Fürstenfeldbruck:Isolation bereitet Sorgen

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Stark gesichert ist die Dependance des Münchner Ankerzentrums in Fürstenfeldbruck. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Asylhelfer fordern mehr Engagement für Unterkünfte

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Die Grünen sorgen sich um die Gesundheit der Flüchtlinge in den Unterkünften. Dort könnten oft weder die Abstands- noch die Hygieneregeln eingehalten werden, sagte die Münchner Grünen-Landtagsabgeordnete Gülseren Demirel, weil ganz einfach der Platz fehle. Demirel nahm an einer Videokonferenz teil, die die Grünen-Bundestagsabgeordnete Beate Walter-Rosenheimer aus Germering leitete. Thema: "Asylarbeit im Zeichen von Corona". Demirel nannte Zahlen und sagte, das Infektionsrisiko für einen Flüchtling in Bayern, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, liege dreimal so hoch wie das Risiko in der Bevölkerung. Selbst die in gemeinsamen Unterkünften untergebrachten Leiharbeiter, die in Schlachthöfen beschäftigt sind, hätten ein geringeres Corona-Risiko, fügte Demirel hinzu. Die Grünen fordern deshalb, dass es in Asylunterkünften keine Mehrbettzimmer mehr geben dürfe und dass Angehörige von Risikogruppen nicht in Sammelunterkünften wohnen sollten.

Andrea Gummert von der Caritas in Fürstenfeldbruck stimmte Demirel zu. Zwar seien die Infektionszahlen in der Unterkunft am Fliegerhorst weniger hoch gewesen als anderswo, dennoch seien dort immer noch etwa 650 Flüchtlinge untergebracht - zu viele für eine Unterkunft mit 1000 Betten. Infizierte aus anderen Unterkünften habe der Landkreis in angemieteten Häusern untergebracht und isoliert, sagte Gummert. "Das klappt ganz gut", sagte die Mitarbeiterin der Fachstelle Asyl und Migration der Caritas.

Sie sähe es zudem gern, wenn die Kinder aus der Unterkunft am Fliegerhorst wieder in die Schule gehen dürften. Vor allem diese Kinder benötigten Unterricht, um ihre sprachlichen und wissensmäßigen Defizite möglichst rasch aufholen zu können. Der momentan oft angebotene Unterricht über PC und Laptop kann nach Gummerts Erfahrung nicht funktionieren, da etliche Unterkünfte nicht über ein leistungsfähiges Wlan verfügten. In Eichenau und Germering funktioniert laut Gummert das Internet in den Unterkünften, in Emmering dagegen gebe es gar keinen Zugang.

Die Isolation der Flüchtlinge wegen der Pandemie erschwert zudem die Arbeit der Helfer. Denn diese haben aus Gründen des Infektionsschutzes keinen Zugang zu den Unterkünften. So können sich Flüchtlinge mit ihren Sorgen und Nöten nur telefonisch oder per E-Mail an die Helfer wenden. Kommen amtliche Schreiben und sprachliche Schwierigkeiten zusammen, geraten beide Seiten rasch an ihre Grenzen. Gummert sagte, dass das Ausfüllen und Beantworten von amtlichen Schreiben gegenwärtig viel länger dauert als sonst. Zudem könne die psychologische Betreuung traumatisierter Bewohner von Unterkünften nicht am Telefon stattfinden. Gummert fordert deshalb vom Landratsamt ein Konzept für den Gesundheitsschutz von ehren- und hauptamtlichen Betreuern sowie den Geflüchteten, damit Helfer die Unterkünfte betreten und dort arbeiten könnten.

Den Ehrenamtlichen machte Gummert Komplimente. Trotz all der Schwierigkeiten - gerade auch im Umgang mit der Corona-Krise - gebe es nach wie vor viele engagierte Asylhelfer, sagte sie: "Wir haben ein wahnsinnig stabiles Ehrenamt."

© SZ vom 30.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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