Fürstenfeldbruck:Kamele in der Manege

Fürstenfeldbruck: Was auf den ersten Blick wie reinste Alpenidylle wirken mag, beunruhigt manchen Tierschützer: Die beiden "Berge" gehören zu einem Kamel aus dem Zirkus.

Was auf den ersten Blick wie reinste Alpenidylle wirken mag, beunruhigt manchen Tierschützer: Die beiden "Berge" gehören zu einem Kamel aus dem Zirkus.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Nach dem Ärger um den Zirkus Louis Knie schlägt nun das Familienunternehmen Barnum seine Zelte in der Kreisstadt auf - allerdings offenbar ohne Wildtiere und außerdem auf privatem Gelände

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Am Donnerstag heißt es beim Circus Barnum: "Manege frei". Bis einschließlich Sonntag gastiert das Familienunternehmen mit Sitz im Nachbarlandkreis Dachau in der Kreisstadt. Klingt nach unbeschwertem Vergnügen, Akrobatik, Jonglage und Klamauk. Klingt aber auch nach problematischeren Zirkusnummern. Denn Barnum wirbt mit dem Slogan: "Jetzt wird's tierisch", für seine 60 Tiere, darunter Kamelstuten sowie Lamas. In vergangenen Jahren hatte es in Bruck wiederholt Ärger mit Tierschützern gegeben.

Diesmal freilich liegt die Sache offenbar anders. Denn das Unternehmen hat, anders als die Vorgänger, seine Zelte nicht auf dem Volksfestplatz aufgeschlagen, sondern an der Kurt-Schumacher-Straße, nahe dem Rewe-Markt im "Schlangenhaus". Die Fläche befindet sich in Privatbesitz. Hier also gilt der 2014 gefasste Beschluss der Stadt nicht, der festlegt, "künftig nur noch Zirkus- und Schaustellerbetrieben in Fürstenfeldbruck städtische Gelände und Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen, die keine Wildtiere mitführen", und eine artgerechte Haltung sicherstellen.

Eskaliert war der Streit beim Gastspiel des Zirkus Louis Knie im März 2016. Der mittlerweile aus dem Stadtrat ausgeschiedene SPD-Politiker Axel Lämmle war mit dem damaligen Zweiten Bürgermeister und heutigen OB Erich Raff (CSU) wiederholt hart aneinandergeraten. Lämmle geißelte die Genehmigung durch die Stadt ebenso wie die angeblich nicht artgerechte Tierhaltung. Der Zirkus hatte damals seine Zelte auf dem städtischen Volksfestplatz aufgeschlagen. Ben, den letzten deutschen Zirkusbären, hatte er gar nicht erst mitgenommen, sondern mit Blick aufs Brucker Wildtierverbot in einem Käfig-Anhänger bei Deggendorf zurückgelassen. Zuvor bereits waren zwei Affen endgültig an eine Tierauffangstation abgegeben worden. Der zurückgelassene Braunbär wurde auf Beschluss des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs wegen der Defizite bei Haltung und Betreuung beschlagnahmt. Das freilich konnte Tierschützer von Peta und Animals United nicht besänftigen. Sie protestierten auf dem Volksfestplatz vor dem Zirkuszelt, weil sie auch Tiernummern mit Pferden, Ochsen oder Eseln ablehnen.

Kamele und Lamas gelten den Buchstaben des Gesetztes zufolge nicht als Wildtiere - das räumte am Dienstag auch Simon Fischer von der Bürgerinitiative Wildtierverbot Deutschland ein. Fischer hatte im März 2016 mit Blick auf den Zirkus Louis Knie von einem "Skandalzirkusgastspiel" gesprochen. Die Bürgerinitiative vertritt generell die Auffassung, dass Tiere nicht in den Zirkus gehören, weil eine artgerechte Haltung schon allein durch den häufigen Transport kaum möglich sei.

Das sieht Markus Kaiser, Chef des Circus Barnum, anders: "Bei uns ist wirklich alles in Ordnung und den Tieren geht es sehr gut", versicherte er am Dienstag. Mitgebracht hat er auch ungarische Steppenrinder, die 50 Zentimeter kleinen Argentinischen Zwergponys, Friesen sowie Vollblut-Araber. Darüber hinaus gibt es bei den Vorstellungen auch klassische Zirkusnummern wie jene von Romina Barnum, die an seidenen Tüchern in zehn Metern Höhe akrobatische Kunststücke zeigt, sowie von Juliano Barnum am Solotrapez ohne Sicherung. Außerdem mit dabei ist der Stuhlpyramidenbauer Miguel, die Gebrüder Barnum, die auf den Rücken der Pferde Saltos schlagen, Feuerspucker, Schlangenakrobatik und die lustige Emma.

Circus Barnum, Donnerstag, 20. Juli, bis Samstag, 23. Juli, täglich 16 Uhr, Freitag und Samstag auch 19 Uhr; Sonntag, 24. Juli, 15 Uhr

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