Fürstenfeldbruck:Kostbare Klänge

Gelungener Eröffnungsabend des Fürstenfelder Klaviersommers

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Der erste Fürstenfelder Klaviersommer unter der künstlerischen Leitung des Pianistenehepaares Susanne und Dinis Schemann war im vergangenen Jahr ein vom Publikum gerne angenommenes Angebot. Dessen Wiederauflage in diesem Jahr stand aufgrund von Corona unter keinem guten Stern. Entschlossenheit und Mut ließen den Eröffnungsabend am Samstag für das Veranstaltungsforum jedoch zum Erweckungserlebnis aus dem Dornröschenschlaf werden: Es war seit Monaten die erste Kulturveranstaltung, die im Stadtsaal stattfinden konnte. Dazu haben nicht nur die aktuell beschlossenen Lockerungen seitens der Politik beigetragen, so dass jetzt 100 Besucher im Stadtsaal zugelassen werden konnten. Die Idee, das Konzert zweimal, nämlich um 17 und um 20 Uhr anzubieten, verdoppelte die mögliche Besucherzahl - und beide Male war es ausverkauft. Und so war nicht nur das Publikum glücklich, sondern es waren auch die Verantwortlichen. Die Zuhörer wurden gut gelaunt einzeln zu ihren Plätzen geleitet, die ausgedünnten Reihen symbolisierten Offenheit und Weite. Ein Konzertbesuch, der oft als angenehme Routine wahrgenommen wurde, erschien auf einmal kostbar und exklusiv.

Die Konzentration erfolgte auch auf der Ebene des Programms: Damit das Konzert nicht länger als eine Stunde dauerte, entschloss sich Dinis Schemann, der Pianist des Abends, nur zwei gewichtige Sonaten von Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven auf sein Programm zu setzen. Beide Sonaten haben im Kopfsatz einen pastoralen Klangcharakter, auch wenn nur das Beethoven-Werk in D-Dur op. 28 bald nach seiner Entstehung den Beinamen "Pastorale" erhielt. Mozarts Sonate wurde insbesondere durch den Schlusssatz "Alla turca" zum Welthit nicht nur im Klassik-Bereich. Der Eingangssatz, ein lyrischer Variationensatz im 6/8-Takt, ist ein geradezu genial gelungenes Werk, was Ebenmaß, Transparenz und kantable Linienführung angeht.

Mit dieser Sonate begann der Klavierabend von Dinis Schemann. Die Empfindung des Pianisten lag in diesem Variationensatz genau richtig: Er artikulierte im Thema deutlich, doch stets in einer Linie, er formte Phrasen und hatte trotzdem den größeren Bogen im Blick. In dieser Schlichtheit ging er auch die ersten Variationen an. Sie hatten keine Schnörkel oder Verzögerungen, gelangen aber zugleich nicht mechanisch, sondern stets vom Atem getragen. Die Zurücknahme des Tempos in der Moll-Variation hat Mozart nicht ausdrücklich gefordert, doch geht sie aus der Oktavenführung der Oberstimme ganz organisch hervor. Der Alla-turca-Satz war sorgsam musiziert, dabei nuanciert im Klang und bei allen Wiederholungen nie langweilig.Der Eingangssatz der Beethoven-Sonate lebte vom wohligen, flächigen Klang, ohne dass die kantable Sonorität abhanden gekommen wäre. Das Andante entpuppte sich hingegen als federndes Staccato-Fest, mit dem die zarten Legato-Passagen schön kontrastierten. Zwei Zugaben rundeten am Ende die vitale Konzertstunde ab.

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