Fürstenfeldbruck:Historische Farben für das Lichtspielhaus

Fürstenfeldbruck: Den Farbanstrich "Siena natur" soll das Lichtspielhaus erhalten.

Den Farbanstrich "Siena natur" soll das Lichtspielhaus erhalten.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Das denkmalgeschützte Brucker Kino wird immer noch erneuert. Das gefällt nicht allen.

Von Peter Bierl

Fürstenfeldbruck - Das alte Brucker Lichtspielhaus wird in den historischen Farben gestrichen und im Saal wird ein Podest eingebaut. Der Bodenbelag im Foyer wird indes nicht ausgetauscht. Das beschloss der Fürstenfeldbrucker Planungs- und Bauausschuss des Stadtrats am Montag nach längerer Debatte mit deutlicher Mehrheit. Die Idee des Betreibers, innerhalb des Vorführraums einen kleineren Saal einzubauen, eine sogenannte Box, stieß auf große Ablehnung, dagegen äußerten sich mehrere Stadträte zustimmend zu einem kleinen Anbau für einen zweiten Kinosaal. Insgesamt werde der Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes in der Maisacher Straße etwa 400 000 Euro kosten, bislang habe man etwa 210 000 Euro ausgegeben, erklärte OB Erich Raff (CSU).

Zur Abstimmung standen eigentlich nur drei konkrete Aspekte der Neugestaltung, die zwischen Juni und September stattfinden soll. Allerdings forderte der Oberbürgermeister den Ausschuss auf, die grundsätzliche Frage eines "Saals im Saal" zu entscheiden. Kulturreferent Klaus Wollenberg (FDP) zählte auf, dass diese Box eine Fläche von 60 Quadratmeter einnehmen, komplett schalldicht und dafür mit eigner Klimaanlage ausgestattet sein müsste. Die Technik wäre ziemlich aufwendig. Die Kosten schätzte Wollenberg grob auf bis zu 480 000 Euro. Außerdem riskiere man mit einer solchen großen Maßnahme, dass der Bestandsschutz nicht mehr gilt. Dann müsste alles nach dem aktuellen Stand der Vorschriften renoviert werden, etwa beim Brandschutz, was das Umbauprojekt erheblich verteuern würde.

"Es wird einfach weitergebastelt", rügt Planungsreferent Stangl das Vorgehen

"Eine Box in den Kinosaal einzubauen, würde das Raumgefühl völlig verändern", warnte Christian Stangl (Grüne). Er, Wollenberg und Tommy Beer (BBV) sowie Franz Höfelsauer (CSU) favorisieren deshalb einen Anbau. Inzwischen habe der Betreiber Markus Eisele Erfahrungen gesammelt und das Kino sei wirtschaftlich nur mit einem zweiten Saal zu betreiben, außerdem könne man in dem Neubau das Behinderten-WC besser unterbringen, sagte Höfelsauer. Etwas skeptischer ist sein Fraktionskollege Hans Schilling. "Scheibchenweise kommt immer noch was dazu", murrte der. Ulrich Schmetz (SPD) weigerte sich, ohne Pläne oder wenigstens Skizzen zu entscheiden. Er zweifelt, dass das Landesamt für Denkmalschutz ein Podest oder gar eine Box gestatten würde. Die Äußerungen aus dem Protokoll eines Treffens mit den Denkmalschützern genügen ihm nicht. "Unverbindlicher geht es nicht", kommentierte Schmetz. Er erinnerte daran, dass der Betreiber seinerzeit "mit aller Gewalt" den Zuschlag vor der Konkurrenz wollte, obwohl die Stadt weder Anbau oder Box zugesagt habe.

Dagegen verteidigte Karl Danke (BBV) Eisele und die IG Lichtspielhaus, die das alte Kino betreiben, als "Glücksfall" für die Stadt. Er verwies darauf, dass Eisele sowohl die Planung als auch den Anbau bezahlen würde. Alexa Zierl (parteifrei) erklärte, das Podest sei Teil des ursprünglichen Konzepts gewesen, um den alten Saal besser nutzen zu können.

Während der Ausschuss den Anstrich des Gebäudes mit der Farbe "Siena natur" einstimmig und das Podest mit großer Mehrheit billigte, wurde ein neuer Bodenbelag ebenso deutlich abgelehnt. Das ganze alte Kino ist nach Darstellung der Bauverwaltung im Lauf der Jahrzehnte "verbastelt" worden, der Belag sei abgenutzt und passe nicht zum neuen Interieur des Foyers. Darunter liegen Sollnhofener Platten, die aber vielleicht kaputt sind. Würde man den Belag einfach abtragen, entstünde eine Stolperfalle von fünf bis sechs Zentimeter an den Übergängen zu anderen Räumen. Deshalb schlug die Verwaltung einen neuen Belag im Foyer für etwa 5000 Euro vor. Gabriele Fröhlich (SPD) ärgerte sich über diese Haltung. Auch andere Elemente stammten nicht aus der Bauzeit 1930, das restaurierte Kassenhäuschen sei in den Fünfzigerjahren eingebaut worden. "Es wird einfach weitergebastelt", rügte Christian Stangl. Er plädierte dafür, den alten Belag liegen zu lassen und vielleicht später einmal die alten Platten freizulegen und das Niveau anzuheben.

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