Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Machtkampf beim SCF

Hans Huber und Albrecht Hahn wollen Präsident Jakob Ettner loswerden

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Beim ums Überleben kämpfenden SC Fürstenfeldbruck ist ein Machtkampf ausgebrochen. Ausgerechnet in diesen Wochen, in denen sich entscheidet, ob der Brucker Fußballverein in die Insolvenz gehen muss, soll das Personal an der Vereinsspitze ausgetauscht werden. So möchten es zumindest die Altvorderen im Verein. Ehrenpräsident Albrecht Huber und Hans Hahn, der im Dezember sein Ehrenpräsidentenamt aus Verärgerung zurückgegeben hatte, luden mit BBV-Stadtrat und SCF-Mitglied Karl Danke am frühen Samstagabend eilig zu einer Pressekonferenz ein, auf der sie dem amtierenden Präsidenten Jakob Ettner den Rücktritt nahe legten und die dringende Abhaltung der Jahreshauptversammlung des Vereins forderten.

Im Ernstfall geht's vor Gericht

Turnusmäßig stehen bei der Jahreshauptversammlung in diesem Jahr Neuwahlen an. Laut Vereinssatzung muss diese im ersten Quartal stattfinden. Weil Ettner selbst keine Eile zeigt, sammeln Huber und Hahn nun Unterschriften für eine außerordentliche Mitgliederversammlung. Diese muss durchgeführt werden, wenn ein Fünftel der SCF-Mitglieder dies wünscht. Im Ernstfall will man sie vor Gericht erzwingen.

Unverhohlene Kritik am Präsidenten

Wie die SZ bereits berichtete, möchten Huber und Hahn Vereinschef Ettner loswerden, der den SCF vor vier Jahren beim Stand von etwa 150 000 Euro Schulden übernommen hatte. "Er kann nicht mit Leuten umgehen. Dass ihm keiner hilft, hat man schon daran gesehen, dass keine Spenden gekommen sind", sagt Hahn. 100 000 Euro hatte der vorläufige Insolvenzverwalter als Summe genannt, die der Verein aufbringen muss, um mit den Gläubigern einen Vergleich aushandeln und einer Insolvenz entgehen zu können. Einige potenzielle Spender machten ihre finanzielle Hilfe ausdrücklich von der Demission Ettners abhängig. Hahn bot ein zinsloses Darlehen über 30 000 Euro an.

Aus Sorge um die Jugend

Huber und Hahn lamentieren, dass sie nicht von der Vereinsführung in die aktuellen Abläufe eingebunden werden. Ettner darf den Verein im derzeitigen Stadium weiterhin als Präsident vertreten, in finanziellen Dingen hat der vorläufige Insolvenzverwalter Mitspracherecht. Die Ehrenpräsidenten hätten die Aufgabe, "wohlwollend auf das Ganze zu schauen", findet Karl Danke. Man wolle kein offizielles Amt mehr im Verein bekleiden, betonen Huber und Hahn unisono. Warum dann das Engagement? Aus Sorge um den Verein, sagen sie. Ihnen liege die Jugendarbeit des Fußballklubs am Herzen.

Die "Alte Liga" macht sich bereit

Ein achtköpfiges Team, das gegen Ettners Präsidium bei den Wahlen antreten möchte, hat sich bereits formiert. Es kommt aus dem Kreis der vereinseigenen Seniorenabteilung, die sich "Alte Liga" nennt. Um welche Personen es sich handelt, wollten Huber und Hahn nicht kund tun. Zunächst will man "Druck aufbauen", bekennt Danke ganz unverhohlen. Und so könnte der aussehen: Hahn ist sich sicher, dass der Verein die Steuerschuld mit entsprechenden Verhandlungen hätte reduzieren können. Gegebenenfalls werde man gezwungen sein, gegen das amtierende Präsidium vorzugehen, weil zu viel Steuern bezahlt wurden, kündigt Hahn an. Es könne ja sein, "dass mal ein Mitglied einen solchen Antrag stellt".

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SZ vom 05.03.2018 / baz/ecs
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