Süddeutsche Zeitung

Auswirkungen des Krieges:Sicherheit in Zeiten der Krise

Mandatsträger der CSU diskutieren mit dem Nachwuchs der Partei über Kurzarbeitergeld, Hilfen für die Unternehmen und eine zuverlässige Energieversorgung.

Von Adriana Wehrens, Fürstenfeldbruck

Wie kommt man erfolgreich durch eine Krise? Diese Frage musste man sich in den vergangenen Jahren sehr oft stellen. Nur gemeinsam geht das. Diese Antwort ist vielleicht zu einfach und doch bewahrheitet sie sich noch bis heute, was die Corona-Pandemie betrifft. Auch mit Blick auf den Ukrainekrieg stellt man einen größeren Zusammenhalt fest: von Familien, die Flüchtlinge aufnehmen bis hin zu den Ländern der Europäischen Union, die näher zusammengerückt sind.

Es braucht mehr Zusammenarbeit und mehr Absprachen zwischen den verschiedenen Instanzen. Zu dieser Erkenntnis kamen auch die Anwesenden bei einem Treffen der Jungen Union Fürstenfeldbruck. Im Unterhaus, einer Bar, in deren gedimmten Licht man eher weniger eine politische Zusammenkunft erwartet, besprachen Vertreter aus Wirtschaft und Politik die Folgen des Ukraine-Krieges. Besonderes Augenmerk lag dabei auf den Auswirkungen der Krise auf die deutsche Wirtschaft.

Zunächst wurde die aktuelle Situation aus den verschiedenen Positionen geschildert. Für die Organisation und Moderation der Veranstaltung war Justin Rosner als stellvertretender Ortsvorsitzender der Jungen Union verantwortlich.

Benedikt Nesselhauf, CSU-Stadtrat in Germering und Vertreter des Nutzfahrzeugherstellers MAN, wies darauf hin, dass das Unternehmen nun bereits drei Krisen hintereinander durchzustehen habe: die Corona-Pandemie, den Halbleitermangel und seit Februar den Ukraine-Krieg. Dementsprechend seien die Auswirkungen auch an verschiedenen Stellen zu spüren. "Wir waren von Tag eins des Krieges in den Konflikt involviert", sagt Nesselhauf. Bei einem Werk in Sankt Petersburg wurde die Produktion heruntergefahren. Außerdem gebe es einen Mangel an Kabelbäumen, die zu den aufwendigsten und teuersten Komponenten bei der Montage in der Automobilindustrie zählen. Diese werden in der Ukraine hergestellt. Die Produktion sei zwischenzeitlich eingestellt gewesen, ist aber seit kurzer Zeit wieder aufgenommen worden. Trotzdem sei man noch weit weg vom Normalzustand.

Aus diesem Anlass lobte der MAN-Vertreter die Politik für die Einführung der Kurzarbeit, "dank der wir bisher durch die Krisen gekommen sind." Auf die Frage, wie es mit dem Kurzarbeitergeld weitergehe, antwortete die CSU-Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler, die Kurzarbeit sei aktuell ein wichtiger politischer Baustein. Wie es damit weitergehe, müsse man noch diskutieren. Am wichtigsten sei es momentan, "den Menschen so viel Sicherheit wie möglich zu geben". Auch mit Blick auf die Zukunft müsse die Politik den Unternehmen im Wandel finanzielle Sicherheit garantieren, um "zukunftsfest" zu werden.

Andreas Lohde von der Fürstenfeldbrucker CSU sprach von einem Katalysatoreffekt durch die Krisen: Während der Pandemie ist die Bedeutung der Digitalisierung in den Vordergrund gerückt, bei dem aktuellen Ukraine-Krieg ist es die Energieversorgung. Zu dieser Thematik äußerte sich Jan Hoppenstedt als Geschäftsführer der Stadtwerke Fürstenfeldbruck. Nicht unerwartet kündigte er noch für dieses Jahr eine Erhöhung der Stromkosten an. Ähnliches gelte auch für die Gaspreise. Aktuell versuche man bereits, die Energieversorgung durch eine Mehr-Lieferanten-Strategie zu garantieren. In Zukunft solle der Strom größtenteils von Stadt und Land selbst produziert werden.

46 Prozent der heutigen Energieversorgung werde bereits erneuerbar erzeugt. Es braucht also mehr Wind- und Photovoltaikanlagen, um das große Ziel der CO2-Neutralität erreichen zu können. In dieser Hinsicht weist Lohde darauf hin, man müsse in Kooperation mit den Stadtwerken an einer langfristigen Planung für erneuerbare Energien arbeiten. Zusammen sollen Nutzflächen gefunden werden, um die Kapazitäten zu erhöhen. "Aber auch die Kommunen müssen flexibler werden, was die Bürokratie betrifft", betonte der Kreisrat.

Die Genehmigungsverfahren dauern aktuell zu lange, so Hoppenstedt, bei Bauten zur Gewinnung von Windenergie brauche der Prozess bis zu fünf Jahre. Schließlich bezog Staffler auch die sechs Zuhörer der Jungen Union mit ein. Auf die Frage, inwieweit jene die Folgen des Ukraine-Krieges zu spüren bekommen, nannten die Jugendlichen vor allem die gestiegenen Preise beim Einkaufen. "Wenn man als junger Mensch versucht, auf eigenen Beinen zu stehen und sieht, wie die Preise ansteigen, ist das beunruhigend. Vor allem, da das Gehalt während der betrieblichen Ausbildung noch nicht so hoch ist", meldete sich ein Zuhörer zu Wort.

Die Diskussionsrunde zum Abschluss fiel eher kurz aus, da es nur noch wenige Fragen gab. Einer wollte wissen, ob es von Seiten der Stadtwerke einen Plan gebe, mehr auf die Kommunen zuzugehen. Darauf erwiderte Hoppenstedt, man sei aktuell mit drei Kommunen im Gespräch.

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