Fürstenfeldbruck:Kalauender Verb-Brecher

Fürstenfeldbruck: Selbst ernannter Vers-Sager: Willy Astor mit seinem Programm "König der Kalauer" in Germering.

Selbst ernannter Vers-Sager: Willy Astor mit seinem Programm "König der Kalauer" in Germering.

(Foto: Günther Reger)

Willy Astor unterhält in Bruck mit atemloser Wortakrobatik

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Lachen ist gesund. Willy Astor nennt es eine Rückkehr zum Kind in uns, weil Kinder das können, etwa nach dem Aufwachen, scheinbar ohne jeden äußeren Anlass, einfach so. Das ist die Philosophie, die hinter seinem Programm steckt. Am Sonntagabend bietet er seinem Publikum im ausverkauften Stadtsaal von Fürstenfeld diese Form der Therapie. Astor heimst schon großen Beifall, als er die Bühne betritt. Dabei wird er dem Titel "König der Kalauer" mit seinem Programm "Reim Time" vollauf gerecht. Wie das funktioniert, zeigt bereits das Werbeplakat am Eingang, da wird aus Zufall und lässig ein "Zufalässig".

Zum Auftakt singt Astor ein Lied über Fürstenfeldbruck, seine Lieblingsstadt, das nur aus einer Zeile besteht: "Oh, oh, oh Fürstenfeldbruck". Er steigt von der Bühne, spricht die Besucher in der ersten Reihe an, darunter eine Frau aus Leipzig mit dem Namen Jaqueline. "Voll das Klischee", lautet sein Kommentar und er sinniert über die Menschen aus dem Nahen Osten. Er zeigt eine Laubsägearbeit, gelb angestrichen, die obere Kante ist leicht gewellt, die untere scharf gezackt. Er nennt das Werk "Wellkamm". Schließlich führt Astor eine Erfindung vor, ein Islam-Handy. Es ist ein altes Modell mit Antenne, die beschnitten ist, das Display hat er verschleiert und wenn er den Akku einsteckt steht auf der Anzeige "Bin Laden". Einen Wasserschaden bei Behörden deutet er als Sechsämtertropfen.

In seinem Bericht über den Aufenthalt in einer Berliner Prominenten-WG tauchen Schauspieler und Politiker dutzendweise auf. Astor kalauert über die verschiedenen Charaktere, über Niki Lauda, Ben Stiller, und Till den großen Schwaiger, während George das Klo nie putzte. Nun ja. Seine Stückchen über die Widrigkeiten des Lebens trägt er mal im lockeren Plauderton vor, mal als Gedichte oder als Songs mit Gitarre, wobei er bekannte Melodien nutzt, etwa für sein Credo "I was made for laughing you", die Passage "See you later, my rollator" im Senioren-Medley oder "Kukident, Kukident, mei Prothesele fällt raus". So geht das mehr oder weniger über zwei Stunden.

Das Programm hat er zum 30-jährigen Bühnenjubiläum geschrieben. Astor ist im Münchner Hasenbergl aufgewachsen, gelernter Werkzeugmacher und Maschinenbautechniker, seit 1983 tourt er durch Deutschland, Österreich, die Schweiz. Einige Jahre arbeitete er bei Antenne Bayern, er hat eine Comedy-Serie geschrieben und den FC-Bayern-Song "Stern des Südens", anschließend das "Wortstudio" auf Bayern 3 gemacht. Er selbst nennt sich Verb-Brecher, Silbenfischer und Vers-Sager. Durchaus witzig karikiert er Modeerscheinungen: den unlustigen Veganer, die Vorliebe für Scharlatanerie mit und ohne Globuli. Wäre Hitler zu einem Naturarzt in die Praxis gekommen, hätte er mit "Heil Praktiker" gegrüßt, erklärt Willy Astor.

In einer Zeit mit vielen eher schlechten Nachrichten, habe solch Unfug eine wohltuende Wirkung, erläutert Astor seine Philosophie. Plötzlich steht ein ernster Mensch, der zum Nachdenken anregen will, auf der Bühne. Er singt ein Lied mit dem Titel "Einfach sein", in dem es heißt, für jeden müsse es einen Platz geben auf dieser Erde. So einfach könnte es sein, ist es aber nicht. Und darum nur auszuhalten, wenn man manchmal sinnfrei lachen kann.

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