Große Regentropfen schlagen am Dienstagabend an die Fensterscheiben der brechend vollen Aula des Graf-Rasso-Gymnasiums. Trotz einiger eilig aus der Mensa herbeigeschaffter Stühle müssen einige Gäste stehen, als die Lehrerband die Bühne betritt und den Song "Forget you" von Ceelo Green anstimmt. Für die meisten der 370 Abschlussschüler der Berufsschule Fürstenfeldbruck dürfte dies ein Tag der Freude und des Feierns sein. In 14 verschiedenen Ausbildungsberufen haben im abgelaufenen Schuljahr 333 Berufsschüler mit Erfolg abgeschlossen.
Schulleiterin Andrea Reuß ist sichtlich stolz auf die 90 Prozentige Erfolgsquote. Nur mit "Fleiß, Interesse, Anpassungsfähigkeit und Ausdauer" wäre die Ausbildung zu schaffen gewesen. Attribute, die auch für eine immer komplexere Berufswelt hilfreich seien. Reuß erinnert dabei auch an die Verantwortung der jungen Berufstätigen, schließlich soll bis 2020 jedes fünfte Unternehmen an einen Nachfolger übergeben werden, und 180 000 Betriebe suchen bereits jetzt nach einem Unternehmensnachfolger.
Auch die stellvertretende Landrätin Martina Drechsler knüpft an wichtige Eigenschaften der Absolventen an: Talent, Ehrgeiz und ein starker Wille. Mit diesen Eigenschaften seien die Schüler gut für "das Turnier des Lebens" gewappnet. Mit dem Abschlusszeugnis hätten sie bereits eine erste große Hürde genommen.
Nicht als Turnier, sondern als Zirkus sieht Harald Volkwein, Kreishandwerksmeister, die vergangene Schulzeit der Absolventen. "Alle haben das gleiche Programm, doch jeder macht etwas anderes draus", erklärt er. In diesem "Zirkus der bayrischen Bildungspolitik" gebe es Zauberer, Solisten Akrobaten oder Clowns. Lesen und schreiben zu lernen, sei dabei das erste Kunststück, das die Schüler vollbracht hätten. Große Entscheidungen mussten getroffen werden, man habe sich verliebt, sich einen Beruf ausgesucht und sei nebenbei auch noch erwachsen geworden. Alles nur, um jetzt in der Aula die "Grand Revue" vor "Kapelle, Fans und geladenen Gästen" zu erleben. Doch Volkwein wird auch ernst: "Die Zukunft liegt in ihren Händen, also gehen sie wählen", fordert er die Schüler auf. Er wolle nicht erneut eine so niedrige Wahlbeteiligung erleben.
Den Höhepunkt auf der Bühne bildet schließlich ein wahrer Verleihungsmarathon, schließlich müssen die Zeugnisse übergeben, die Steuerfachangestellten geehrt und die Staatspreise an die Ausbildungsbesten vergeben werden. Insgesamt 32 Staatspreise werden dieses Jahr verliehen, die fünf Besten erhalten zusätzlich einen Geldpreis.
Die besten Schüler sind die Medizinische Fachangestellte Claudia Klotz aus Germering, der Industriekaufmann Raphael Schmid aus Bruck und Elektroniker Maximilian Sigg aus Starnberg mit jeweils einem Notendurchschnitt von 1,0. Auch Bashir Ahmad Sarwari, der beste Schüler der Flüchtlingsklasse, wurde geehrt.