Fürstenfeldbruck:Kritik an der Kreisklinik

Grünen-Kreisrat Martin Runge moniert, dass einem Kollegen im Krankenhaus die Behandlung verweigert worden sei, weil dieser die Einrichtung gerügt hatte. Der Betroffene will dazu aktuell nichts sagen

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Bestrafen Ärzte der Kreisklinik kritische Nachfragen von Kreisräten damit, dass sie ihnen die Behandlung verweigern? Diesen Eindruck hat Grünen-Kreisrat Martin Runge gegenüber seinen Politikerkollegen in der Sitzung des Kreistags am Donnerstagnachmittag geäußert. Der stellvertretende Bürgermeister von Gröbenzell berichtete von einem Kollegen aus dem Gremium, dem genau das passiert sein soll: Vor rund zwei Jahren kritisierte dieser das Klinikum unter anderem wegen falscher Informationen. Nun sei er im Zuge einer Behandlung an eine andere Einrichtung verwiesen worden, sagte Runge und sprach von einem "Skandal" und einem "Maulkorb".

Der betroffene Kreisrat, der sich aktuell zu der Sache nicht öffentlich äußern möchte, damit die Situation nicht eskaliert, hatte vor rund zweieinhalb Jahren, erlebt, dass eine Visite nicht kam, als seine Tochter im Krankenhaus war. Als der Fall publik wurde, meldete sich ein weiterer Patient mit ähnlichen Erfahrungen. Der Personalratsvorsitzende des Kreisklinikums bestätigte damals, dass regelmäßig Patienten bei der Visite vergessen würden.

Aufgrund der ärztlichen Schweigepflicht gibt das Krankenhaus keine Auskunft

Darüber hinaus monierte der nun betroffene Kreisrat seinerzeit, dass das Kommunalunternehmen Kreisklinik ihn - so wie den gesamten Kreistag - über die Voraussetzungen für Bonus-Zahlungen an Pflegekräfte falsch informiert hätte. "Ich fühle mich angelogen", hatte die SZ den Kommunalpolitiker im Zusammenhang mit einer Auskunft des Klinikvorstands zitiert. Es war um die Frage gegangen, ob der Bonus für einen zusätzlichen Dienst im Monat bezahlt wird oder erst für zwei. Zu den von Runge erhobenen Vorwürfen wollte sich der Betroffene aktuell nicht äußern. "Ich sage dazu jetzt nichts, weil das kocht jetzt alles hoch." Er wolle die Diskussion im Kreistag abwarten. Dort soll der Verwaltungsrat der Klinik in einer der nächsten Sitzungen zu dem Thema Stellung nehmen.

Da der Betroffene aus den genanten Gründen auch die Kreisklinik nicht von ihrer ärztlichen Schweigepflicht entbinden wollte, gab diese gegenüber der Süddeutschen Zeitung keine Stellungnahme zu den Vorwürfen ab. Landrat Thomas Karmasin (CSU), der dem Verwaltungsrat der Kreisklinik vorsteht, wies im Kreistag darauf hin, dass es sich bei der geplanten Behandlung des Kollegen nicht um einen Notfall gehandelt habe.

"Die grundsätzliche Linie des Hauses ist, dass Notfälle behandelt werden", unterstrich der Landrat gegenüber der SZ. Im Kreistag erläuterte er darüber hinaus, dass die Arbeitsabläufe in einem Krankenhaus immer von der aktuellen Situation diktiert würden. Gerade an Feiertagen und Wochenenden könne es in Anbetracht der dünneren Personaldecke dann schon einmal vorkommen, dass Patienten mit weniger dringenden Beschwerden gegenüber den Notfällen zurückstehen müssten. Außerdem könne er sich auch vorstellen, dass bei dem behandelnden Arzt wegen der damaligen Vorgänge das Vertrauensverhältnis gestört sei.

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