Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Hoffnungsvoll und zupackend

Christoph Maier (SPD) sieht sich als Macher und will den Amtsinhaber ablösen

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Rockmusik statt langer Reden, Angriffe auf den politischen Gegner im Stile eines Herbert Wehner, statt großkoalitionärem Kuschelkurs - der SPD-Kandidat Christoph Maier geht den Kampf um den Landratsposten überraschend und erfrischend spritzig an. Mit seiner Band "Die Landräte" singt er bei Wahlkampfverstaltungen Tracy Chapman und Die Ärzte, bezeichnet den Amtsinhaber wegen dessen Aussagen zu den Flüchtlingen als "rechten Zündler", wirft ihm vor, sich in wichtigen politischen Fragen nur "rauszureden". Der 50-Jährige Maier, das spürt man bei seinen Auftritten, macht keinen Alibiwahlkampf, weil halt jemand von der SPD antreten muss, sondern weil er davon überzeugt ist, eine Chance zu haben. Und weil er richtig Lust auf das Amt hat.

"Meine Themen sind schon solche, die die Menschen sehr interessieren. Wohnen, Klima, Bildung, Zusammenhalt. Und ich habe konkrete Vorschläge, das kommt gut an. Außerdem haben viele Leute die Schnauze voll von Karmasin. Ihnen fällt auf, dass vieles anderswo besser läuft und dass das vielleicht damit zu tun hat, dass der Herr im Landratsamt nichts tut", geht Maier in die Offensive.

Ob er ein politischer Romantiker sei? "Wenn das bedeutet, dass für mich Politik notwendigerweise mit einem hohen Maß an Hoffnung verbunden ist, einem Zukunftsglauben daran, dass die besseren Zeiten noch vor uns liegen und einer Visionsfähigkeit, nach der die Menschen Sehnsucht haben, ja, dann bin ich einer. Ich sehe mich aber eher als Macher mit hohen Ambitionen", sagt der 50-Jährige promovierte Jurist, der seine Doktorarbeit über die athenische Demokratie und die Gewaltenteilung bei Aristoteles geschrieben hat. Für seinen Nachweis, dass es schon damals das Prinzip der Gewaltenteilung gegeben hat, wurde er mit dem Promotionspreis der Humboldt-Universität ausgezeichnet.

Eine Motivation, sich politisch zu engagieren, sei für ihn ganz klar die Zeit des Nationalsozialismus gewesen. "In unserer Familie hat es viele Tote gegeben, mein Opa ist in Stalingrad geblieben. Deswegen ist es für mich wichtig, gegen das Wiederaufflammen der braunen Brut zu kämpfen." In die SPD eingetreten ist er als 19-Jähriger, später war er Gemeinderat in Puchheim. "Dann habe ich ein paar Jahre Pause gemacht, um mich um meinen Sohn zu kümmern und in der Karriere Gas zu geben. Das war die auch Zeit, in der ich auch die Kanzlei aufgebaut habe". Mittlerweile beschäftigt die Rechtsanwaltskanzlei 20 Menschen, Maiers Schwerpunkte sind dort die Themen Bauen und Energie.

"Aus meiner Arbeit weiß ich, dass viele Dinge einfach zu lösen sind, man muss es nur tun. Wer mich kennt, der weiß, dass ich sehr durchsetzungsstark und anstrengend sein kann". So seien Entscheidungsprozesse in der Wirtschaft auch oft nicht einfacher oder weniger komplex als in der Politik. Als Beispiel nennt er ein Bauprojekt für die TU in München, bei es um die Energieversorgung für den Campus in Garching ging. "Da waren auch tausend Spieler beteiligt und jeder wollte etwas anderes. Da musste auch jeder mitgenommen werden. Ich habe also in der freien Wirtschaft schon viel erreicht, und es wäre doch mal was, jemanden als Landrat zu haben, der etwas kann."

Doch nicht nur beruflich hat Maier schon einiges erreicht. Auch privat gibt es neben seinen zwei Kindern einen Erfolg, auch den er besonders stolz ist. 1990, also im Alter von 20 Jahren, ist er mit 34 Treffern für den SV Puchheim Torschützenkönig im Landkreis geworden. Die Trophäe steht noch heute bei ihm. "Das ist eine kleine romantische Erinnerung", sagt Christoph Maier, der dem Puchheimer Fußball bis heute treu ist. Aktuell trainiert er die U-17-Jugend des FC Puchheim. "Ich bin durch den Fußball geprägt. Wenn ich auf den Platz gehe, dann will ich gewinnen!"

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SZ vom 05.03.2020
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