Fürstenfeldbruck:Hitze, Sturm, Käfer, Schnee

Die Waldbesitzer im Landkreis sehen sich weiterhin vielen Widrigkeiten ausgesetzt

Von Manfred Amann

Der Wald wird von den meisten Menschen mit einem romantischen Blick gesehen. Er wird kaum als Kulturlandschaft, sondern als Selbstverständlichkeit des alltäglichen Lebens wahrgenommen. Ob auf Gemälden, in Märchen, Romanen, am und im Haus, eigentlich überall sind die Menschen von Wald oder seinem Produkt Holz umgeben, was vielen gar nicht bewusst ist. Der Wald ist allgegenwärtig. Dabei wird aber nur der emotionale Aspekt berührt.

"Es klafft eine Lücke zwischen der Wahrnehmung und dem Wissen um die Bedeutung des Waldes als wichtige Kulturlandschaft, und die gilt es zu schließen", sagt Bastian Kaiser, der Rektor der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg am Neckar in Baden-Württemberg. In seiner Rede über "die Waldwirtschaft zwischen Natur und Kultur, zwischen Schutz- und Nutzfunktion" auf der Jahresversammlung der Waldbauernvereinigung (WBV) hat der Professor für angewandte Betriebswirtschaft und internationale Entwicklungszusammenarbeit an die Waldbesitzer den dringenden Appell gerichtet, mehr Aufklärungsarbeit zu leisten, um das Bewusstsein in der Bevölkerung zu mehren, dass der Wald mehrere Funktionen habe und nicht nur für Freizeit und Erholung da sei.

Zum Beispiel diene er als Wasser- und CO₂-Speicher, als Sauerstoffproduzent, biete Pflanzen und Tieren eine Heimat. Kaiser wandte sich auch gegen "diskriminierende Äußerungen zur Nutzung des Waldes als reine Geldquelle oder als Jagdrevier", die ihm im Zuge des Volksbegehrens "Rettet die Bienen!" aufgefallen seien. "Sie fördern die Artenvielfalt mit ihrer nachhaltigen Waldpflege schon seit Jahrhunderten. Sorgen Sie auch dafür, dass den Menschen klar wird, dass dies ihr Verdienst ist und lassen Sie sich nicht von einseitig Argumentierenden den Honig vom Brot holen", ermunterte der Professor. Auch der Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Günter Biermayer, rief zu mehr Öffentlichkeitsarbeit auf und lud zu entsprechenden Schulungen und einem Workshop ein.

Ludwig Märkl (Wenigmünchen), der auf der Versammlung ebenso wie sein Stellvertreter Peter Hofner (Rottbach) erneut zum Vorsitzenden der WBV gewählt wurde, sprach in seinem Rückblick von einem "sehr harten Jahr für Waldbauern", das von Käferbefall, Sturmbrüchen und Trockenheit geprägt gewesen sei. Nacheinander im vierten Jahr habe man aufgrund solcher "Kalamitäten" Unmengen von zusätzlichem Holz einschlagen und wegen des Überangebotes niedrige Preise hinnehmen müssen. Mit Geschäftsführer Paul Högenauer war sich Märkl jedoch einig, dass die Region hinsichtlich der Käfer- und Trockenheitsschäden noch gut davon gekommen sei, "weil hier die Hitzezeit gelegentlich von wirksamen Regenfällen unterbrochen wurde". Beide ermahnten die etwa 60 Waldbauern im Mammendorfer Bürgerhaus jedoch, auch in diesem Jahr frühzeitig ihre Fichtenbestände zu kontrollieren, da schon jetzt wieder "Käferbäume" erkennbar seien, die laut Märkl "schleunigst raus müssen", um eine weiteres Ausbreiten zu verhindern.

Auch die durch Schneebruch zerstörten Bäume sollten möglichst schnell beseitigt werden, forderte Högenauer. Laut Geschäftsbericht ist die Zahl der Mitglieder leicht auf 791 und damit die Mitgliedsfläche auf 4628 Hektar gestiegen. Insgesamt wurden 56847 Holzeinheiten, Laub-, Lang-, Kurz-, Papier-, Industrie- und Brennholz sowie Hackschnitzel vermarktet. "Mit den 13 275 verkauften Schüttraummeter Hackschnitzel werden etwa 900 000 Liter Öl eingespart", erklärte Högenauer, dies entspräche etwa 35 großen Tanklastzügen. Der von WBV-Sekretärin Annette Hofner eröffnete Kassenbericht weist aus, dass bei einem Umsatz von etwa 4,5 Millionen Euro ein kleiner Überschuss erzielt werden konnte. An die Waldbauern wurden für vermarktetes Holz im vergangenen Jahr knapp 2,75 Millionen Euro ausbezahlt.

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