Kultur:Jubiläumsgabe für die Neue Bühne Bruck

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Ausgezeichnet: das Ensemble der Neuen Bühne Bruck (Mitte: Leiter Alexander Schmiedel mit Urkunde). (Foto: Johannes Simon)

40 Jahre Theater mit hoher Qualität und viel Engagement: Die Schauspieltruppe aus Amateuren und Profis wird mit dem Förderpreis des Kulturvereins Fürstenfeld ausgezeichnet. 

Von Elisabeth Grossmann, Fürstenfeldbruck

DJ Watzi begrüßt das Publikum mit Witz und einer guten Portion bairischem Dialekt. Gleich beginnt die Vorstellung von „Der Watzmann ruft“. Doch zuerst wendet sich der Schauspieler Andreas Harwath (er spielt den DJ) mit einigen Worten an die Gäste. Er bedankt sich für den Preis, welchen die Theatergruppe einige Minuten zuvor erhalten hat. Bei der Vorführung handelt es sich nämlich nicht um einen regulären Theaterabend, sondern um eine Überraschung für die Gäste der Verleihung des Kulturförderpreises.

Am Sonntagabend vergab der Kulturverein Fürstenfeld diesen an die Neue Bühne Bruck. Die Auszeichnung ist mit 1000 Euro dotiert und wurde bereits zum 18. Mal verliehen. Im Anschluss begaben sich die Besucher vom kleinen Saal in den Raum der Neuen Bühne Bruck. Dort präsentierte die Theatergruppe einen 15 Minuten dauernden Ausschnitt ihrer neusten Inszenierung. Das lustige und rustikale Heimatstück feierte am Freitag Premiere und kam bei den Gästen der Preisverleihung sehr gut an.

Musikalischer Auftakt: Peer Bohn (Violine) und Ayumi Janke (Klavier). (Foto: Johannes Simon/Yvonne Röder)

„Seit 2005 werden mit dem Kulturförderpreis Personen und Institutionen aus dem Landkreis geehrt, die sich durch besondere kulturelle Leistungen im Bereich der bildenden und darstellenden Künste, der Literatur, der Musik oder der Heimatpflege verdient gemacht haben“, sagt Manfred Vögele.

Nach einem Konzert des Violinenspielers Peer Bohn und der Pianistin Ayumi Janke verkündet der erste Vorsitzende des Kulturvereins Fürstenfeld am Sonntagabend den Preisträger: die Neue Bühne Bruck. Die künstlerische Qualität sowie das enorme ehrenamtliche Engagement und der besondere Teamspirit haben Vögele zufolge für die Gruppe gesprochen. Dass die Neue Bühne Bruck in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen feiert, sei ein Zufall, der aber „sehr gut passt“.

Mit Rose: Theatergründer Harald Molocher. (Foto: Johannes Simon)

„Ein junger Wilder wollte die Theaterwelt im verschlafenen Fürstenfeldbruck revolutionieren“, sagt Petra Vögele. In ihrer Laudatio erzählt das Beiratsmitglied von den Anfängen der Theatergruppe. Harald Molocher gründete sie im Jahr 1984 und verfolgte von Anfang an den Anspruch eines Stadttheaters. Molochers Konzept war es, Hobbyschauspieler unter der Leitung von Profis arbeiten zu lassen und somit konkurrenzfähig zu Münchner Alternativen zu sein. Die Gruppe inszenierte provokante Aufführungen und sorgte in Fürstenfeldbruck für Diskussionsstoff.

Sein Ensemble wuchs stetig. Als die Gruppe im Jahr 2001 das Angebot bekam, größere Räume mit besserer Technik im Haus 11 des neuen Kulturzentrums Fürstenfeld zu beziehen, wurden noch größere Inszenierungen möglich. „Damit kam auch die Chance, ein breiteres Publikum anzusprechen“, sagt Vögele.

Nach 35 Jahren übergab Molocher die Neue Bühne Bruck 2019 an ein Team aus langjährigen Mitgliedern unter der Leitung von Alexander Schmiedel. „Sein Plan, ein gleichberechtigtes Team an der Spitze zu bilden, ging voll auf“, so Vögele. Schmiedel betont nach der Verleihung, wie wichtig diese Gemeinschaft sei. „Wir helfen alle zusammen“, so der Leiter. Das bedeute nicht nur, dass Schauspieler an der Kasse aushelfen oder Techniker hinter der Bar stehen, sondern dass man sich auch in privaten Angelegenheiten unterstützt. „Wenn jemand umzieht, helfen wir einander.“

Blick zurück ins Gründungsjahr: Petra Vögele hält die Laudatio. (Foto: Johannes Simon/Yvonne Röder)

Besonders hebt Vögele die Qualität die Inszenierungen hervor. Amateurschauspieler unter professionellen Bedingungen arbeiten zu lassen, ist noch immer das Konzept der Theatertruppe. Schmiedel zufolge verfüge seine Gruppe über ein Repertoire von Profischauspielern und Regisseuren, welche die Stücke bei Bedarf unterstützen.

Das Beiratsmitglied lobt außerdem die Jugendförderung, die von besonderer Art sei. Ein Kinderstück ist fester Bestandteil jeder Saison. „Ihr Ziel ist es, Kinder für das Theater zu begeistern“, sagt Vögele. Auch die Improvisationsgruppe „In Impro Veritas“ ist ein fester Bestandteil und seit 25 Jahren vorrangig bei der Jugend beliebt. Neu ist die Zusammenarbeit mit der Caritas. Mitglieder des Improtheaters bieten einen Kurs an, der die Inklusionsarbeit fördern soll. Beim „Impro all inclusive“ spielen Menschen ohne und Menschen mit Behinderung zusammen.

Was mit den 1000 Euro Preisgeld passieren soll, ist Schmiedel zufolge noch nicht klar. Anlässlich der Jubiläumssaison wird es von Januar 2025 an spezielle Aktionen geben, für die er das Geld gerne nutzen wolle. Geplant sind ein Festakt und ein Stück des ehemaligen Theaterleiters Molocher. „Vielleicht kommen die Techniker vorher und wollen das Geld für einen neuen Scheinwerfer“, scherzt Schmiedel. Dass die Neue Bühne Brück die Auszeichnung erhält, habe er nicht erwartet. „Es gibt so viele coole Vereine in Bruck“, so Schmiedel, „da war ich natürlich schon überrascht, aber auch sehr erfreut.“

Mehr als 170 Inszenierungen

Das Theater blickt auf mehr als 170 Inszenierungen zurück. Diese reichen von Tragödie bis Komödie, von szenischen Lesungen bis zu musikalischen Produktionen, von klassischen bis zu zeitgenössischen Stücken. „Der Watzmann ruft“, ist ein bekanntes, rustikales Heimatstück und das erste der neuen Spielzeit.

Auf der Bühne ist schon eine Bergkulisse aufgebaut. Nebendran steht DJ Watzis Mischpult. Von dort tritt er hervor, um das Publikum auf das Kommende einzustimmen. Nachdem er sich für die Auszeichnung bedankt hat, studiert er mit dem Publikum ein Echo ein. Nach wenigen Minuten können die Zuschauer das Worte „Holleröhdullijöh“ in unterschiedlichen Variationen jodeln.

Noch herrscht Verwirrung, doch während des Stückes taucht der Jodler immer wieder auf. Als ein Bauer und sein Sohn es in ein Tal hineinschreien, fordert DJ Watzi das Publikum auf, das Gerufene zu wiederholen. Durch die Reihen schallt ein Echo, Zuschauer und Schauspieler werden für einen kurzen Moment zu einer Einheit. Nach 15 Minuten geht das Licht an. Ein Tuscheln geht durch die Reihen. Nicht wenige wollen das Stück unbedingt komplett sehen.

„Der Watzmann ruft“ läuft noch bis zum 13. Dezember. Tickets gibt es online unter www.buehne-bruck.de.

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:Holleröhdullijöh!

Die Neue Bühne Bruck bringt das Stück „Der Watzmann ruft“ heraus. Die modernisierte Inszenierung der Bergdramen-Parodie funktioniert nur in Teilen gut.

Von Ingrid Hügenell

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