Fürstenfeldbruck:In der Spur der Tradition

Notos Klavierquartett

Noch ist das Notos-Quartett eher unbekannt. Es würde aber nicht verwundern, wenn sich das bald ändert.

(Foto: Günther Reger)

Eröffnungskonzert der Fürstenfelder Konzertreihe

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Der Abend am Samstag im ausverkauften Stadtsaal eröffnete die zwölfte Saison der Fürstenfelder Konzertreihe. Mit dem 2007 gegründeten Notos Klavierquartett gastierte wieder einmal ein Ensemble, das bislang kaum einem der Zuhörer bekannt gewesen sein dürfte, das aber in vielerlei Hinsicht aufhorchen ließ. Es gehört zum Konzept dieser seit Anbeginn vom Pianistenehepaar Susanne und Dinis Schemann betreuten Reihe, immer wieder Musiker zu präsentieren, die zunächst im Konzert begeistern und bei denen man dann verfolgen kann, wie sie ihren Weg in die bedeutenden Konzertsäle und zu den renommierten Festivals finden. Niemand kann heute sagen, ob das auch beim Notos Klavierquartett mit Sindri Lederer (Violine), Andrea Burger (Viola), Philipp Graham (Violoncello) und Antonia Köster (Klavier) der Fall sein wird, es würde aber nicht verwundern. Auf dem Programm standen Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Joaquín Turina und Johannes Brahms.

Mit seinem Klavierquartett in g-Moll KV 478 betrat Mozart insofern kompositorisches Neuland, als er so gut wie keine Vorbilder hatte. Er erweiterte die gut eingeführte Gattung des Klaviertrios allerdings nicht nur um eine Bratsche, sondern fand auch neue Wege für das Zusammenspiel der vier Partner. Obwohl der Erfolg des Werks zunächst gering ausfiel und es erst später zu einem gut etablierten Repertoirestück wurde, dürften Brahms und Turina es gekannt haben, bevor sie ihre Klavierquartette schrieben. Frappierend ist, dass alle drei Komponisten den Kopfsatz mit einer Unisono-Passage in unterschiedlicher Besetzung beginnen. Dadurch wird quasi die Einheit des Klangs wie eine Fanfare programmatisch an den Beginn gesetzt.

Das Notos Klavierquartett ließ sich auf solche Traditionsverbundenheit gerne ein, überzeugte das Spiel denn gerade nicht dadurch, dass die Musiker in erster Linie versuchten, neue Interpretationsmaximen zu finden und umzusetzen. Vielmehr bestach das Spiel der vier Musiker vor allem dadurch, dass sie Klangvorstellungen realisierten, die immer wieder an große Vorbilder wie beispielsweise das Beaux Arts Trio oder das Alban Berg Quartett erinnerten, ohne zu Doubletten zu werden. Nicht zuletzt verriet auch die Kleidung der Musiker diese Haltung: Schwarze Anzüge, weißes Hemd mit Fliege und Lackschuhe bei den Herren, schwarze Kleider bei den Damen.

In ihrem zupackenden Musizierstil, der nie frei schwebend, sondern stets geerdet daherkam, stellten die Musiker den Streichersatz dem Klavierpart als ebenbürtigen Partner gegenüber. Die Durchführung des Allegro-Eingangssatzes ließ noch deutlicher werden, was die Exposition schon angedeutet hatte: Der runde und vitale Klang war vom Bass her gut austariert und positionierte die sonore Viola deutlich in der klanglichen Mitte. Das Andante erfüllte mit milder Kantabilität, angeführt von der Oberstimme des Klaviers, den ganzen Saal, wobei die sich durch die Instrumente ziehenden Sechzehntelketten in schönem Legato große Ruhe ausstrahlten. Im quirligen Rondeau ergaben sich Strukturierung und musikalischer Sinn durch den substanzreich-kernigen Ton und die mit Klarheit formulierte Artikulation.

Der Sprung ins 20. Jahrhundert zu Joaquín Turinas Klavierquartett in a-Moll op. 67 offenbarte klangliche Entsprechungen, beeindruckte insbesondere durch kraftvolle Ausdrucksebenen und ein Spiel mit einer differenzierten Klangfarbenpalette. Das Andante klang, als ob die Musiker in frappierender Reinheit der Intonation verschiedenen Gesichtern für kurze Zeit eine musikalische Würdigung zukommen lassen: Es waren ganz melodiös-weich geformte ebenso wie fast kantig-schroffe dabei, aber auch elegant tänzelnde.

Der Schlusssatz des Klavierquartetts in g-Moll op. 25 von Brahms, mit "Rondo alla zingarese" überschrieben, ist eine Art Selbstläufer beim Publikum: Dennoch gelang dem Notos Klavierquartett vor allem durch den sorgsamen Umgang mit dem Tempo und dessen minutiösen Modifikationen sowie einem genuin treffenden, eleganten Kolorit eine Interpretation, die weit über das Normalmaß hinausreichte. Großen Beifall und Bravorufe gab es am Ende, so dass der Andante-Satz aus Robert Schumanns Klavierquartett op. 47 als Zugabe noch für einen besinnlichen Ausklang sorgte.

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