Fürstenfeldbruck:Kreispolitiker kämpfen um Wertstofftonne

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Fürstenfeldbruck und andere Landkreise wollen verhindern, dass das Duale System für die Entsorgung von Kunststoffen und Metall zuständig wird

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises sammelt nicht nur den Müll ein, sondern vergibt auch Darlehen an den Landkreis. (Foto: AWB Fürstenfeldbruck)

Mit der Einführung der türkisfarbenen Wertstofftonne hat der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises erfolgreich verhindert, dass private Entsorger solche Tonnen aufstellen und damit den direkten Zugriff auf die von Landkreisbewohnern gesammelten Kunststoffe und Metalle bekommen. Nun steht dem Landkreis neuer Ärger mit der kommunalen Wertstofftonne bevor.

Neue Regelung des Bundes

Das Umweltministerium des Bundes plant, den Dualen Systemen die Entsorgung von Kunststoffen und Metall zu übertragen. Das würde das Aus der türkisfarbenen Tonne bedeuten. Einstimmig schloss sich der Werkausschuss des Abfallwirtschaftsbetriebs deshalb in seiner jüngsten Sitzung einer Resolution des Landkreistages an. Dieser versucht, die Gesetzesänderung zu verhindern.

Der Landkreistag fordert, die Verantwortung für die Erfassung von Verpackungen sowie von Nichtverpackungen, die überwiegend aus Kunststoffen und Metallen bestehen, bei den Landkreisen und Kommunen zu belassen. Neben der Zuständigkeit geht es auch um hohe Erlöse. Seit fast genau zwei Jahren wird der zusätzliche Wertstoffsammelbehälter gegen eine Gebühr angeboten. Im vergangenen Jahr erlöste der Landkreis mit dem Verkauf des von den Bewohnern gesammelten Altpapiers und Schrotts 2,2 Millionen Euro. Solche Einnahmen tragen dazu bei, die Müllgebühren niedrig zu halten.

Lieber zum Wertstoffhof

Die Nachfrage nach der Wertstofftonne ist allerdings wesentlich geringer, als erwartet worden war. In der Sitzung bekannte Landrat Thomas Karmasin zwar, Besitzer eines solchen Behälters zu sein. Die überwiegende Zahl der Haushalte zieht es jedoch vor, Kunststoffe und Metalle zu sammeln und dann zum Wertstoffhof zu bringen. Eine 80-Liter-Wertstofftonne, die alle vier Wochen geleert wird und für einen Vier-Personen-Haushalt ausreichen soll, kostet jährlich 34 Euro.

Der Abfallwirtschaftsbetrieb ging bei der Einführung noch davon aus, in den ersten beiden Jahren 3000 der Behälter absetzen zu können. Bestellt und ausgeliefert wurden bisher nur etwas mehr als die Hälfte solcher Behälter. Neben den sogenannten stoffgleichen Nichtverpackungen aus Kunststoff und Metall wie Plastikschüsseln, Plastikeimern, Kinderspielzeug aus Kunststoff, Kleiderbügeln oder Bratpfannen, dürfen in der Wertstofftonne auch sogenannte Leichtverpackungen entsorgt werden. Das sind jene Verkaufsverpackungen aus Plastik, Verbundstoffen, Aluminium oder Weißblech, die sich nach jedem Einkauf im Supermarkt häufen: Joghurt- und Sahnebecher, Shampoo- und Putzmittelflaschen, Cremedosen aus Kunststoff, Spraydosen, Getränkedosen, die sonst auch zu den großen Wertstoffhöfen oder Kunststoffsammelstellen gebracht werden müssten.

Gebühren bleiben stabil

Offiziell darf der Landkreis keine Leichtverpackungen in den neuen Wertstofftonnen sammeln und der Abfallwirtschaftsbetrieb darf auch nicht dazu aufrufen, da hierfür die Dualen Systeme zuständig sind. Tun das die Bürger trotzdem, ist das wiederum nicht rechtswidrig. Das zeigt, wie kompliziert das Abfallrecht ist. Schwierig ist auch das Verhältnis zu einer Kölner Firma, mit der der Landkreis bisher bei der Entsorgung der an den Wertstoffhöfen gesammelten Leichtverpackungen kooperiert. Die Firma stimmte der Erfassung von Leichtverpackungen in der Wertstofftonne nicht zu, weil sie bereits hohe Mitbenutzungsentgelte für die Wertstoffhöfe für Unternehmen bezahlt, die dort die Stoffe abholen.

Für die Eigentümer der türkisfarbenen Wertstofftonne im Landkreis gibt es eine gute Nachricht. Auch wenn das Holsystem infolge der relativ niedrigen Nachfrage ein kleines Defizit bringt, sollen die Gebühren nicht angehoben werden. Das hat der mit Kreisräten besetzte Werkausschuss beschlossen.

© SZ vom 09.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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