Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Intellektuellen Anspruch erfüllt

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Kai Strauss überzeugt sein Publikum in Fürstenfeldbruck

Von Jörg Konrad

Fürstenfeldbruck - Kai Strauss ist ganz der Blues - so einfach könnte man das Tun des Sängers und Gitarristen auf der Bühne zusammenfassen. Kai Strauss hat den Blues - wäre auch so eine griffige Formel, die die innere Einstellung des heute 49-Jährigen aber noch etwas genauer auf den Punkt bringt. Der Ostwestfale tourt musikalisch sattelfest und erfolgreich durch die Welt, um seine Botschaft mit Leidenschaft unters Volk zu bringen - die da lautet: Sei immer authentisch bei dem was du tust und versuche, als Musiker so echt zu klingen, wie es nur irgend geht. Mit seinen Electric Blues Allstars hat er das Fürstenfelder Publikum im Sturm genommen. Mit einem Konzert, dass nicht nur die zwölftaktigen Klischeeorgien abspulte, sondern die rohe Ursprünglichkeit dieser Musik zum Ausdruck brachte, die gradlinig angelegt war, mit notwendigem Druck gespielt wurde und trotzdem aber auch ihren intellektuellen Anspruch unterstrich.

Kai Strauss präsentierte sich als ein Gitarrist, dem nicht allein die Kunst des Solierens liegt. Er geht in seinem Quintett, das eine Art Spielwiese unterschiedlichster Bluesformen ist, künstlerisch auf. Boogie Woogie, Chicago- und Swamp-Style, ein wenig Texas - vieles findet unter dem Dach des Rhythm & Blues an diesem Abend Platz. Und vor allem: Alles klingt zeitlos. Ja, Kai Staruss hat recht: Blues ist weit mehr, als ein Tummelplatz für alte Männer. Frauen tanzen zu ihm, junge Leute spielen ihn und Blues-Festivals sind schon eine Weile wieder "in".

Das Rhythmus-Duo der Electric Blues Allstars mit Bassist Kevin DuVernay und Schlagzeuger Alex Lex hält die gesamte Mannschaft zusammen, gibt den Groove vor und erdet die Musik. In dem Saxophonisten und Harmonica-Player Thomas Feldmann besitzt die Band einen großartigen Instrumentalisten, der genau weiß, wie er sein Spiel möglichst wirkungsvoll in Szene setzen kann. Nico Dreier an den Keyboards ist der Verbindungsmann des Quintetts. Mit dem flächigen Orgelsound schafft er Übergänge, gibt der Musik Atmosphäre und am akustischen Klavier kommt dieses rudimentäre Gefühl auf, wie es in den alten Blues-Spelunken allgegenwärtig war. Und über allen die einprägsame, ein wenig schneidende Stimme Kai Strauss, der zwischendurch außergewöhnliche, scharfe Solis spielt. In dieser Form gehören Kai Strauss und die Electric Blues Allstars zu den führenden Bands der europäischen Bluesszene. Einen mitreißenderen Ausklang dieser Blues-Saison in Fürstenfeld kann man sich kaum wünschen.

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Quelle:
SZ vom 22.07.2019
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