Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Hoher Energielevel

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Harmonisches Zusammenspiel beim "TrioVanBeethoven"

Von KLAUS MOHR, Fürstenfeldbruck

Wenn sich ein Klaviertrio "Trio-Van-Beethoven" nennt, dann ist das nicht nur ein Name, sondern zugleich auch Programm. Die Identifikation mit einem Komponisten ist ein starkes Signal hinsichtlich des künstlerischen Ausgangs- oder Schwerpunkts. Das TrioVanBeethoven mit Clemens Zeilinger (Klavier), Verena Stourzh (Violine) und Franz Ortner (Violoncello) gastierte am Samstag in der "Fürstenfelder Konzertreihe" im Stadtsaal, und natürlich hatte das Ensemble auch ein Werk seines Namensgebers im Programm.

Ludwig van Beethovens Trio in D-Dur op. 70 Nr. 1 war hier zu hören, das auch den Beinamen "Geistertrio" trägt. Die Musiker gingen den Allegro-Kopfsatz mit viel, vielleicht etwas zu viel Verve an, harmonierten wunderbar im Zusammenspiel und bestachen durch die große Intonationsreinheit ihres Spiels. Schon in den ersten Takten legten sie ein sattes, aber schön gerundetes Fortissimo vor. Leider unterschied sich die nach einigen Takten folgende Piano-Passage von der Dynamik her nur wenig vom Satzbeginn. Ähnlich erging es auch vielen Subito-Piano-Vorgaben, wodurch die dynamische Strukturierung der Musik sehr eingeebnet war.

Der Mittelsatz Largo, dem das Werk seinen Beinamen verdankt, geht auf den Schüler Beethovens und Etüdengroßmeister Carl Czerny zurück, der eine Verbindung zum Geist aus Shakespeares "Hamlet" herstellte. Auf mittlerem Dynamikniveau schufen die Künstler eine schöne Aura, auf der sich viele Tremoli entfalteten, die an Geister erinnerten. Allerdings fehlte ein subtil-geheimnisvoller Gestus, den die Musik nahelegt. Auf hohem Energielevel, der konstant durchgehalten wurde, bewegte sich das Final-Presto, das ganz vom Pianisten angeführt wurde.

Zu Beginn hatten sich die Musiker für das Trio in C-Dur Hob XV:21 von Joseph Haydn entschieden. Diese Wahl war angesichts der Tatsache, dass Haydn als "Vater" der Gattung Klaviertrio gilt und Beethoven sein zeitweiliger Schüler war, überzeugend. Allerdings betrachteten die Kammermusikpartner das Werk durch eine Art Beethoven-Klangbrille: Der satte Ton und die Orientierung an den Möglichkeiten auf modernen Instrumenten zogen einen perlend-transparenten Klang nach sich, der aber alle Verspieltheit in kräftigen Farben erscheinen ließ. Allein die dynamische Differenzierung blieb unterbelichtet, so dass Nuancen kaum unterscheidbar waren.

Nach der Pause erklang das Klaviertrio in H-Dur op. 8 von Brahms, der selbst ein großer Verehrer Beethovens war. Hier fanden die Musiker ab dem Scherzo endlich in klangliche Piano-Bereiche, die auch elfengleiche Passagen wolkig schweben ließen. Im Adagio entfalteten sich schöne Dialoge und das Schluss-Allegro entwickelte hymnische Qualitäten.

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Quelle:
SZ vom 26.11.2019
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