Fürstenfeldbruck:In Erinnerung an Hiroshima

Demonstration gegen Atomwaffen und Atomrüstung

In Gedenken an die Opfer der Atombomben-Abwürfe zieht ein kleiner Demonstrationszug durch Bruck.

(Foto: Matthias Döring)

40 Teilnehmer bei Gedenkfeier für Opfer der Atombomben auf Japan

Von Paula Kolhep, Fürstenfeldbruck

Regenbogenflaggen mit dem Wort "Peace" und Plakate mit der Forderung "Nein zum atomaren Wettrüsten! UN-Atomwaffen-Verbotsantrag unterzeichnen!" zieren am Montagabend den Hauptplatz vor dem Alten Rathaus in Fürstenfeldbruck. Zum 74. Jahrestag der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki findet dort die alljährliche Gedenkfeier mit Redebeiträgen, Musik und einer Schweigeminute statt. Etwa 40 überwiegend ältere Menschen nehmen daran teil.

Monika Glemnitz-Markus vom Sozialforum Amper eröffnet die Veranstaltung, deren Slogan dieses Jahr lautet: "Atomwaffen ächten - nicht modernisieren". Durch den Verkehr auf der Hauptstraße ist ihre Rede nur schwer zu verstehen, aber Glemnitz-Markus zufolge ist es wichtig hier präsent zu sein, um das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen. Die 87-jährige Initiatorin Inge Ammon fordert in ihrer Rede die Stadt Fürstenfeldbruck auf, den ICAN-Städteappell zu unterzeichnen. Damit sprechen sich Städte gegen Atomwaffen aus und üben Druck auf die Bundesregierung aus, den Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten Nationen zu unterzeichnen. "Ich bin guter Zuversicht, dass wir nächstes Jahr, wenn wir uns treffen, auch Stadt des Friedens sind", so Ammon. Die Teilnehmer machen sich auf zu einem kurzen friedlichen Demonstrationszug zu der Kneipp-Insel. Unter einem großen Baum, setzen sich die Anwesenden auf Bierbänke, die im Kreis aufgestellt sind.

Passend zum zweiten Teil der Gedenkfeier, ist es hier zwischen den Bäumen deutlich ruhiger. David Jäger und Günther Wagenpfeil sorgen mit stimmungsvoller Musik für Übergänge zwischen den Redebeiträgen und eine sehr besinnliche Stimmung herrscht unter den Versammelten. Langsam wird es immer dunkler und der nächste Redner, Martin Pilgram von Pax Christi, der internationalen katholischen Friedensbewegung, muss seinen Redezettel mit einer Taschenlampe beleuchten. Er würdigt, dass der Bürgermeister von Fürstenfeldbruck am Flaggentag die "Mayors for Peace"-Flagge hisste, womit der Wunsch nach atomarer Abrüstung signalisiert werde. "Damit zeigt der Bürgermeister, wo er steht", so Pilgram. Die Teilnehmer zünden Kerzen und Teelichter an und ordnen sie zu einem Kreis an, der in der Dunkelheit leuchtet. "Während wir jetzt hier zusammengekommen sind und eine Gedenkstunde für Hiroshima halten, ist es in Japan Morgen", sagt Inge Ammon.

Zu dieser Zeit warfen die US-amerikanischen Streitkräfte am 6. August 1945 eine Atombombe über Hiroshima ab und drei Tage später eine über Nagasaki. Hunderttausende Zivilisten starben sofort oder an Krebserkrankungen infolge der radioaktiven Strahlung. Mit der anschließenden Kapitulation Japans endete der Zweite Weltkrieg.

"In jeder Familie gibt es Opfer und sie leiden heute noch an den Langzeitschäden und den Erinnerungen", so Ammon. Es folgt eine Schweigeminute für die Getöteten. Mit gesenkten Köpfen stehen die Teilnehmer im Kreis. Die einzigen Geräusche sind das Zirpen der Insekten und das Leuten der Kirchenglocken aus der Ferne. Anschließend wird aus den Erinnerungen eines Zeitzeugen vorgelesen. "Ich sah einen Lichtblitz und dann wurde ich 20 Meter in die Luft geworfen", heißt es darin. Als Vertreterin der jüngeren Generation liest die Abiturientin Lisa Strömsdörfer Zitate aus der Jugendrede vor der UN vor. "Lassen Sie uns dafür sorgen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt", lautet eine der Forderungen. Am Ende der Gedenkfeier stimmen die Teilnehmer noch zusammen die Hymne aller Friedensbewegungen an - "We shall overcome".

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