Süddeutsche Zeitung

Leserbriefe:Bild vom Klassenprimus

Lesezeit: 2 min

Bild vom Klassenprimus

Abrechnung nach der Brucker Oberbürgermeisterwahl (24.März)

Es stimmt mich schon traurig, dass CSU-OB-Kandidat Andreas Lohde gleich nach der Wahl zu einem Rundumschlag gegen alle ausholt, die nach seiner Meinung Schuld daran tragen, dass die Bruckerinnen und Brucker nicht entsprechend würdigten, dass er doch der Beste sei. Selbst der eigene OB kommt nicht ungeschoren davon. Bei den Erläuterungen von Andreas Lohde schwebt mir immer das Bild des Klassenprimus vor. Einer, der allen immer zeigt wer der Beste ist.

Schon in der Bibel wird von den verschiedenen Talenten gesprochen, die den einzelnen Menschen anvertraut sind. Darum gibt es im Stadtrat auch verschiedene Referate und Ausschüsse. Die Aufgabe des Bürgermeisters ist es, die Stadtratstalente zum Wohle der Stadt zusammenzuführen und die Bürgerinnen und Bürger einzubinden. Wenn einer das Alleinstellungsmerkmal des Besten hat, dann brauchts das natürlich nicht. Da brauch ich auch zu keiner Wahl mehr hinzugehen.

Aber in die Zukunft blickend, hoffe ich doch, dass es der Stadtspitze gelingt, die Gekränktheiten und Ressentiments, die ein Wahlkampf mit sich bringt, ins Archiv zu verbringen, um gemeinsam auch einer Vorbildfunktion, was einen gedeihlichen und wertschätzenden Umgang miteinander anbelangt, gerecht zu werden.

Willi Dräxler, Stadtrat, Fürstenfeldbruck

Forderungen an die Staatsregierung

Kriegsflüchtlinge ohne Bleibe und Flüchtlingsfrage braucht Antworten (27. März)

Geflüchtete aus der Ukraine, die aus privat angebotenen Unterkünften ausziehen, sollen künftig nicht mehr in staatlichen Unterkünften unterkommen, sondern von den Kommunen als Obdachlose untergebracht werden. So soll Platz in den staatlichen Unterkünften für neu ankommende Geflüchtete geschaffen werden. Sieht so die Solidarität für ukrainische Geflüchtete aus? Landrat Karmasin als Vorsitzender des Bayerischen Landkreistages weist darauf hin, dass "die kommunale Ebene bei der Aufnahme von Geflüchteten an der Belastungsgrenze angekommen sei".

Diese Belastungsgrenze ist aber kein rechnerisch feststehender Tatbestand, sondern hängt ganz entscheidend davon ab, welche Unterstützung die Kommunen bei der Bewältigung der Unterbringung und der Integration der Geflüchteten erhalten. Und da steht die Staatsregierung wahrlich nicht gut da: In Bayern gibt es zum Beispiel ganze 93 Integrationslotsen - in Baden-Württemberg dagegen 1200 Integrationsmanager. Unsere Staatsregierung hält seit Jahresanfang etwa 97 Millionen Euro vom Bund für die Kommunen zurück, die für Flüchtlingsunterstützung gedacht sind, aber vor Ort nicht ankommen. Die Aufstockung der Asyl- und Migrationsberatung auf einen Betreuungsschlüssel von 1 zu 150, wie von Sozialverbänden gefordert, sie würde den Kommunen und Asylhelfern massiv weiterhelfen, kommt aber vom Innenministerium nicht.

Zu einem lösungsorientierten Ansatz gehört aber, die erforderliche Unterstützung von der Staatsregierung einzufordern; dann wäre die Bereitschaft der Kommunen, weitere Geflüchtete aufzunehmen, mit Sicherheit auch wieder größer.

Hans Sautmann, Kreistagsreferent für Integration und Migration, Eichenau

Es sollte viel öfter gedankt werden

Danke, danke, danke (23. März)

Höflichkeit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr. Wenn auch grammatikalisch nicht ganz sauber, denkt so oder so ähnlich offenbar Peter Bierl. Vielleicht sollte nicht immer nach Hintergedanken gesucht werden, wenn Menschen, und dazu gehören nun auch einmal Kommunalpolitiker, Dank aussprechen. Vermutlich widerspricht mir hier der Autor, aber meines Erachtens wird in der heutigen Zeit leider viel zu selten gedankt, wie allgemein die Höflichkeit in unserer Zeit oft zu kurz kommt. Abschließend möchte ich noch bemerken, dass auch der Dank von Andreas Lohde in keiner Weise in Frage zu stellen ist. Immerhin haben ihm laut Bekanntmachung der Stadtverwaltung 4309 Wahlberechtigte wohl überlegt ihre Stimme geschenkt, und somit gebietet es der Anstand, dafür "Danke" oder gerne auch "Vergelt's Gott" zu sagen.

Christian Horger, Fürstenfeldbruck

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5777718
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.