Süddeutsche Zeitung

Leserbriefe:Nur die Ansicht von Lobbyisten

Lesezeit: 2 Min.

Leser schreiben ihre Meinungen zum geplanten Waldgesetz, zu den Plänen der Sonnensegler und dem Vergrämen von Krähen.

Borkenkäfer und andere Kalamitäten (2./3. März)

In dem Artikel über die geplanten Änderungen der Ampel-Regierung bezüglich der Forst- und Biomassepolitik ist lediglich das niedergeschrieben, was Lobbyisten sagen, die mit Holz ihr Geld verdienen. Das ist sehr unausgewogen. Und schlimmer: Es trägt dazu bei, die Stimmung gerade in den Berufsgruppen der Land- und Forstwirtschaft weiter aufzuheizen, indem Fake News wie das angebliche Verbot des Radfahrens im Wald einfach übernommen werden. Auch die Rede von der Bundesregierung als "neuer natürlicher Feind" ist spalterisch und bei genauem Nachdenken eigentlich Demokratie verachtend. Dieser Ausdruck steht in etwas reißerischer Weise sogar in der Unterüberschrift.

Zurück zum Wald: Nachdem die Industrie-Harvester die Sturm- und Winterschäden beseitigt haben, sieht es im Rothschwaiger Forst aus, als ob die Bundeswehr wochenlange Manöver geübt hätte. Echtes Wald-Feeling stellt sich hierzulande schon lange nicht mehr ein, geschweige denn ökologisch wertvolle Habitate. Da würde ich der Holzindustrie bei Ratschlägen über die Zukunft des Waldes nicht mehr so hundertprozentig trauen.

Auch was die angebliche CO₂-Neutralität angeht: Nach der Lobbyisten-Logik sind auch Öl und Kohle klimaneutral, weil das in ihnen gebundene CO₂ ursprünglich aus der Luft gezogen wurde. Die Rechnung geht aber nicht auf, wenn man innerhalb kürzester Zeit viel Holz verbrennt und es danach mehrere Jahrzehnte dauert, bis ein neuer Baum diese Menge wieder gespeichert hat.

Thomas Kohl, Fürstenfeldbruck

Energiesparen wird nicht beachtet

Energiewende mit den Sonnenseglern (24./25. Februar)

Ein Teilkonzept von Ziel 21 wird gleich mal gänzlich fallen gelassen: das Einsparen von Energie. Die Hälfte war sicher unrealistisch. Beim neuen Anlauf setzen die Sonnensegler dagegen gleich auf die vollständige Kompensation aller bisher verbrauchten fossilen Energie durch erneuerbare. Sie berechnen dafür fantastische Zahlen von Freiflächen-Photovoltaik, Windrädern und Geothermieanlagen. Wenn die Akzeptanz durch die Anrainer und die Kapitalgewinnung gelingen sollten, ließen sich theoretisch regional die Klimaziele erreichen. Woher aber kommt die Unmenge von verbauten Rohstoffen wie Stahl, Kupfer, seltenen Erden? Diese zählen beim ökologischen Fußabdruck mit, der sowieso schon viel zu hoch ist.

Nicht in Erwägung gezogen werden die vielfachen Möglichkeiten zu besserer Energieeffizienz. Insbesondere beim größten Verbrauchsanteil, der Heizenergie, kann durch intelligente Regelungen mit geringer Investition sehr viel eingespart werden. Nicht bedacht wird zudem die Notwendigkeit, die zeitlich stark schwankende Stromerzeugung durch Speicher und ebenfalls intelligentes netzdienliches Verbraucherverhalten auszugleichen. Wenn das nicht gleichzeitig vorangetrieben wird, dürfte der geplante Ausbau großflächiger Photovoltaikanlagen am Überangebot im Sommer und an der Netzkapazität scheitern. Schon heute werden in Bayern täglich bis zu 10 000 Photovoltaikanlagen an sonnenreichen Tagen abgeschaltet.

Dr. Walter Ulbrich, Puchheim

Morgendliche Stille

Mit Falkner und vereinten Kräften (9. Februar)

Ich lebe in der Senioreneinrichtung am Gröbenbach mit Blick auf die schönen Bäume am Gröbenbach und auf herrliche Sonnenuntergänge und damit glücklich in einem der menschenfreundlichsten Orte, die ich kenne, mit einer von allen Altersschichten durchmischten Bevölkerung. Doch bis 2022 war dieses Glück in den schönen Jahreszeiten durch ständigen Schlafmangel getrübt, verursacht vom fast noch in der Dunkelheit des Morgens unaufhörlichen Gekreische der Saatkrähen. Als dieses 2022 plötzlich ausblieb, konnte ich die morgendliche Stille kaum glauben und dachte erst, mein Gehör sei vielleicht zusammengebrochen.

Mit großer Freude habe ich gelesen, dass wir Anwohner am Gröbenbach nun wiederum mit Greifvögeln vor dieser Plage geschützt werden sollen. Danke, danke, danke!

Inge Fried, Gröbenzell

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