Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Karmasin steht zu Afrika-Soli

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Beim Neujahrsempfang der Seniorenunion verteidigt der Landrat seinen Vorschlag für eine Unterstützung des Nachbarkontinents. Zudem widerspricht er erneut Vera Lengsfelds Kritik an Bundeskanzlerin Merkel

Von Julia Bergmann, Fürstenfeldbruck

Den Neujahrsempfang der Seniorenunion hat Landrat Thomas Karmasin genutzt, um zu mehreren Streitthemen Stellung zu beziehen. Unter anderem verteidigte er erneut seinen Vorschlag eines Afrika-Solis. Karmasin hatte Anfang Januar in einem Interview mit der Fürstenfeldbrucker SZ gesagt, er wäre dafür und auch persönlich dazu bereit, einen solchen Beitrag zu bezahlen. Ihn hatten daraufhin viele, auch persönlich beleidigende Zuschriften erreicht. Auch im Internet hatte es empörte Reaktionen gegeben. "Meine Position in dem Interview war, dass man das zu einem Thema machen muss, und das vertrete ich nach wie vor", erklärte Karmasin am Donnerstag im gut gefüllten Veranstaltungssaal des Brucker Seniorenheims Theresianum und erntete dafür Applaus. "Was ich damit zum Ausdruck bringen wollte, ist, dass die Idee, wir könnten uns hier völlig einigeln und der Rest der Welt kann uns wurscht sein, völlig blauäugig ist", erklärte Karmasin weiter. Er sieht in einer finanziellen Unterstützung Afrikas eine der effizientesten Möglichkeiten, Fluchtursachen zu bekämpfen und neue Flüchtlingsströme nach Deutschland zu vermeiden.

Ebenso klare Worte fand der Landrat, an diesem Abend zum eine Woche zurückliegenden Neujahrsempfang der Puchheimer CSU. Der Vorsitzende Markus Hammer hatte als Gastrednerin Vera Lengsfeld, eine ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete mit Sympathie für AfD-Positionen, eingeladen. Nach ihrem kontroversen Vortrag und massiver Kritik etwa an der Bundeskanzlerin hatte Karmasin in Puchheim selbst das Wort ergriffen und spontan zur Gegenrede angesetzt. Beim Empfang der Seniorenunion verdeutlichte der Landrat und CSU-Kreisvorsitzende noch einmal: "Frau Lengsfeld hat die Situation in unserem Land so dermaßen negativ dargestellt, es hat mich einfach provoziert."

Auch Karmasin hat in der Vergangenheit Merkels Asylpolitik kritisiert. Dennoch sei es nicht so, dass nach 13 Jahren Merkel als Bundeskanzlerin das Land in Schutt und Asche liege. Zu seinem improvisierten Schlusswort in Puchheim erklärt der Landrat: "Zu zeigen, dass man nicht alle Meinungen teilt, war wichtig." Das müsse man dem Kreisvorsitzenden auch zugestehen. Für Karmasin war das eine unübliche Wortmeldung, wie er selbst einräumte. Normalerweise sei es nicht seine Art, in einem solchen Rahmen dem Gastredner zu widersprechen. Im Fall von Vera Lengsfeld, war es ihm offensichtlich ein Anliegen, klar zu stellen, dass sich der Kreisverband von den geäußerten Positionen distanziert. Zumal bereits im Vorjahr ein umstrittener Gastredner bei der Puchheimer CSU Furore gemacht hatte. Edgar Ludwig Gärtner hatte den Puchheimern damals unter anderem empfohlen, kleine Kernkraftwerke in ihre Gärten zu stellen. Er hatte behauptet, dass die Strahlung die Menschen älter werden lasse.

In Abgrenzung zu Lengsfeld betonte Karmasin bei der Seniorenunion: "Ich denke, gerade Sie, die sie noch ganz andere Zeiten erlebt haben, werden mir zustimmen, wenn ich sage, wir leben in einem Land, in dem es uns gut geht." Besonders der Landkreis sei lebenswert, auch wenn er anders als andere nicht vom Tourismus lebe oder ein Industriestandort sei. "Wir haben alles, was für ein gutes Leben eine Rolle spielt", sagt Karmasin und nennt etwa die gute medizinische Versorgung durch die Kreisklinik, die 18 auf den Landkreis verteilten, weiterführenden Schulen und ein gut ausgebautes Busnetzwerk.

Als wichtigste Zukunftsthemen für den Landkreis machte Karmasin die Entwicklung des Fliegerhorstareals aus, sowie den Ausbau des ÖPNV, besonders der zweiten Stammstrecke. Aber auch selbstkritisch zeigte er sich, etwa bei den Themen Klimaschutz und Energiewende. "Ich hätte mir erhofft, dass wir viel besser vorankommen", sagte er. Ein Ziel, dass sich Karmasin für seine erneute Landratskandidatur auf die Agenda schreiben kann.

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SZ vom 19.01.2019
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