Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Jexhof muss warten

Erste Auswirkungen von Corona: Der Kreiskulturausschuss spricht sich dafür aus, Finanzmittel für die Neugestaltung des Bauernhofmuseums erst ein Jahr später als geplant bereit zu stellen

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Der Landkreis beginnt, erste Investitionsmaßnahmen zu verschieben - zwar noch nicht im nächsten, dafür aber im übernächsten Jahr. Betroffen sind das Bauernhofmuseum Jexhof und das sonderpädagogische Förderzentrum in Fürstenfeldbruck. Für größere Baumaßnahmen an beiden Einrichtungen soll das Geld nicht wie geplant schon im Jahr 2022 und 2023 bereit gestellt werden, sondern jeweils erst ein Jahr später. Das beschloss der Kreiskulturausschuss am Donnerstag bei seiner Haushaltsdebatte.

Im kommenden Jahr will der Landkreis für Investitionen und Unterhalt an seinen Liegenschaften insgesamt 26,5 Millionen Euro ausgeben - deutlich weniger als jene 40 Millionen, die für 2020 eingeplant waren. Einige Bauten sind jetzt fast fertig wie der Neubau der Berufsschule in Fürstenfeldbruck, für die 2021 noch drei Millionen Euro benötigt werden, oder der Erweiterungsbau am Landratsamt, der im nächsten Jahr noch einmal 1,5 Millionen Euro braucht. Weil sich viele Projekte aber über mehrere Jahre ziehen, sind in einer aktuellen Übersicht über alle geplanten Baumaßnahmen, die den Kreisräten zur Kulturausschusssitzung ausgereicht wurde, auch jene Kosten genannt, die bis 2024 anfallen.

Dies rief den Kreisfinanzreferenten Johann Thurner (FW) auf den Plan, den die Gesamtinvestitionssumme von 42 Millionen Euro für das Jahr 2022 "irritierte", wie er sagte. Denn: "Uns stehen zwei schwere Jahre bevor." Er meinte Corona und die finanziellen Folgen für die kommunalen Haushalte. 2022 und 2023 sollen laut Finanzplanung für die Weiterentwicklung am Jexhof jeweils drei Millionen Euro ausgegeben werden und 2024 eine weitere Million. Für einen Erweiterungsbau für das Förderzentrum in Fürstenfeldbruck sind für 2023 vier und für 2024 drei Millionen Euro vorgesehen. Thurner schlug vor, diese beiden Posten um ein Jahr zu verschieben und fand schließlich Mitstreiter für seinen Antrag bei CSU, SPD und AfD. Man benötige Entlastung, sonst würde man "in Sachen hineinlaufen, die wir nicht mehr beherrschen", warnte der ehemalige Mammendorfer Bürgermeister.

Die Grünen sahen die Notwendigkeit nicht, schon jetzt in die Planung für 2022 einzugreifen. Man werde sehen, wie sich die Finanzlage entwickle und welche gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen Corona haben werde, sagte Christian Stangl: "Wir haben heute nur Vermutungen." Die Zahlen jetzt zu verändern, sei "voreilig". Seine Fraktionskollegin, Kulturreferentin Christina Claus, erinnerte daran, dass für den Jexhof ein Konzept vorliege, das man "nicht auf den Sankt-Nimmerleins-Tag" verschieben könne. Der Jexhof sei "ein wichtiges Kulturzentrum für den Landkreis und für die regionale Identität". Zudem müsse dort dringend in den Brandschutz investiert werden, was Axel Schuhn, Referatsleiter Hoch- und Tiefbau im Landratsamt, bestätigte. Es sei ein "politisch falsches Signal, wieder mal an die Kultur ranzugehen", kritisierte auch FDP-Kreisrat Klaus Wollenberg Thurners Vorschlag. Wenn etwas weggenommen würde, sei es danach viel schwerer, "etwas wieder hereinzunehmen". Deshalb "tun wir uns nicht weh, das jetzt drin zu lassen".

Bei der CSU indes teilte man Thurners Auffassung. Er habe den Finanzreferenten nicht so verstanden, als würde dieser die Axt an die Kultur anlegen wollen, warf CSU-Fraktionssprecher Emanuel Staffler ein. Aber man müsse ausloten, wie der Kreishaushalt für 2021 und die Folgejahre "auch die Kommunen am Leben lässt". Notwendiges wie den Brandschutz "werden wir tun", versprach Staffler, aber es sei "ein Gebot der Fairness", darüber offen zu diskutieren, wann etwa die Gastronomie im Jexhof erneuert werde.

Um den Jexhof, der jährlich um die 25 000 Besucher verzeichnet, zukunftsfähig zu machen, wird seit einiger Zeit an einer Museumsentwicklungsplanung gearbeitet. Ein eigens gegründeter Fachbeirat begleitet die Planungen, eine Machbarkeitsstudie wurde erstellt und soll im nächsten Jahr dem Kreistag vorgestellt werden. Dabei ist vorsehen, die Gastronomie in einen Neubau und den noch zu ertüchtigenden Traktorstadl auszulagern und damit die räumliche Situation im Eingangsbereich zu entzerren. Auch eine finanzielle Beteiligung des Eigentümers sei denkbar, heißt es von Seiten der Verwaltung. Auch die Frage, wo das endgültige Depot für die Museumsstücke entstehen soll, ist noch nicht geklärt. Derzeit lagern diese in einer Halle in Unterschweinbach.

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Quelle:
SZ vom 25.11.2020
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