Streit um das Jexhof-Museum:"Anhängsel des Landratsamts"

Streit um das Jexhof-Museum: Bei der Bauern-Kirta spielen Reinhard Jakob (links) und Günter Mayr im Jexhof Theater. Mayr hat jetzt genug vom Theater mit dem Landratsamt. Er hat sein Amt als Vorsitzender des Fördervereins niedergelegt.

Bei der Bauern-Kirta spielen Reinhard Jakob (links) und Günter Mayr im Jexhof Theater. Mayr hat jetzt genug vom Theater mit dem Landratsamt. Er hat sein Amt als Vorsitzender des Fördervereins niedergelegt.

(Foto: Günther Reger)

Der ehemalige Vorsitzende des Fördervereins, Günter Mayr, kritisiert den Umgang der Kreisbehörde mit dem renommierten Museum. Landrat Thomas Karmasin (CSU) widerspricht.

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Bei der Feier zum 35-Jährigen Bestehen des Jexhof-Museums vor einigen Wochen hat es neben den zu solchen Anlässen üblichen Lobpreisungen eine Brandrede des Museumsleiters gegeben. Reinhard Jakob beklagte, die Modernisierung komme nicht voran. Der langjährige Vorsitzende des Fördervereins, Günter Mayr, spitzt die Kritik jetzt zu: Das Museum habe zu wenig Personal, Projekte würden vom Landratsamt blockiert. Landrat Thomas Karmasin (CSU) weist die Vorwürfe zurück, er hält die Ausstattung für angemessen.

Seit 2012 war Günter Mayr Vorsitzender des Fördervereins. Er spielte Theater im Jexhof, gab den Krampus bei Weihnachtsfeiern und schwang beim Umbau des Eingangsbereichs selbst die Schaufel. Das "Grundübel" ist aus seiner Sicht, dass das Museum "aus der Ferne gesteuert" werde, vom Kultur- und vom Bauamt als "Anhängsel des Landratsamts" verwaltet. Das sei "keine richtige Zusammenarbeit", klagt er und "als Förderverein werden wir nicht gehört".

Streit um das Jexhof-Museum: Das Bauernhausmuseum Jexhof in Schöngeising ist ein Aushängeschild des Landkreises.

Das Bauernhausmuseum Jexhof in Schöngeising ist ein Aushängeschild des Landkreises.

(Foto: Günther Reger)

Für seine Kritik nennt Mayr drei Beispiele: Als Mitarbeiter des Jexhofs für ein Veranstaltungsplakat die Farbe Blau auswählten, habe das Landratsamt gemeint, Rot sei besser. "Damit müsste sich die Behörde überhaupt nicht befassen", sagt Mayr. Als es um den Bau des Hühnerstalls ging, hätten sechs Abteilungen der Kreisbehörde ihre Zustimmung geben müssen, darunter der Denkmalschutz.

Aber ohne zu fragen, habe das Landratsamt außen am Haus eine Metalltreppe anbringen lassen. "Die ist greißlig, eine Holztreppe wäre besser gewesen", sagt Mayr. Seit sieben Jahren kursiere die Idee, den so genannten Traktorstadel zu einer Wirtschaft umzubauen, mit Küche, Toiletten und Biergarten, erzählt Mayr. Der Eigentümer des Jexhof-Areals, der Unternehmer Volker Wilhelm, würde das Projekt finanzieren. "Da geht nichts vorwärts", rügt Mayr.

Der Landrat widerspricht. Die erste Idee könne so alt sein, aber im Museumsentwicklungsplan sei der Umbau erst später aufgenommen worden. Der Fachbeirat habe in seiner ersten Sitzung im Januar 2019 darüber gesprochen. "Dass nichts passiert, stimmt nicht, aber es sollte erst mit dem Eigentümer und den Genehmigungsbehörden und auch den Kreisgremien geklärt werden, bevor man die Auslagerung der Gastronomie den Medien präsentieren kann", sagt Karmasin.

Für ein Museum mit jährlich bis zu 25000 Besuchern sei die Personalausstattung dürftig, sagt Mayr. Der Museumsleiter habe ein Vollzeitstelle, Petra Schreiner, die das Depot verwaltet und inventarisiert, ist halbtags im Einsatz. Ruth Strähhuber, deren gestalterische und künstlerische Arbeit den Veranstaltungen ihr unverwechselbares Design gibt, arbeitet auf Honorarbasis.

Streit um das Jexhof-Museum: Ruth Strähhuber, hier bei der Vorbereitung zur Ausstellung über jüdische Biographien im Landkreis, prägt das Museum gestalterisch und künstlerisch. Sie arbeitet auf Honorarbasis.

Ruth Strähhuber, hier bei der Vorbereitung zur Ausstellung über jüdische Biographien im Landkreis, prägt das Museum gestalterisch und künstlerisch. Sie arbeitet auf Honorarbasis.

(Foto: Günther Reger)

Auch diese Kritik lässt der Landrat nicht gelten. Die Zahl der wissenschaftlichen Stellen betrage aktuell 1,6 plus die Halbtagsstelle einer wissenschaftlichen Museumspädagogin, rechnet Karmasin vor. Er verweist darauf, dass diese Stellenzahl nicht mit der Anzahl der Besucher korreliert, zumal viele wegen Kindergeburtstagen, Naturpädagogik oder größeren Veranstaltungen die Einrichtung besuchten.

Museumsleiter Jakob hat bei der Bürgerstiftung angefragt, ob sie sich an der Finanzierung einer Teilzeitstelle beteiligen würde, wenn das wissenschaftliche Personal aufgestockt werde. Es gebe Gespräche darüber mit dem Landratsamt, aber noch kein Ergebnis, sagt die Vorsitzende Dorothee von Bary.

Streit um das Jexhof-Museum: Jexhof-Leiter Reinhard Jakob schätzt alte Dinge, drängt aber dennoch auf eine Modernisierung des Museums.

Jexhof-Leiter Reinhard Jakob schätzt alte Dinge, drängt aber dennoch auf eine Modernisierung des Museums.

(Foto: Günther Reger)

Karmasin verweist darauf, dass die wissenschaftlichen Mitarbeiter durch eine "umfangreiche Zuarbeit der Verwaltung" entlastet würden, nur wenige arbeiteten auf Honorarbasis, die meisten hätten Teilzeitverträge, etwa für Kasse und Aufsicht, Ausstellungsgestaltung, Museumspädagogik, Naturpädagogik, Museumshandwerker oder Museumsführer. "In der Politik ist angemessen, was vom Wünschenswerten machbar ist. Insofern halte ich die Personalausstattung für angemessen", betont der Landrat.

Karmasin kann dem Vorschlag von Mayr, das Museum als Eigenbetrieb zu führen, wie das Veranstaltungsforum in Bruck oder die Stadthalle Germering, nichts abgewinne. Diese Häuser arbeiten in Eigenregie, die Kommunen geben Zuschüsse, decken das Defizit ab und finanzieren Investitionen. "Ich glaube nicht, dass das Jexhof-Team seine fachlich hervorragende Arbeit mit Fragen der Finanzverantwortung, der Personalverwaltung oder des Ausschreibungsrechts befrachten möchte", sagt der Landrat. Seiner Auffassung nach sollte am Jexhof möglichst frei wissenschaftliche Arbeit gemacht werden können, die Gesamtverantwortung aber beim Landkreis bleiben.

Landrat Karmasin verteidigt das Vorgehen des Landkreises und seiner Gremien

Auch den Vorwurf, der Landkreis habe es versäumt, eine große Halle als endgültiges Depot in Unterschweinbach zu mieten und vergeude stattdessen Zeit mit der Suche nach Bauplätzen für einen Neubau, lässt der Landrat nicht auf sich sitzen. "Da der Mietvertrag langfristig sein sollte, waren die Kreisgremien aus Kostengründen damit nicht einverstanden und wollten eine Kaufoption oder einen Neubau, damit das Vorhaben insgesamt günstiger wird", erklärt Karmasin. Solange kein Baugrundstück oder ein Kaufobjekt zur Verfügung stehe, könne man nicht sagen, wie lange es dauern wird, bis ein Enddepot zur Verfügung steht.

Mayr hat unlängst sein Amt als Vorsitzender des Fördervereins niedergelegt. Aus gesundheitlichen Gründen mag er sich die Konflikte mit der Kreisbehörde nicht mehr zumuten. "Ich habe mich regelmäßig geärgert, bin aber nicht mehr so streitbar. Ich kann nicht mehr", sagte Mayr der SZ.

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