Für ihre Auftritte beim Improvisationstheater üben die Schüler des Viscardi-Gymnasiums keine konkreten Szenen, sondern sie trainieren die Technik. "Auf der Bühne ist es wie beim Fußball. Du musst aufmerksam und spontan sein und dann im richtigen Moment die richtige Idee haben", erklärt Claus Hilgers. Er ist Gründer und Leiter des Wahlkurses "Improvisationstheater" am Viscardi-Gymnasium. In diesem Jahr feiern die Gruppe "Impro Macchiato" ihr zehnjähriges Bestehen - mit einem Auftritt an diesem Donnerstag auf dem Volksfest.
Für diesen Anlass hat sich die Gruppe einiges einfallen lassen. Denn neben der normalen Besetzung aus 16 Schülern, werden auch vier Lehrer zu sehen sein. Außerdem tritt die Nachwuchsgruppe der Fünftklässer auf. Auf eines aber freut sich Hilgers besonders: "Schön wird es, die vielen Ehemaligen wiederzusehen. Und wer von denen Lust hat, darf natürlich auch noch einmal mit auf die Bühne."
Die Jubiläumsshow ist der Höhepunkt der diesjährigen Saison von "Impro Macchiato". Während des Schuljahres zeigt die Gruppe jährlich etwa sieben Shows in der Aula des Viscardi-Gymnasiums. Dazu kommen mehrere Gastspiele sowie das legendäre Impro-Match gegen die Gruppe des Graf-Rasso-Gymnasiums.
Mittlerweile hat sich die Shows von "Impro Macchiato" im Landkreis etabliert. Vor zehn Jahren dagegen sei es nicht einfach gewesen, überhaupt Schüler für den neuen Wahlkurs zu begeistern, sagt Hilgers. Denn keiner habe so richtig gewusst, was ihn da erwarten würde. Improtheater gab es damals hauptsächlich in kleinen, professionellen Gruppen, in Schulen war dagegen noch keine Rede davon.
Eine der Mitgründerinnen von "Impro Macchiato" war Aline Pronnet. Sie staunt immer noch darüber, wie schnell sich damals alles entwickelt hat. "Im ersten Jahr waren wir gerade einmal zu dritt. Aber wir konnten dann noch sechs Mitschüler überreden. " Gemeinsam habe man Auftritte in Fürstenfeldbruck und München besucht, viel trainiert und am Ende des Schuljahres zum ersten Mal selbst auf der Bühne gestanden. "Dass sich jetzt fast 90 Schüler Jahr für Jahr anmelden, ist unglaublich."
Tatsächlich sei es mittlerweile eines der beliebtesten Wahlfächer und aus dem Schulleben nicht mehr wegzudenken, sagt Hilgers. Jede Woche trainieren sechs Schülergruppen Spielstrukturen, Konzentration und Spontaneität. Einmal im Jahr gibt es sogar ein gemeinsames Trainingslager mit professionellen Schauspielern aus München. Hier tauscht man sich unter anderem darüber aus, wie Einfälle später auf der Bühne umgesetzt werden können. Die Stimmung sei dabei immer ausgelassen - wie auch bei den Auftritten.
Improtheater lebt davon, dass das Publikum Stichwörter für Orte oder Emotionen gibt. Sei es das Wartezimmer beim Arzt, die Backstube oder die Sauna. Die Schauspieler entwickeln daraus Szenen von fünf bis zehn Minuten. Sie lassen ihren Ideen freien Lauf, helfen einander auf der Bühne und bestehen die Herausforderung gemeinsam. Wer so spontan und kreativ reagieren muss, ist stark gefordert - Situationskomik inklusive.
Natürlich braucht es dabei auch Mut zum Scheitern. "Selbstverständlich geht bei so einem Auftritt einiges schief. Aber das gehört dazu", sagt Aline Pronnet, die die Jubiläumsshow moderieren wird, "das Langweiligste wäre es doch, wenn man immer wieder das gleiche zeigt".
Jubiläumsshow der Theatergruppe "Impro Macchiato", an diesem Donnerstag, 4. Mai, von 19.30 Uhr an im Zirkuszelt auf dem Brucker Volksfest. Der Eintritt kostet fünf Euro.