Fürstenfeldbruck:Inspektion wird ein Fall für den Landtag

Fast jede dritte Stelle bei der Polizei in der Kreisstadt ist unbesetzt. SPD-Landtagsabgeordnete sprechen von untragbaren Zuständen.

Von Stefan Salger

Bei der Polizei in der Kreisstadt herrscht akuter Personalmangel. Fast jede dritte Stelle in der Inspektion ist unbesetzt. Der SPD-Sicherheitsexperte Peter Paul Gantzer sprach nach dem Besuch der Dienststelle am Montag von untragbaren Zuständen. In punkto Personalbesetzung zählt Fürstenfeldbruck bayernweit zu den Schlusslichtern. Der Engpass soll nun in den Landtagsausschüssen und direkt bei Innenminister Joachim Herrmann (CSU) thematisiert werden.

Fürstenfeldbruck: Besuch aus dem Landtag: die SPD-Abgeordneten Herbert Kränzlein (links) und Peter Paul Gantzer mit Walter Müller (2. von links) und Günther Gietl, Polizeivizepräsident Oberbayern-Nord.

Besuch aus dem Landtag: die SPD-Abgeordneten Herbert Kränzlein (links) und Peter Paul Gantzer mit Walter Müller (2. von links) und Günther Gietl, Polizeivizepräsident Oberbayern-Nord.

(Foto: oh)

Gantzer ist Mitglied des Landtags-Innenausschusses und dort für die Innere Sicherheit zuständig. Alarmiert von einem Bericht in der Süddeutschen Zeitung über die äußerst angespannte Personallage hatte er die Leitung der Brucker Inspektion um ein Gespräch gebeten. Begleitet wurde er vom Eichenauer SPD-Landtagsabgeordneten und ehemaligen Puchheimer Bürgermeister Herbert Kränzlein. "Die tatsächliche Dienststärke der Polizei liegt 30 Prozent unter der Sollstärke", so Gantzer in seiner Bilanz.

78 Beamte sind in Fürstenfeldbruck die Idealbesetzung, die "tatsächliche Dienststärke" aber liege bei 56 Beamten. Zahlen, die offenbar von Polizei-Vizepräsident Günther Gietl, der die beiden SPD-Politiker gemeinsam mit dem Brucker Polizeichef Walter Müller empfangen hatte, genannt wurden.

Die diensthabenden Beamten schieben zudem auch noch einen Berg von durchschnittlich 35 Überstunden vor sich her. Das, so Gantzer, sei langfristig nicht hinnehmbar. Wichtig ist ihm, dass den Beamten selbst kein Vorwurf zu machen sei: "Die leisten hervorragende Arbeit."

Die beiden SPD-Abgeordneten sehen die Politik in der Pflicht, für Entlastung zu sorgen. Gantzer hofft auf mindestens fünf zusätzliche Beamte, um die gröbste Not zu lindern. Kränzlein will im Finanzausschuss des Landtags am heutigen Dienstag von 15 Uhr an darauf drängen, dass möglichst bald die entsprechenden Finanzmittel bereit gestellt werden. Dann wird es auch um die Kritik des Obersten Rechnungshofs gehen, die untergeordneten Dienststellen hätten nicht von der Abschaffung der Direktionsebene profitiert.

Von den angeblich 600 frei werdenden Stellen sei ganz offensichtlich "unten nichts angekommen", so Kränzlein. Er glaubt, dass auch die hohe Fluktuation von jungen Beamten, die sich schnell wieder aus dem teuren Münchner Umfeld in ihre Heimatregion versetzen lassen, nicht hingenommen werden muss. Kränzleins Vorschlag: Nach Fürstenfeldbruck sollten gezielter Beamtenanwärter aus der Münchner Region selbst geschickt werden.

Gantzer und Kränzlein sehen bei allen Problemen die Sicherheit im Landkreis gewährleistet. Zwar sei es bedauerlich, dass Bürger in der Kreisstadt bei kleineren Unfallschäden oder bei Ruhestörungen nicht mehr mit der Polizei rechnen können. Anders als in der Kreisstadt haben aber die Inspektionen in Olching, Gröbenzell und Germering offenbar nicht mit ganz so akuten Personalproblemen zu kämpfen.

Vor allem aber ist der Landkreis insgesamt ein ziemlich sicheres Pflaster: Mit 4200 Straftaten pro 100 000 Einwohner liegt er unter dem bayerischen (5200) und deutlich unter dem deutschen (9000) Wert. Die Aufklärungsquote liegt bei 60 Prozent (Deutschland: 50, Bayern: 65). Gantzer: Wir leben hier in einer sicheren Region, niemand muss Angst haben".

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