Fürstenfeldbruck:Haeusler-Park wird zur Hängepartie

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Der Bau einer Kita verzögert sich erneut, weil nun doch ein Vorschlag des Bundes Naturschutz aufgegriffen wird: Eine Extra-Spur an der Dachauer Straße soll die Autozufahrt nebst Parkplätzen ersetzen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Der Baubeginn für das Kinderhaus im Kester-Haeusler-Park verzögert sich erneut: Gegen die Stimmen von CSU, Freien Wählern und Piraten hat der Stadtrat am Dienstag eine gravierende Änderung beschlossen, durch die eine erneute Auslegung der Baupläne erforderlich ist. Krippe und Kindergarten sollen von den Eltern nicht mehr per Auto angefahren werden können, auch die Kurzzeitstellplätze im Park sollen wegfallen. Als Alternative wird eine Idee des Bundes Naturschutz aufgegriffen: An der nördlichen Seite der Dachauer Straße soll ein Streifen mit zehn Kurzzeitparkplätzen ausgewiesen werden.

Die Befürworter dieser Lösung hoffen, dass nach einem verkürzten Auslegungsverfahren binnen weniger Wochen doch noch eine Baugenehmigung erteilt werden kann, während Zweiter Bürgermeister Erich Raff (CSU) und Stadtbaurat Martin Kornacher nicht ausschließen wollen, dass sich der Bezug der so dringend benötigten Kita über Herbst 2018 hinaus verzögert. Die Kester-Haeusler-Stiftung als Bauherr wollte sich am Mittwoch noch nicht zum neuen Konzept äußern. Sprecherin Karin Wolfrum, die ebenso wie Stiftungsvorsitzender Volker Thieler die Sitzung verfolgt hatte, bekräftigte aber den Willen zum Bau der Kita, die anschließend vom Roten Kreuz betrieben werden soll. "Wir brauchen aber endlich Planungssicherheit."

Möglicherweise den letzten Ausschlag für den Meinungsumschwung im Stadtrat hatte ein neuer Plan gegeben, der westlich neben der in Süd-Nord-Richtung vorgesehenen Zufahrt einen 77 Meter langen und bis zu 2,50 Meter hohen Zaun vorsieht - offenbar ein Zugeständnis an die dem Projekt gegenüber kritisch eingestellten Anlieger des nahen Karl-Trautmann-Wegs. Irene Weinberg (BBV) bezeichnete den Zaun als "blickdichte Schallschutzmauer", ihr Fraktionskollege Christian Götz schimpfte: "Ich bin immer für diesen Kindergarten gewesen, aber das ist hingebastelt und ein einziges Gemurkse."

Während im Bauausschuss nur drei Stadträte gegen den Empfehlungsbeschluss der Stadtverwaltung gestimmt hatten, votierten im Stadtrat 22 Politiker für den von Christian Stangl formulierten Änderungsantrag (16 Gegenstimmen). Damit entfallen die acht Parkplätze an der Südseite des Kinderhauses. Lediglich die vier Mitarbeiterplätze, die über die Adolf-Kolping-Straße zu erreichen wären, sollen bleiben. Mit der Dachauer Straße soll die Kita lediglich per Fuß- und Radweg verbunden werden, Autos sollen also gar nicht erst in den Park einfahren. Dadurch würden die Versiegelung reduziert und möglichst viele Bäume erhalten werden. Zudem wäre auch den Sorgen der Anlieger des Karl-Trautmann-Wegs Rechnung getragen - ohne Schutzzaun.

Vertreter von Grünen, SPD und BBV wiesen den Vorwurf Raffs, sie seien für die weitere Verzögerung möglicherweise über 2019 hinaus und den damit anhaltenden Mangel an Betreuungsplätzen verantwortlich, zurück und warfen ihm "Polemik" vor (Klaus Quinten, BBV). Die Verwaltung und Raff hätten es vielmehr ihrerseits versäumt, den bereits vor vielen Wochen vom Bund Naturschutz vorgelegten Alternativentwurf mit den Kurzzeitparkplätzen an der Dachauer Straße ernsthaft zu prüfen und den Gremien vorzulegen. "Uns wurde die Pistole auf die Brust gesetzt", so Philipp Heimerl (SPD). Axel Lämmle (SPD) Richtung Raff: "Das haben Sie doch verbockt, und der Stadtrat muss den Unsinn jetzt verhindern." Alexa Zierl (parteilos) gab der Hoffnung Ausdruck, dass sowohl die Anlieger des Karl-Trautmann-Weges als auch die Kester-Haeusler-Stiftung im Zuge eines verkürzten, wohl auf zwei Wochen befristbaren Auslegungsverfahrens keine Einwendungen gegen die neuen Planungen vorbringen. Ihrer Berechnung zufolge müsste die Stadt lediglich für einen "nicht gebauten" Parkplatz eine Stellplatzablöse in Höhe der üblichen 15 000 Euro verlangen. Die Stiftung spare sich im Gegenzug aber die Baukosten für die Parkplätze und eine für Autos geeignete Zufahrt.

Ob die Stiftung das so sieht, ist freilich offen. Aus ihrem Umfeld drang deutliche Kritik an der endlosen Hängepartie durch, hatte sie doch bereits große Zugeständnisse an Stadt und Nachbarn gemacht. "Jeder private Bauherr wäre längst pleite", sagte einer, der die jahrelangen Planungen verfolgt hat. Immer komme etwas Neues, erst gehe es um Bäume, dann um Fledermäuse und dann um die Nachbarn. Keiner aber denke an die Kinder, die untergebracht werden müssten. Kritik übte auch Andreas Ströhle (Piraten), der in der Nähe wohnt. Viele Anlieger der Dachauer Straße seien auf die zehn Parkplätze am Straßenrand angewiesen, die nun zeitweise dem Bring- und Holverkehr vorbehalten sein sollen.

© SZ vom 30.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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