Süddeutsche Zeitung

Mitten in Fürstenfeldbruck:Im Lichte der Kunst

Lesezeit: 2 min

Erstmals entscheiden die Bürger über den Ankauf einer Skulptur für den öffentlichen Raum. Sie küren die "Gimmeabreak Helix" von Christoph Hildebrand zum Sieger.

Von Christian Hufnagel, Fürstenfeldbruck

Fürstenfeldbruck ist um ein interessantes Kunstwerk reicher. Es steht an der Cerveteristraße und wird dort auch dauerhaft bleiben. Das haben die Bürger so entschieden. Und damit Passanten nicht weiterhin fragend oder achtlos an der modernen Lichtskulptur vorbeigehen, sei ihnen die wunderbare Erläuterung zu Christoph Hildebrands "Gimmeabreak Helix" aus einem Flyer der Stadt an die Hand gegeben.

Die Skulptur mit den orange und violett leuchtenden Buchstaben tarnt sich als Werbeschild. Doch beim näheren Hinschauen wird klar, dass hier nicht Konsumgüter oder Dienstleistungen beworben, sondern urmenschliche Fragen verhandelt werden: Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Und weiter heißt es in dieser sehr ansprechenden Gebrauchsanleitung: Das Wort "Woher" leuchtet in violetter Farbe und thematisiert mit dem kühlsten Rotton die Vergangenheit. Das Wort "Wohin" leuchtet in oranger Farbe und bezieht sich mit dem lebendigsten Rotton auf die Zukunft. Die Buchstaben der beiden Worte sind mittels exzentrisch an einem Mast fixierter Ringe auf einer spiralförmig nach oben ansteigenden und dabei breiter werdenden Helix angeordnet. Auf diese Weise sind die beiden Worte geometrisch miteinander verflochten und können bei der Umrundung ohne Anfang und Ende endlos aufeinanderfolgend gelesen werden.

Das Werk des 63-jährigen Künstlers hat sich bei einer Abstimmung durchgesetzt. Im Rahmen des Wettbewerbs "StadtKunstLand" sollten die Fürstenfeldbrucker zwischen vier Lichtskulpturen, die an öffentlichen Plätzen aufgestellt sind, ihren Favoriten auswählen, der dann von der Stadt angekauft wird. Die Resonanz war in der mehr als 34 000 Einwohner zählenden Stadt zwar eher überschaubar, die Veranstalter waren dennoch glücklich: "Wir freuen uns, dass sich 112 Personen fristgerecht bis 30. Mai an der Aktion beteiligt haben. 103 Stimmen wurden als gültig gewertet", heißt es in der Mitteilung der Stadt.

Hildebrand ging also demnach mit 35 Stimmen als Sieger durchs Ziel und darf sich über den Ankauf seiner Arbeit freuen. Es folgen "Makrocontroller" von Carolin Liebl und Nikolas Schmid-Pfähler (29 Stimmen) und "Let it be light" von Anne Pfeifer und Bernhard Kreutzer (25 Stimmen). Die Kulturstiftung Derriks wird diese beiden Lichtskulpturen erwerben und der Stadt als Dauerleihgaben überlassen. Der undankbare vierte Platz blieb Siegfried Kreitner, er sammelte 14 Stimmen für "VIII 2019". Für diese Arbeit sucht die Stadt noch einen Sponsor.

Das Projekt "StadtKunstLand" gibt es in Fürstenfeldbruck seit 2008. Es wurden damit auch schon mehrere Kunstwerke für den öffentlichen Raum erworben, bisher hatte aber stets eine Jury ein oder gar das gewichtige Wort. Erstmals oblag die Entscheidung nun ganz dem Kunstgeschmack des Publikums. Das kann sich offenbar mit einem modernen Stil anfreunden. Denn alle vier Lichtskulpturen erfüllen das Hauptkriterium der Ausschreibung: Es sei gefordert gewesen, dass die Arbeiten das Interesse an der Kunst förderten und sie durch ihre Gestaltung "neugierig" auf die zeitgenössische Kunst machten. Und diese Neugierde ist bei einem Spaziergang durch die Kreisstadt künftig schön zu stillen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5603899
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.