An der Basis in Fürstenfeldbruck gehen die Meinungen darüber auseinander, ob die Grünen besser mit Annalena Baerbock oder Robert Habeck als Kanzlerkandidat bei der Bundestagswahl im Herbst antreten sollen. Aber alle Befragten betonen, dass beide hervorragend geeignet seien. Die Bundestagsabgeordnete Beate Walter-Rosenheimer ist für Baerbock, während Manfred Sengl, der Zweite Bürgermeister von Puchheim, sowie der Brucker Stadt-, Kreis- und Bezirksrat Jan Halbauer sich für Habeck aussprechen. Die Kreisvorsitzende Kathrin Durach und die Landtagsabgeordnete Gabriele Triebel wollen sich nicht festlegen.
Das müssen sie auch nicht. Denn die Basis wird gar nicht erst gefragt, sondern die beiden Bewerber sollen es unter sich ausmachen - im Hinterzimmer also. Am Montag soll das Ergebnis verkündet werden, die Delegierten auf dem Bundesparteitag Mitte Juni werden den Ausgang des Zwei-Personen-Konklave Mitte bloß noch absegnen. Nach dem Frauenstatut der Grünen hat Baerbock den Vorrang, wenn sie darauf beharrt. Beide werden dem Realoflügel zugerechnet. "Ich bin froh, dass wir dieses Hickhack nicht haben, wie die Union jetzt, das reißt keine Gräben auf", sagt Triebel zu dieser Vorgehensweise, die aber mit Basisdemokratie wenig zu tun hat.
Durach ist sehr froh, dass sie sich nicht entscheiden muss. "Ich finde, beide haben so vieles was für sie spricht, also Persönlichkeit und Wissen", sagt die Kreisvorsitzende. Sie freut sich, dass die Grünen so zufrieden mit beiden Kandidaten seien, dass die beiden diese Entscheidung treffen können. "Ganz egal wer es wird, wir haben einen perfekten Kandidaten ."
"Mein Herz schlägt für Annalena Baerbock und auch mein Verstand sagt dazu ja", bekennt hingegen Walter Rosenheimer. Der Grund dafür sei, dass sie die Parteivorsitzende aus der Bundestagsfraktion kenne. "Wir sind in einer Arbeitsgruppe und einem Ausschuss, und ich weiß, wie gescheit, kämpferisch, leidenschaftlich sie für unsere grünen Ziele kämpft", erzählt Walter-Rosenheimer.
Obendrein erreiche Baerbock die Menschen und komme als junge Mutter mitten "aus dem Leben". Außerdem freue sie sich, wenn die Grünen eine Frau ins Rennen schicken. "Das passt zu einer feministischen Partei". Und eine Kanzlerin allein mache noch keine Gleichberechtigung, "es darf ruhig weiblich weitergehen im Kanzleramt", findet Walter-Rosenheimer.
"Wir haben ein echtes Luxusproblem mit zwei guten Kandidaten", findet Halbauer. Für Habeck spreche die Regierungserfahrung. Der Bewerber amtierte von 2012 bis 2018 als Landwirtschaftsminister in Schleswig-Holstein, zuletzt in einer Jamaika-Koalition mit CDU und FDP. Dabei habe Habeck bewiesen, dass er unterschiedliche Interessengruppen zusammenbringen könne, lobt Halbauer. Er meint den sogenannten Muschelfrieden im Wattenmeer zwischen Fischern und Naturschützern im Jahr 2015.
Auch für Sengl ist die Regierungserfahrung ein Grund, warum er Habeck "sehr knapp" favorisiert. Außerdem glaubt der Puchheimer, der mehrfach für das Amt des Bürgermeisters kandidierte, dass der gelernte Philosoph mehr Wähler anziehen kann als die promovierte Völkerrechtlerin und frühere Trampolinspringerin Baerbock. "Habeck ist rhetorisch besser, kann Zusammenhänge gut darstellen, die großen Linien und Werte", sagt Sengl. Außerdem könne Habeck Parteiaktivisten und Wähler motivieren.