kam. Noch während der Rettungswagen zum Einsatzort fährt, ziehen sich die Helfer Neopren-Anzüge über, um vor Ort sofort einzugreifen, wurde erläutert. Sind Ertrinkende schon unter Wasser oder auf den Seeboden abgesunken, sind Taucher gefragt. In den Badeseen könne man unter Wasser aber kaum etwas sehen, wusste Naumanns Tochter Sonja, die eine Taucherausbildung absolviert. Die Gäste konnten die Ausrüstung von Rettungstauchern samt Vollgesichtsmasken mit Sprechverbindung zur Einsatzleitung an Land inspizieren. Ebenso wurde das Schlauchboot der Ortsgruppe vorgestellt, das mit einem starken Außenbordmotor und verschiedenen Rettungshilfsmitteln ausgestattet ist.

Über ihre Geräte und ihr Einsatzspektrum informierten auch die Feuerwehr und das Technische Hilfswerk Fürstenfeldbruck.

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SZ vom 29.06.2015
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