Fürstenfeldbruck:Lockangebot für Hilfspfleger

Die Kreisklinik kann wegen Personalmangels 40 Betten nicht mehr belegen. Nun dürfen die Mitarbeiter einer Tochterfirma wechseln.

Gerhard Eisenkolb

Der Pflegekräftemangel an der Kreisklinik spitzt sich weiter zu. Inzwischen können rund 40 der insgesamt 380 Betten nicht mehr belegt werden, da es an Personal fehlt - in den letzten Monaten hat sich die Lage damit deutlich verschärft. Einige Hilfspfleger könnten freilich von dem Personalengpass profitieren: Ihnen soll nun ermöglicht werden, von einer Tochtergesellschaft der Klinik, die sie nach dem Tarif von Reinigungskräften entlohnt, in den öffentlichen Dienst zu wechseln.

Dies hat der unter Ausschluss der Öffentlichkeit tagende Verwaltungsrat des Kreiskrankenhauses in seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Allerdings sind von der Neuerung nur sechs der etwa 36 Hilfspfleger betroffen. Wechseln können nur diejenigen, die eine einjährige Ausbildung absolviert haben. Die Lehrzeit examinierter Krankenschwestern oder Pfleger dauert jedoch drei Jahre.

Hilfskräfte, die nach einer Schulung von lediglich einigen Wochen auf den Stationen arbeiten, bleiben weiterhin Angestellte der im Jahr 2003 gegründeten FKS Fürstenfeldbrucker Klinik-Service GmbH. Deren Mehrheitsgesellschafter ist mit einem Anteil von 51 Prozent das Krankenhaus. Die FKS beschäftigt insgesamt rund 200 Mitarbeiter.

Mit seiner Entscheidung hat der Verwaltungsrat des Kommunalunternehmens auf die Kritik von Kreisrat Herbert Kränzlein (SPD) reagiert. Dieser hatte bereits im April wegen des Pflegekräftemangels und der Vorbildfunktion der öffentlichen Hand angeregt, zumindest für die bei der FKS angestellten Hilfspfleger vom Lohndumping Abstand zu nehmen.

Der Klinikarzt und Personalratsvorsitzende Holger Geißler begrüßt zwar die Entscheidung des Verwaltungsrats. Diese geht ihm aber nicht weit genug: Er würde gerne mehr Beschäftigten der FKS den Wechsel zu dem Kommunalunternehmen zu ermöglichen. Sonst kippe das ganze System, da immer mehr Schwestern nach einigen Jahren in andere Berufs abwanderten. Geißler sagt, es werde inzwischen bereits darüber diskutiert, wegen des Pflegenotstands eine ganze Station in Fürstenfeldbruck zu schließen. Die Klinik brauche 40 Betten mehr, nicht 40 weniger.

Dass man erwäge, eine Station ganz zu schließen, weist die Klinikleitung als Gerücht zurück. Die Zahl der zur Verfügung stehenden Betten ist laut Helmut Leonhardt bei einer Auslastung der Klinik von durchschnittlich 80 Prozent ausreichend. Dafür würden sogar 320 Betten genügen. Schwierig werde es nur, wenn Patienten wechseln. Also dann, wenn an einem Tag ein Patient die Klinik verlässt und ein anderer bereits darauf wartet, dass dessen Bett frei wird.

Klinikvorstand Stefan Bauer räumt ein, dass die Entscheidung des Verwaltungsrates eine Reaktion auf die öffentliche Diskussion war. Die Gewinne der vergangenen Jahre - 2010 lag der Überschuss wieder bei 1,5 Millionen Euro - seien kein Grund für Euphorie. Es habe gute Jahre gegeben, nun werde die Situation wieder schwieriger. So wird nach Bauers Prognose 2011 die Zahl der Patienten nach den hohen Wachstumsraten der Vorjahre nur noch um rund drei Prozent zunehmen.

Wird auch die sogenannte Fallschwere berücksichtigt, die für die Abrechnung mit den Krankenkassen entscheidend ist, ist in diesem Jahr sogar ein Rückgang um fünf bis sechs Prozent zu erwarten. Deshalb rechnet Bauer erstmals seit Jahren wieder mit sinkenden Einnahmen der Fürstenfeldbrucker Kreisklinik.

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