Fürstenfeldbruck:Hilferuf der Polizei

Gewerkschaft prangert personelle Unterbesetzung an

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Polizei hat längst alle Belastungsgrenzen überschritten. Das gilt auch für die vier Landkreis-Inspektionen in Fürstenfeldbruck, Germering, Olching und Gröbenzell. Die sind offenbar hoffnungslos unterbesetzt, die Aufgaben aber werden immer mehr. Vor allem durch die Bewältigung der Flüchtlingskrise kommen zusätzliche Aufgaben auf die Ordnungshüter zu, die anscheinend kaum mehr zu bewältigen sind. Mit einem regelrechten Hilferuf hat sich die Gewerkschaft der Polizei (GdP) am Freitag in einem offenen Brief an hochrangige Politiker gewandt, darunter die CSU-Wahlkreisabgeordnete Gerda Hasselfeldt sowie die Landtagsabgeordneten Kathrin Sonnenholzner (SPD), Reinhold Bocklet, Thomas Goppel und Alexander Dorow (alle CSU).

Alexander Weggartner aus Germering, der dabei die GdP-Kreisgruppen Fürstenfeldbruck, Dachau, Starnberg und Landsberg vertritt, sagt klipp und klar: "Wir sind am Limit!" und: "Das System steht kurz vor dem Zusammenbruch". Weggartner zufolge gibt es in den von ihm vertretenen Dienststellen durchschnittlich einen Personalfehlbestand von 25 Prozent. "Das heißt, der reguläre Dienstbetrieb wird mit drei anstelle der benötigten vier Beamten aufrecht erhalten." Wo vor zehn oder 20 Jahren in großen Dienstbereichen noch vier Streifen in der Nachtschicht unterwegs waren, sei es aufgrund der derzeitigen Personalsituation gerade noch die Hälfte. Angaben, die hinter vorgehaltener Hand von Beamten im Landkreis bestätigt werden. Und das ist wohl auch der Grund, warum die Brucker Dienststelle nie konkrete Zahlen über nächtliche Streifen nennen will. Sie will schlicht vermeiden, dass potenzielle Einbrecher und sonstige Straftäter von den großen Lücken erfahren und sich in Sicherheit wiegen.

Ein SZ-Bericht über den akuten Personalmangel hatte Anfang 2014 Vertreter der SPD-Landtagsfraktion aufgerüttelt, die daraufhin eine Debatte im Sicherheitsausschuss entfachte und bei Innenminister Joachim Herrmann (CSU) vorsprach. Damals hieß es, statt der eigentlich erforderlichen 78 Beamten liege in Fürstenfeldbruck die "tatsächliche Dienststärke" bei lediglich 56 Beamten. Erst vor einer Woche hatten sich auch Bocklet und der Brucker CSU-Chef Andreas Lohde bei Herrmann für zusätzliches Personal stark gemacht und dies mit den wachsenden Einsatzzahlen rund um die Asyl-Erstaufnahmestelle am Fliegerhorst begründet.

Das Thema "Migration und Asyl" sieht auch Weggartner als höchst kritisch an. Die Flüchtlingsströme brächten große Herausforderungen nicht nur für die Gesellschaft, sondern ganz konkret für die Ordnungskräfte - trotz der allgemein großen Hilfsbereitschaft und des Engagements der Asyl-Helferkreise. Gerade in Unterkünften wie der Erstaufnahme-Einrichtung am Fliegerhorst, in denen sehr viele Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion auf engem Raum zusammenleben müssen, entstünden häufig soziale Brennpunkte. Während aber beispielsweise in Manching, wo weniger Flüchtlinge leben als in Bruck, schnell 20 zusätzliche Stellen geschaffen wurden, gehe die kleine Brucker Inspektion bislang leer aus. Nicht viel besser sieht es Weggartner zufolge in den anderen Inspektionen des Landkreises aus. Insbesondere bei Vorfällen wie nächtlichen Schlägereien müssten mittlerweile regelmäßig Kräfte aus benachbarten Landkreisen zusammengezogen werden, anders sei es nicht zu schaffen. Verschärft wird die Situation durch das kontinuierliche Bevölkerungswachstum in der Münchner Region sowie etwa die Abschaffung der Sperrstunde und die damit einhergehende höhere Mobilität in den Abendstunden. All dies habe in der Summe dazu beigetragen, dass sich immer mehr Polizisten krank melden und regelrecht "kaputt gehen".

"Die Reserven der Polizei sind durch die Sparmaßnahmen der letzten Jahre aufgebraucht", klagt der Germeringer GdP-Repräsentant Alexander Weggartner und fügt süffisant hinzu: "Die unverzügliche Aufstockung des Personals wie in Manching ist eine zwingend notwendige Maßnahme - nicht nur am Wohnort unseres Ministerpräsidenten."

Weitere Informationen im Internet unter der Adresse www.wir-brauchen-verstärkung.info

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