Fürstenfeldbruck:Hölzerne Herrschaftszeichen

Adelshofen: REPORTAGE Kloster zu den Armen Schulschwestern

Ein Holzstich aus dem Jahr 1701 zeigt das Schloss in Adelshofen.Reproduktion: Johannes Simon

Der Historische Verein hat ein interessantes Buch über die Schlösser und Burgen im Landkreis verfasst

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Bei einer Ritterburg denkt man an eine imposante Anlage mit hohen Mauern und Türmen aus Stein. Reste solcher stolzen Herrensitze finden sich am Rhein, wo Jürgen Horbach herstammt. In Fürstenfeldbruck musste sich der zweite Vorsitzende des Historischen Vereins bescheidener geben. Denn solche Burgen gab es hier nie. Immerhin konnten Horbach und seine Mitstreiter vom Arbeitskreis Mittelalter aber 54 Burgställe, Motten, Hofmarken und Schlösser im Landkreis ausfindig machen. Von den Burgen ist wenig übrig geblieben, einige Schlösser stehen in voller Pracht. Das Ergebnis ihrer zweijährigen Recherche liegt jetzt in einem Buch vor, das Werner Dreher sehr ansprechend gestaltet hat. Die Beiträge sind klar gegliedert, informativ und jeweils mit einer Wegbeschreibung versehen. Das Werk wurde am Donnerstag im Veranstaltungsforum vor 80 Zuhörern präsentiert.

In Bayern südlich der Donau gab es weniger Burgen als anderswo und selten welche aus Stein. Horbach hat dafür zwei Erklärungen: Kalk, Sandstein und Granit gab es kaum. Steine mussten erst hergeschafft werden und waren entsprechend wertvoll. Die meisten Burgen waren deshalb aus Holz gebaut, das längst verfault ist. Die wenigen steinernen Burgen wurden, sobald sie aufgegeben waren, als Steinbruch benutzt. Der zweite Grund ist politisch. Die bayerischen Herzöge konnten relativ schnell ein Herrschaftssystem schaffen und die Ritter oder Ministerialen als Zwischeninstanz ausschalten.

Die Herzöge setzte einen loyalen Mann als Stellvertreter über ein Gebiet ein. Der herrschte über die Bauern, kontrollierte Straßen und Handel und kassierte Zölle und Abgaben. Diese Ministerialen, aus denen sich der Adel entwickelte, errichteten die Burgen, entweder auf einem Hügel wie dem Parsberg oder sie ließen künstlich eine Erhebung aufschütten, wie in Althegnenberg. Die Anlagen bestanden aus hölzernen Türmen und Palisaden und waren durch Graben und Wälle geschützt.

Am Parsberg bei Puchheim sind die Gräben bis zu 30 Meter breit und die Wälle sechs Meter hoch, berichtete Werner Schmidt. Im 19. Jahrhundert wurden die Überreste als römisches Kastell interpretiert, was spätestens 1993 widerlegt war, als man mittelalterliche Hohlziegel und Keramik fand. Die Burg hatte eine strategische Funktion an der Straße nach Landsberg und war Zollstation. Armbrustbolzen weisen darauf hin, dass die Anlage möglicherweise im Kontext der Schlacht bei Alling 1422 zerstört wurde.

Die wichtigste Burg in der Region war die der Geggenpointer am Amperübergang bei Bruck. Sie stand zuerst auf dem Engelsberg, bis Kloster Fürstenfeld errichtet und die Brücke an ihren heutigen Standort verlegt wurde. Dafür wurde auf dem Nikolausberg eine neue Burg gebaut, berichtete Rolf Marquardt. Die Geggenpointer waren Gefolgsleute der Wittelsbacher und bekamen die Markt-, Brücken- und Zollrechte für Bruck. Sie bauten eine sogenannte Abschnittsburg, die durch Gräben, Wälle und Mauern in mehrere befestigte Bereiche geteilt war, ein Holzbau mit Dachziegeln. Die Adelsfamilie schwächte ihre Position durch Erbteilung, die Mönche kauften Besitz und Rechte Schritt für Schritt auf bis nichts mehr übrig blieb. Im 15. Jahrhundert ließen die Zisterzienser die Burg abtragen. In dieser Periode verschwanden die meisten Burgen in der Gegend und wurden durch Schlösser ersetzt, von denen einige, etwa in Esting oder Spielberg, heute noch stehen.

Der Arbeitskreis Mittealter hat jeden der 101 Gemeindeteile des Landkreises untersucht, dazu in Chroniken und Archiven recherchiert. Manche Burgställe sind heute schwer zugänglich, im Wald gelegen, manche Reste hat der Pflug fast eingeebnet. Selbst einige Schlösser sind verschwunden, wie Fritz Aneder erzählte, der anhand einiger Beispiele verdeutlichte, wie kompliziert mitunter die Recherche war. Schloss Adelshofen wurde 1835 abgerissen, der Wassergraben und das Schlossrichterhaus sind erhalten. Wie die Anlage am Anfang aussah, zeigt ein Stich von Michael Wening von Anno 1701, als das marode Vorgängermodell durch ein neues Schloss ersetzt wurde.

Historischer Verein Fürstenfeldbruck, Schlösser, Burgen und Burgställe im Landkreis Fürstenfeldbruck, Sonderausgabe der Brucker Blätter, 2015, 176 Seiten, 7,50 Euro.

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