Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Kantig und kundig

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Manfred Fock hat jugendlichen Straftätern die Rückkehr in die Gesellschaft geebnet. Nach seiner Verabschiedung als Geschäftsführer des Vereins Sprint hat er mehr Zeit für sein großes Hobby: das Verfassen skurriler Krimis

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Manfred Fock ist in etwa so leicht zu beschreiben wie Karl Valentin. Einen Namen gemacht hat sich der gebürtige Münchner vor allem als Gründer des Vereins Sprint und damit im Bereich der Gerichtshilfe für Jugendliche und mittlerweile auch für Erwachsene. Bekannt geworden ist er jenseits der sozialpädagogischen Resozialisierung und Integration aber auch als Autor von Fußball-Sachbüchern, Krimis mit Lokalkolorit oder skurril anmutenden Werken wie der Gartenzwerg-Trilogie (Die Entführung der Gartenzwerge, Die Hinrichtung der Gartenzwerge, Die Befreiung der Gartenzwerge).Kurzum: Es gibt Überschneidungen von Fock und Valentin.

Während die künstlerische Karriere ungebrochen fortgesetzt werden dürfte, ist die Karriere als Geschäftsführer des Fürstenfeldbrucker Vereins Sprint nun zu Ende gegangen. Im Brucker Brauhaus verabschieden den 63-Jährigen am Freitag vor allem Weggefährten aus der Jugendhilfe. Fock wird seinem Ruf gerecht, ein fachlich sehr beschlagener, aber ziemlich kantiger und bisweilen kauziger Typ zu sein. Vielleicht war gerade diese hart wirkende Schale sein Erfolgsrezept im Umgang mit straffällig gewordenen Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Fock ist auf bayerische Art sehr direkt, bei seinen Schützlingen mag er gerade deshalb durchaus als cooler Hund durchgegangen sein. Für die sensibleren Zeitgenossen gab es ja auch noch die Sozialpädagoginnen seines eingespielten, siebenköpfigen Teams.

Die sind am Freitag natürlich auch im Brauhaus bei der Abschiedsfeier dabei - allen voran seine bisherige rechte Hand der zurückliegenden zehn Jahre, Karen Adomeit, die nun seine Nachfolge an der Spitze der Geschäftsstelle antreten wird. Gekommen sind zudem Weggefährten von Polizei, Gericht und Behörden, so auch Jugendamtsleiter Dietmar König, Claudia Baubkus vom Jobcenter, der frühere Jugendrichter Eugen Heilmann sowie Peter Steger, Kopf des Ausbildungsprojekts Starthilfe in Überacker. Unter den Gästen ist auch Jan Halbauer, der Sozialreferent der Stadt. Hilmar Mainberger, der Vorsitzende des Vereins Sprint, drückt seinen Respekt und seine Hochachtung für "den lieben Fredo" aus und blickt zurück auf 1996, das Gründungsjahr des Vereins, der mittlerweile gewachsen ist und sich nicht nur um den Täter-Opfer-Ausgleich kümmert oder um Ökowochenenden (Schwitzen statt sitzen) sowie Betreutes Wohnen. Er bietet zudem soziale Hilfsdienste und Sozialkompetenzkurse für Erwachsene an. Und er hilft Jugendlichen, doch noch den Schulabschluss und die Ausbildung hinzubekommen. Jüngster Spross des Vereins Sprint ist das Repair-Café, in dem defekte Produkte nicht im Müll landen, sondern repariert werden. Fock sei "Kopf und Herz und Seele" des Vereins, sagt Mainberger, der dessen "hintersinnigen Humor" schätzt. Ein langjähriger Weggefährte ist auch Jugendamtschef Dietmar König. Die Sache mit der Betreuung straffällig gewordener Jugendlicher sei ähnlich schwierig wie die mit den Sechzigern, sagt König augenzwinkernd, in Anspielung auf die Krisen der Münchner Löwen. König erinnert an die Anfänge, als Fock auf Honorarbasis arbeitete, bevor er den landkreisweit einmaligen und vorbildlichen Verein gegründet habe. Für ihn sei der Abschied "ein trauriger Moment". Und auch für Sprint sei es "eine Zäsur".

So bierernst will Manfred Fock das nicht sehen. Zwar hat er Mühe, seine Rührung zu verbergen, als seine Mitarbeiterinnen das Abschiedsgeschenk hereintragen: eine kleine Modelllandschaft nebst Berg und Bimmelbahn. Gleichwohl tritt der Autor einer Gartenzwergtrilogie nicht einfach so ab. Und so wirft er in seiner Abschiedsrede einen Blick voraus auf die nahenden Weißwürste. Er lässt einige seiner Romanfiguren zu Wort kommen, die sich mit Fragen beschäftigen wie der, warum Weißwürste der Länge nach platzen oder was das tote Wildschwein im Ehebett zu suchen hat. "Für mich war's das", sagt Fock, bevor die dampfenden Schüsseln aufgetischt werden, "für heute jedenfalls". Klingt nach Karl Valentin. Ist Manfred Fock.

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SZ vom 28.05.2019
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