Kommunalwahlen in Fürstenfeldbruck:Sandra Meissner - Hoffnungsträgerin und Herausforderin

Die Freien Wähler stellen Sandra Meissner als designierte Landratskandidatin vor. Die Bürgermeisterin von Kottgeisering will aus dem Landkreis einen "lebenswerten Wirtschaftsstandort" machen

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Sandra Meissner, Freie Wähler

"Die Landrätin muss mehr tun, als bisher der Landrat." Das sagt Sandra Meissner, derzeit noch Bürgermeisterin von Kottgeisering, im nächsten März vielleicht an der Spitze der Kreispolitik.

(Foto: Matthias F. Döring)

Den einen Job gibt sie auf, den anderen hätte sie gerne - Sandra Meissner aus Kottgeisering will bei den Kommunalwahlen im März 2020 für die Freien Wähler die Nachfolgerin von Landrat Thomas Karmasin (CSU) werden. Erst vor Kurzem hat die 50 Jahre alte und seit fünf Jahren amtierende Bürgermeisterin bekannt gegeben, dass sie für diesen Posten nicht wieder kandidieren möchte. Weil sich die Juristin die Kreispolitik als neues Betätigungsfeld schon vorstellen kann und Emmerings FW-Bürgermeister Michael Schanderl die Parteifreie schon länger als geeignete Spitzenkandidatin im Blick hatte, ist sie seit der Klausurtagung des Freie-Wähler-Vorstands am vergangenen Wochenende die designierte Landratskandidatin. Die Mitglieder sollen über diesen Vorschlag am 30. September abstimmen. Am Mittwoch gab Meissner in Fürstenfeldbruck einen Überblick über ihre politischen Ziele im Landkreis.

"Sandra passt zu uns", sagt Gottfried Obermair, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler im Kreistag. Das Zueinanderfinden von Meissner und den Freien Wählern ist den Berichten der Klausurteilnehmer vom vergangenen Wochenende zufolge schnell und unkompliziert gegangen. Seither ist Meissner auch FW-Mitglied. Die politischen Forderungen, die sie habe, hätten sich mit denen der Freien Wähler gut vereinbaren lassen, sagen Michael Schanderl und der FW-Landtagsabgeordnete Hans Friedl aus Alling. So ist auch nicht alles neu und unbekannt, was bei der Pressekonferenz in Fürstenfeldbruck gesagt wird, aber die Betonung ist eine andere. Sandra Meissner will den Job. Sie will "anpacken, was liegen geblieben ist", sie will als Landrätin beweisen, dass "der Landkreis mehr sein kann, als Teil des Ballungsraums München zu sein". Ein Umfeld möchte sie schaffen, damit Menschen im Landkreis gerne leben und dort auch im Alter noch bezahlbaren Wohnraum finden. Ebenso soll der Landkreis durch den Ausbau der Wirtschaftsförderung in die Lage versetzt werden, Betriebe anzusiedeln, die neue Arbeitsplätze hier schaffen. Damit will sie die Zahl der Auspendler nach München und Augsburg reduzieren helfen und gleichzeitig etwas gegen den zunehmenden Pendlerverkehr tun.

Wohnen und arbeiten an einem Ort gehört für Meissner zusammen, aber um das zu erreichen, müssten die Rahmenbedingungen stimmen. Im zur zivilen Nutzung anstehenden Fliegerhorst sieht sie die Aufgabe als Landrätin, mehr tun, als nur zu moderieren. Diese Aufgabe hat derzeit Landrat Thomas Karmasin, der die Ziele, Forderungen und Aufgaben der vier Anliegerkommunen des Fliegerhorstes - Fürstenfeldbruck, Olching, Maisach, Emmering - koordinieren und moderieren soll. Für Meissner ist klar, dass die Umwandlung des militärischen Geländes in ein neues Stadtgebiet mit Wohnungen, Gewerbebetrieben und Freizeitmöglichkeiten nicht nur die Aufgabe von nur vier Kommunen sein kann: "Der Fliegerhorst hat im ganzen Landkreis Bedeutung." Deshalb möchte sie genau durch diese riesige Fläche eine Verbindung zwischen der S 3 und der S 4 schaffen. Wie das aussehen könnte, lässt sie noch offen, doch diese Tangente zwischen den S-Bahn-Außenästen ist ihr ein wichtiges Anliegen. Ebenso wie die Forderung nach einem viergleisigen Ausbau der S-Bahnlinie 4 bis Fürstenfeldbruck. Es müssten deshalb die Bahnhöfe Puchheim und Bruck viergleisig und barrierefrei ausgebaut werden. Derzeit liegt eine Planung der Deutschen Bahn für einen dreigleisigen Ausbau nur bis Eichenau vor. Die Bahn, so Emmerings Bürgermeister Schanderl, habe mit veraltetem Zahlenmaterial geplant, es müsse unbedingt eine Neuplanung geben. Meissner kann sich auch vorstellen, dass es auf der Linie S 3 einen Abzweig Richtung Mering geben könnte, vielleicht sogar mit der S-Bahn.

Beim Thema Klimaschutz, den die CSU seit Neuestem über alles zu stellen scheint, ist Meissner eher pragmatisch als dogmatisch. Jede Maßnahme sei zu überprüfen, ob sie mit dem Klimaschutz vereinbar sei und ob man ihn verbessern könne, sagte sie. Ihre Ziele zu verwirklichen, dürfte auch Geld kosten. Das verschweigt Meissner nicht. Zum Beispiel kann sie sich vorstellen, Fachpersonal einzustellen, um die Lehrer in den vom Landkreis bezahlten weiterführenden Schulen von technischen Aufgaben zu befreien. Meissner: "Lehrer sollen nicht für die Technik zuständig sein, sie sollen sich wieder mehr um ihren Bildungsauftrag kümmern können." Die besten Unterrichts- und Lernbedingungen hätten die Schüler derzeit nicht, es fehle am Breitbandausbau und den Endgeräten, wie sie es von zu Hause gewöhnt seien.

Wenn sie sich das Amt einer Landrätin nicht zutrauen würde, hätte sie den Freien Wählern nicht zugesagt. Was sie motiviere, und das sagt sie mit einem gesunden Selbstvertrauen, ist ihre Überzeugung: "Die Landrätin muss mehr tun, als bisher der Landrat." Dass sie sich der Probleme annimmt, hat sie in Kottgeisering gezeigt. Dort gab es 30 Jahre keine vernünftige Planung der Trinkwasserleitung. "Daseinsvorsorge!", betont die ehrenamtliche Bürgermeisterin und Mutter von vier Kindern. Seitdem sie Bürgermeisterin ist, hat sie in ihrer Heimatgemeinde eine funktionierende Planung, die Stadtwerke Fürstenfeldbruck als Betriebsführer des Netzes gewonnen und auch noch die wichtige Löschwasserwasserversorgung geregelt. Dieses Thema, wie andere auch, "ist nicht sexy gewesen, aber es musste gemacht werden".

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