Fürstenfeldbruck:Kein Einlass für den "Biss"-Verkäufer

Lesezeit: 1 min

Jürgen Kleißler wollte im Festzelt die Zeitschrift "BISS" verkaufen. Beim Ude-Auftritt ließ ihn die SPD rein, die CSU bei der Seehofer-Rede aber nicht.

Von Gerhard Eisenkolb

Wahlkämpfer Horst Seehofer spricht im Fürstenfeldbrucker Festzelt - eine Privatveranstaltung, wie die CSU dem "Biss"-Verkäufer sagt und ihm deshalb den Zutritt verweigert. (Foto: Johannes Simon)

Bierzeltauftritte von Spitzenpolitikern sind gut besuchte Massenveranstaltungen. Wahlentscheidend ist diese Volksnähe meistens nicht. Außer im Fall von Jürgen Kleißler. Der Verkäufer der Straßenzeitung Biss, wollte die Auftritte von Christian Ude (SPD) und Horst Seehofer im Brucker Bierzelt miterleben. Seither steht für ihn fest: "Ja, ich gehe wählen, aber bestimmt nicht die CSU."

Denn bei der SPD durfte der 61-Jährige von Biertisch zu Biertisch gehen, um seine Obdachlosenzeitung zum Thema "Hiergeblieben - Wie Münchner den Sommer in der Stadt verbringen" zu verhökern. Bei der CSU allerdings wurde er nicht mal ins Zelt gelassen. Kleißler war bei der "Privatveranstaltung der CSU" unerwünscht, sagt er, weshalb er am Montag auf seinen Zeitungen sitzen blieb. Vergeblich intervenierte der Brucker sogar beim Sicherheitsdienst und bei der Polizei.

Dabei ist Kleißler ein guter Verkäufer, sonst hätte er 2010 nach 15 Jahren auf der Platte nicht eine Festanstellung bei Biss und damit auch eine eigene Wohnung bekommen. Und in Bierzelten und bei Festen sitzt das Geld locker. Gelingt es Kleißler, Menschen in ein Gespräch zu verwickeln, ist er auch eine Biss los. Schließlich lautet sein Geheimnis, sympathisch und freundlich zu sein. Bei den Genossen lief das Geschäft besonders gut. Der gelernte Tankwart wurde hundert Zeitungen los. Sozialdemokraten haben eben noch ein soziales Gewissen und lassen sich beim Anblick eines früheren Obdachlosen in Gewissensnot bringen. Um hundert Zeitungen loszuwerden, muss ein Biss-Verkäufer in der Regel eine Woche arbeiten, ein Monatsumsatz von 400 Zeitung ist normal. Nun hofft Kleißler noch auf einige schöne Feste, um für die Augustflaute vorzusorgen.

© SZ vom 11.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: