Fürstenfeldbruck:Hochschul-Investor soll Schlachthof bekommen

Stadträte von SPD, Grünen, BBV und FDP würden den Konzertsaal der Subkultur gerne behalten - doch die Mehrheit aus CSU und FW ist dagegen

Wolfgang Krause

Die Stadt Fürstenfeldbruck kommt dem Musikunternehmer Rüdiger J. Veith entgegen. Der Bauausschuss des Stadtrates beschloss am Dienstag, weiter über den Verkauf des gesamten alten Schlachthofes zu verhandeln. Den Antrag der SPD, den Konzertsaal des Vereins Subkultur in städtischem Besitz zu behalten und Veith nur von Fall zu Fall für seine private Hochschule der populären Künste zu überlassen, lehnten CSU und Freie Wähler mit ihrer knappen Mehrheit ab. Veith hatte im Vorfeld gedroht, seine Pläne aufzugeben, wenn er zusätzlich zum Taubenhaus der Stadtwerke nicht den ganzen Schlachthof für den Campus bekommt.

Fast 80 junge Leute waren am Dienstag in den Sitzungssaal des Rathauses gekommen um mitzuverfolgen, wie die Stadträte über die Schaffung eines Areals für die Kreativwirtschaft, die Ansiedlung der privaten FH und damit über die Zukunft ihres Vereins diskutierten. Fast drei Stunden harrten sie ruhig auf den Bänken und am Boden der Zuhörertribüne aus, nur einmal musste Oberbürgermeister Sepp Kellerer (CSU) darauf hinweisen, dass Klatschen während der Sitzung nicht erlaubt ist.

Am Ende war die Enttäuschung groß. Vor allem, dass auf Antrag der CSU ein Papier Veiths zur Grundlage der weiteren Verhandlungen gemacht wurde, in dem sein Angebot einer Mitbenutzung des Konzertraums an 30 Abenden im Jahr als gute Lösung für Subkultur gepriesen wird, ärgerte die Vorstandsmitglieder Julian Kincses und Tim Weichselfelder. "Das ist das Schlimmste, was sie beschließen konnten", sagte Kincses nach der Sitzung, "weil da viele Sachen drin stehen, die wir ablehnen müssen." Noch am Dienstagabend verschickte der Subkultur-Vorstand eine Stellungnahme, in der er Verhandlungen auf der Basis eines gemeinschaftlich ausformulierten Lösungsansatzes forderte. Begrüßt wurde von Weichselfelder aber, dass nun endlich eine Arbeitsgruppe eingesetzt werden soll, in der neben Vertretern der Stadtratsfraktionen und der Verwaltung auch Subkultur-Leute mitwirken dürfen.

In der Sitzung hatten zuvor alle Fraktionen die Arbeit von Subkultur gelobt und betont, dass sie die Heimat des Vereins erhalten wollen. Doch die Ansätze dazu unterschieden sich deutlich. Für die SPD forderte Dritter Bürgermeister Ulrich Schmetz, den von Subkultur genutzten Kernbereich des Schlachthofs nicht zu verkaufen. Genauso wie man von Subkultur verlangen könne, die Räume mitzubenutzen, könne man dies auch von Veith erwarten. "Mir ist es lieber, die Subkultur ist in der ersten Position", sagte Schmetz. Auch Werner Kainzinger (FDP), Tommy Beer (BBV) und Christian Stangl (GUL) stützten diese Position. Stangl erinnerte an das Angebot von Subkultur, den Raum selbst zu renovieren und forderte eine genaue Prüfung des Investors: "Einige Gemeinden haben es schon bitter bereut, private Hochschulen anzusiedeln."

Der stellvertretende CSU-Fraktionschef Andreas Lohde warnte dagegen davor, Veith zu verprellen, und warb für die von diesem angebotene Mitbenutzungslösung. "Für uns sichert die Ansiedlung dauerhaft die Existenz des Vereins", sagte er, "das Damoklesschwert, das bisher über der Subkultur schwebt, ist dann weg." Nach Ansicht Lohdes ist die Schaffung eines Viertels für die Kreativwirtschaft in Fürstenfeldbruck nur realistisch, wenn die Hochschule als Anker kommt

. Stangls Zweifel an der Solidität des Investors konterte Lohde mit dem Hinweis, dass Veiths FH in Berlin staatlich anerkannt sei. Voraussetzung dafür sei, dass das Unternehmen so große Rücklagen habe, dass der Betrieb auf Jahre gesichert sei.

Auch Gabriele Fröhlich von den Freien Wählern hielt die Mitbenutzung der bisherigen Räume durch Subkultur für eine gute Lösung. Sie ließ aber in den Beschluss aufnehmen, dass der Verein in der Nähe eigene Räume als Treffpunkt bekommen soll. Kulturreferent Klaus Wollenberg, der dem Ausschuss selbst nicht angehört, warb bei den Mitgliedern für ein Votum, das weder Subkultur noch Veith verärgert. "Wir wollen beides, und ich bin überzeugt wir schaffen das", sagte er. Der SPD-Antrag, den Konzertsaal im alten Schlachthof nicht zu verkaufen, wurde schließlich mit acht zu sieben Stimmen abgelehnt.

Weitgehende Einigkeit herrschte dagegen über das Ziel, einen Entwicklungsbereich für die Kultur- und Kreativwirtschaft auszuweisen. Dissens gab es hier nur über den Umgriff des Gebiets. Die SPD, die das Projekt durch einen Antrag vor drei Jahren angestoßen hatte, hätte neben der Lände, der Aumühle und der Bullachstraße auch gerne den alten Sportplatz mit aufgenommen. Auf Antrag Fröhlichs wurde das Gebiet aber auf die Lände beschränkt. Einstimmig wurde beschlossen, den Bauhof schrittweise auf ein Areal am Waldfriedhof zu verlegen und die Arbeitsgruppe einzusetzen, um die Pläne voranzutreiben.

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