Fürstenfeldbruck:Kreisvorsitzende ohne Rückhalt

Elke Struzena zieht die Konsequenzen aus den Auseinandersetzungen im Vorstand der Grünen im Landkreis Fürstenfeldbruck - und wirft hin

Gerhard Eisenkolb

Wegen interner Querelen und Meinungsverschiedenheiten im Kreisvorstand der Grünen ist Elke Struzena mit sofortiger Wirkung von ihrem Amt als Kreisvorsitzende zurückgetreten. In einer Doppelspitze teilte sich die Grafratherin den Vorsitz mit dem Politikstudenten Jan Halbauer aus Maisach. In einem Schreiben an die Mitglieder der Grünen im Landkreis begründete Struzena ihre Entscheidung laut Halbauer damit, dass sie im Kreisvorstand nicht den Rückhalt gehabt hat, der für eine erfolgreiche Politik unerlässlich ist.

Struzena scheidet mit dem Rücktritt auch aus dem Kreisvorstand aus, dem sie seit 1995 angehört hat. Struzenas Nachfolgerin soll erst im Juni gewählt werden, Namen von möglichen Kandidatinnen wurden am Donnerstag noch nicht genannt. Zu den Hintergründen des Rücktritts äußerten sich die Grünen nur verhalten. Vorstandsmitglied Milko Tansek aus Fürstenfeldbruck verwies darauf, dass man sich intern darauf geeinigt habe, nicht mehr dazu zu sagen, als Halbauer in einer offiziellen Pressemitteilung erkläre. Laut Tansek stimmte im Vorstand die Chemie nicht. Auch der Landtagsabgeordnete Martin Runge, der selbst lange Kreisvorsitzender war, beließ es bei vagen Andeutungen. "Politik wird von Menschen gemacht", sagte Runge, "und da menschelt es eben auch mal." Elke Struzena sei auch zurückgetreten, weil sie niemandem im Weg stehen wollte.

Halbauer verwies zudem auf "unterschiedliche Auffassungen" im Kreisvorstand. Konkret hätten sich die Kontroversen beispielsweise darum gedreht, wie die Grünen mit den neuen Medien Facebook, Twitter und ihrer Homepage umgehen sollten. Halbauer arbeitet als Werkstudent für das Online-Medium münchen.de.

Die Olchinger Gemeinderätin und Kreisrätin Ingrid Jaschke, die dem Grünen-Kreisvorstand als Beisitzerin angehört, bezeichnete Struzenas Rücktritt als "nachvollziehbar". Die Situation im Vorstand sei "insgesamt schwierig" und alles andere als "harmonisch" gewesen. Es habe immer wieder "gehakt", wobei es bei den Auseinandersetzungen meist um weniger wichtige Dinge und nicht um solche politischen Fragen gegangen sei, über die in Parteigremien gelegentlich auch kontrovers diskutiert werden müsse. Jaschke sagte, sie wolle nicht zurück, sondern nach vorne schauen. Die Olchingerin hofft, dass es nun gelingen könnte, wieder Ruhe in den Vorstand zu bringen.

In den vergangenen Monaten engagierte sich Struzena vor allem in der Bürgerinitiative "S-4-Ausbau jetzt". Die Mitarbeiterin eines weltweit tätigen Computerunternehmens war erst vor einem Jahr in die Doppelspitze des Kreisverbandes aufgestiegen. Zuvor war sie öffentlich kaum in Erscheinung getreten. Im Umfeld der Grünen engagierte sie sich bereits seit 1978. Ihr Mann sitzt für die Grünen im Gemeinderat von Grafrath. Struzena selbst war am Donnerstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. (Kommentar)

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: