Fürstenfeldbruck:Machtkampf beim Sportclub

Siegfried Müller tritt als Präsident des SC Fürstenfeldbruck vorzeitig zurück, weil die Streitigkeiten mit dem Jugendleiter eskaliert sind. Nun sucht der Verein nach Wegen, diesen los zu werden

Heike A. Batzer

Der Sportclub Fürstenfeldbruck hat keinen Präsidenten mehr. Amtsinhaber Siegfried Müller, 45, trat am Samstagabend von seinem Posten, den er seit drei Jahren inne hatte, zurück. Als Grund nennt er die andauernden Streitigkeiten mit Jugendleiter Jakob Ettner. Klärende Gespräche zwischen den Kombattanten waren immer wieder gescheitert oder nicht zustande gekommen. Ob bei der anstehenden Jahreshauptversammlung in drei Wochen ein neuer Chef gewählt wird oder Müllers vier Stellvertreter den Verein bis zur turnusmäßigen Wahl in einem Jahr kommissarisch führen, steht noch nicht fest. Eckart Lutzeier, dienstältester Vizepräsident, würde sich eigenen Aussagen zufolge als Vereinschef "zur Wahl stellen".

Allerdings ist nicht auszuschließen, dass Müllers Rücktritt taktischer Natur ist. Auf die Frage, ob er denn als Vereinschef zurückkehren würde, wenn der Jugendleiter bis zum Versammlungstermin am 6. März von sich aus aufgeben würde, sagte Müller am Sonntag der SZ: "Das will ich offen lassen."

Dass Jugendleiter Ettner sein Amt freiwillig zur Verfügung stellt, wäre dem Sportclub am liebsten. Vizepräsident Johannes Mühlberger rät dem Jugendleiter indirekt zum Rücktritt, indem er sagt: "Wenn Herr Ettner von sich aus die Konsequenzen ziehen würde, wäre das die beste Lösung. Es wird keine Zukunft für ihn im Verein geben." Die Differenzen zwischen Präsidium und Jugendleitung bestehen bereits, seit beide Seiten im gleichen Verein zusammenarbeiten: Ettner übernahm im Sommer 2011 zunächst kommissarisch die Leitung der Nachwuchssparte, 2012 wurde er offiziell ins Amt gewählt.

In den vergangenen Wochen spitzte sich der Streit zu. Der Jugendleiter widersetze sich dem Vorhaben, die Ziele der Jugendarbeit mit den Zielen des SCF zu synchronisieren, schreibt Müller in einer Erklärung zu seinem Rücktritt. Dahinter steckt aber offenbar auch ein Machtkampf, der über die Konfrontation zwischen Präsidium und Jugendleitung hinausreicht. Denn das Präsidium fühlt sich vom Jugendleiter und "einem langjährigen und verdienten Mitglied des Vereins", wie Müller sagt, unter Druck gesetzt. Dieser hat Müller zufolge damit gedroht, seine finanzielle Hilfe zurückzuziehen, falls der Verein Jakob Ettner fallen lasse. Den Namen des Mitglieds wollte niemand nennen. Für den zuletzt stets mit finanziellen Problemen kämpfenden Verein würden sich umgehend neue finanzielle Sorgen ergeben, wenn diese Unterstützung wegfiele.

Einen Versuch, Jakob Ettner loszuwerden, sollte wohl auch das Vorhaben darstellen, die Nachwuchssparte künftig organisatorisch der allgemeinen Fußballabteilung zuzuschlagen. Über einen entsprechenden Antrag müssen die Mitglieder am 6. März abstimmen. Eine andere Möglichkeit ist der Ausschluss aus dem Verein, für den freilich schwerwiegende Gründe wie etwa vereinsschädigendes Verhalten vorliegen müssen. Doch Ettner hat sich nichts dergleichen zu Schulden kommen lassen. "Es ist die Art und Weise des Umgangs", sagt Johannes Mühlberger.

Unterstützung sieht der Vizepräsident nunmehr auch bei Eltern von Jugendspielern. Bei einer Versammlung, die wegen des Rücktritts eines Jugendtrainers notwendig geworden war, habe sich herausgestellt, dass es um den Rückhalt des Jugendleiters bei den Eltern nicht gut bestellt sei. "Das hat uns überrascht", sagt Mühlberger. Ettner möchte für die SCF-Jugend einen Kunstrasenplatz schaffen und hatte das Vorhaben organisatorisch ins Rollen gebracht, sich aber zuletzt auch mit einigen Jugendtrainern überworfen. Mühlberger hält es deshalb für sehr wahrscheinlich, dass sich bei der Jahreshauptversammlung "ein Mitglied finden wird", das einen Antrag auf Abwahl des Jugendleiters stellen wird. Zwei Drittel der Anwesenden müssten dem bei einer dafür notwendigen außerordentlichen Mitgliederversammlung zustimmen.

Siegfried Müller war 2010 zum Vereinschef ausgerufen und im Vorjahr bis 2014 wiedergewählt worden. Der Elektro- und Elektronikkonzern Techno-Markt, bei dem Müller einer von vier geschäftsführenden Gesellschaftern ist, ist beim SCF auch als Sponsor engagiert und hält die Namensrechte am Stadion. "Wir verlieren einen seriösen Präsidenten, der immer fair war und alle gut behandelt hat", sagt sein Vertreter Eckart Lutzeier.

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