Fürstenfeldbruck:Kaum besuchte Sprechstunde

Fürstenfeldbruck: Unter vier Augen: Susann Enders und Georg Stockinger bleiben bei der Bürgersprechstunde unter sich.

Unter vier Augen: Susann Enders und Georg Stockinger bleiben bei der Bürgersprechstunde unter sich.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Nur eine Bürgerin hat Fragen an FW-Landtagsabgeordnete

Von Jakob Mandl, Fürstenfeldbruck

Sommerloch oder keine Fragen? Dass Bürger das Angebot einer Fragestunde (fast) nicht wahrnehmen, das passierte kürzlich der Landtagsabgeordnete Susann Enders von den Freien Wählern (FW). Die Betreuerin des Stimmkreises Fürstenfeldbruck-West aus ihrer Fraktion kam nach Fürstenfeldbruck, um zu diskutieren. Im Bürgersaal des Seniorenzentrums Josefstift warteten Enders und der Brucker FW-Stadtrat Georg Stockinger zwei Stunden auf Besucher. Doch lediglich eine Pflegerin des Seniorenstifts kam zur Veranstaltung.

Der geringe Zuspruch war für Enders aber kein Problem. Mit der Bürgersprechstunde will sie vor allem signalisieren, dass sie auch für die Belange der Brucker da ist. "Wenn man's nicht anbietet, heißt's wieder: Die kommt ja nicht", sagte Enders, und das wolle sie unbedingt vermeiden. Allein die Meldung, dass die Landtagsabgeordnete für Gespräche mit den Bürgern da ist, sei schon wertvoll. Außerdem nutzte sie die Zeit, ausführlich mit Stockinger zu reden, was in der lockeren Atmosphäre schnell von Wildschweinen über den Fliegerhorst bis zum 5-G-Ausbau führte.

Auch auf ihr Spezialthema, die Barrierefreiheit, kam sie immer wieder zu sprechen. So wurde die Wahl des Veranstaltungsortes nach diesem Kriterium getroffen. Der Bürgersaal des Josefstifts war die beste Option, weil das Rathaus, aber auch die Gastronomie und viele Arztpraxen in Bruck für Gehandicapte nicht geeignet seien, wie sie sagte. Zwar fand die Bürgersprechstunde so etwas versteckt statt, aber bei der Barrierefreiheit gibt es für Enders keine Kompromisse. Diese sollte man auch bei öffentlichen Orten nicht machen, wie dem S-Bahnhof Buchenau. Ob der dortige Umbau tatsächlich zur Barrierefreiheit führe, zweifelte Enders stark an. Dabei seien Maßnahmen zur Barrierefreiheit beim Bau einfach zu bewerkstelligen, wenn man schon bei der Planung Betroffene hinzuzieht. Teure Umrüstungen lassen sich dann vermeiden. Außerdem nutzt die Barrierefreiheit allen - nicht nur Rollstuhlfahrern, Blinden und Menschen mit Krücken oder Rollatoren, sondern auch kleinen Kindern, Reisenden mit Gepäck und Menschen mit schlechten oder keinen Deutschkenntnissen. Zu einem barrierefreien Bahnhof gehören nämlich nicht nur Aufzüge und Rampen, auch Piktogramme oder öffentliche WC sind ein Teil davon. Gemeinsam mit den Freien Wählern vor Ort und Betroffenen will Enders eine Begehung des Bahnhofs unternehmen, um die Barrierefreiheit zu prüfen.

Auch das Gespräch mit der Bürgerin drehte sich um den Bahnhof - allerdings kritisierte die Besucherin die Verkehrssituation in Bruck: zu viele Autos, zu schlechter S-Bahn-Takt. So kamen Enders und Stockinger auf den Ausbau der Linie S 4 zu sprechen, der dringend nötig sei, zumal die Strecke von Geltendorf nach Lindau elektrifiziert wird und dadurch mehr Züge zu erwarten sind. Vertieft wurde das Gespräch aber nicht, da die Pflegerin zum Tanzabend der Senioren musste - die Akkordeonmusik im Hintergrund passte gut zur Stimmung bei Enders und Stockinger an einem entspannten Abend, an dem beide viel reden konnten - nur nicht mit den Bürgern, denn die blieben der im Josefstift versteckten Veranstaltung weitestgehend fern.

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