Fürstenfeldbruck:Ideen für kostenloses Internet

Kreissprecher der Piratenpartei will in Germering und Fürstenfeldbruck ein unabhängiges Netz einrichten

Von Sebastian Mayr

Fürstenfeldbruck - Für Ronald Trzoska gehört ein Internetzugang zur Lebensqualität. Geht es nach dem 37-jährigen Informatiker, soll die im Landkreis weiter steigen. Trzoska, der Kreissprecher der Piratenpartei ist und sich selbst einen "Klischeepiraten" nennt, engagiert sich in der Initiative Freifunk München, die in der Landeshauptstadt und im Umland ein freies Internet der Bürger etablieren will.

Dabei hat Ronald Trzoska auch zwei konkrete Ideen. Am Kleinen Stachus in Germering, der zurzeit umgestaltet wird, sollen die Unternehmer Freifunk-Router in ihren Geschäften und Cafés aufstellen. Auch die Stadt, die dort Immobilien besitzt, könnte sich an dem Projekt beteiligen. Entsteht so ein Netz, können Kunden und Passanten überall am Kleinen Stachus kostenlos online gehen. Das, glaubt Trzoska, würde helfen, den Platz zu einem Ort zu machen, an dem sich jeder gerne aufhält. Auch dass sich die Unternehmer beteiligen, hält der 37-Jährige für gut möglich. Schließlich steige dadurch die Attraktivität der Geschäfte für die Kunden.

Trzoska hat sich bereits an das Stadtmarketing-Büro gewandt, bislang aber noch keine Rückmeldung erhalten. Der Informatiker ist auch deshalb von der Idee überzeugt, weil sie für Stadt und Unternehmer kaum Kosten birgt. Bezahlt werden muss lediglich ein Internetzugang, der Strom und eine Handvoll Router, die man für etwa 15 Euro pro Stück kaufen kann. Ein Hotspot, der von einem Internetkonzern bereit gestellt wird, müsste dagegen teuer bezahlt werden.

Kostenlosen Internetzugang will Ronald Trzoska auch in der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge im Fürstenfeldbrucker Fliegerhorst ermöglichen. Diese Idee ist bereits weiter gereift. Immerhin hat der Germeringer hier schon erste Antworten erhalten. Die zuständigen Behörden sind grundsätzlich aufgeschlossen, der Hersteller Logilink will die Router sogar gratis bereitstellen.

Werden Trzoskas Ideen Wirklichkeit, kann sich sowohl am Kleinen Stachus als auch im Fliegerhorst jeder mit dem W-Lan der Freifunk-Router verbinden. Eine Anmeldung mit einem Passwort oder eine Registrierung mit persönlichen Daten wäre nicht notwendig. Auch auf das mobile Datenvolumen, das inzwischen Teil sehr vieler Handyverträge ist, müssten Nutzer nicht zurückgreifen; das in den Verträgen meist begrenzte Datenvolumen wird nicht verbraucht. Und die Verbindung mit dem Internet ist schneller.

Doch das kostenlose Internet ist eigentlich nur ein Nebeneffekt von Freifunk. Die Initiative will vor allem eines erreichen: Ein Internet der Bürger, das nicht von den großen Telekommunikationsnetzwerken abhängig ist. Auch die Daten wären bei der Übertragung geschützt und könnten von den Konzernen nicht mehr eingesehen werden - anders, als es jetzt ist.

Damit das Freifunk-Netz entstehen kann, müssen möglichst viele Leute ihren Router auf eine bestimmte Weise einrichten, die Initiative stellt eine Anleitung bereit. Die Router, die normalerweise den Kontakt zum Internet herstellen, verbinden sich dann untereinander. Durch diese Vernetzung entsteht ein eigenes Internet, der Freifunk. Allerdings ist die Reichweite der Router begrenzt. Damit der Freifunk so funktioniert, wie er soll, müssen sich sehr viele Leute beteiligen. In den letzten Monaten ist die Zahl der sogenannten Knoten, die in München und dem Umland an das Freifunk-Netz angeschlossen sind, schnell angewachsen. Waren im Herbst vorigen Jahres noch lediglich rund 20 Knoten Teil des Netzes, gehören inzwischen 500 Knoten dazu. Im Landkreis Fürstenfeldbruck sind diese Knoten dagegen noch sehr dünn gesät. Gerade einmal zwei Handvoll Router sind Teil des Freifunk-Netzes.

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