Fürstenfeldbruck:Großes Kino nur noch am Stadtrand

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Elisabeth Bäck-Degendorfer ärgert es, dass nach den Amperlichtspielen auch das Brucker Lichtspielhaus geschlossen wurde. Wegen teurer Technik und schleppender Besucherzahlen gibt es nur noch das Scala

Von Kevin Schrein

George Clooney war hier zu sehen, Brad Pitt auch. Stunde um Stunde kämpften, liebten, lachten und weinten sie auf der Leinwand des Lichtspielhauses. Doch seit sieben Monaten ist der Vorhang für immer gefallen. Das Kultkino mit nur einem Saal gibt es seit April dieses Jahres nicht mehr. "Es ist wirklich schade", klagt Elisabeth Bäck-Degendorfer. "Zu Fuß ist kein Kino mehr erreichbar." Das Scala, einzig verbliebenes Kino der Stadt, ist ihr zu weit weg. Bäck-Degendorfer hatte ihr Anliegen auf bei der SZ-Veranstaltung "Was Fürstenfeldbruck bewegt" im Café Wiedemann vorgebracht.

23 Besucher kamen im April zur letzten Vorstellung im Lichtspielhaus. Die Zahl verdeutlicht das Problem. "Mit rund 20 Besuchern kann man kein Kino betreiben, damit schreibt man keine schwarzen Zahlen", sagt Susanna Mair, die ehemalige Betreiberin des Lichtspielhauses, das nach Plänen des Landratsamtes in die Denkmalschutzliste aufgenommen werden könnte.

Mit dem richtigen Film füllte sich das Kino. Doch den Geschmack des Publikums zu finden war nicht immer leicht. Und die Architektur des Lichtspielhauses verzieh keine Fehler. Ein Saal, ein Film - Auswahl hatten die Besucher nicht und Mair keine Möglichkeit für Experimente. "Wenn Sie anspruchsvolles Arthouse-Kino zeigen, kommt ein Dutzend, mehr nicht. Es war die ganzen Jahre über schwer, den Film zu finden, den auch viele Menschen sehen wollten", erinnert sich Mair. Mit ihrem Scala-Kino, im Südwesten Fürstenfeldbrucks neben dem Geschwister-Scholl-Platz, hat sie solche Probleme nicht. Fünf Kinosäle stehen für die Besucher bereit, ausgerüstet mit Digitalprojektoren, dem Stand der Technik. Drei weitere Säle sollen bald hinzukommen.

Es ist auch die Art der Filmprojektion, die sich in den vergangenen Jahren verändert hat und gerade kleinen Kinos das Überleben schwer macht. Von Januar an bekommen Kinos die Filme nicht mehr auf der 35-Millimeter-Filmrolle, sondern nur noch auf Festplatte geliefert. Analog ist tot, Digital ist die Gegenwart. Und die ist teuer. Rund 60 000 bis 80 000 Euro sind für Server und Digitalprojektor pro Leinwand fällig. Auch der Unterhalt der Digitalprojektoren ist teurer als der Betrieb der klassischen Filmprojektoren. "Das kann sich nicht jedes Kleinkino leisten", sagt Birgit Bähr, Referentin für Filmtheaterförderung beim "Film- und Fernsehfonds Bayern" (FFFB). Laut Bähr haben dennoch viele kleine Kinos den Wechsel von analog auf digital geschafft - nicht zuletzt mit Hilfe von FFFB-Fördermitteln. Knapp ein Drittel der Anschaffungskosten neuer Projektoren und Server werden übernommen. Mit dem Geld sind bislang 400 Kinosäle umgerüstet worden.

Die Umrüstung des Lichtspielhauses hätte sich aber auch unter Berücksichtigung von Zuschüssen nicht rentiert, glaubt die Mair. Zumal auch eine Klimaanlage fehlt, die Einrichtung veraltet ist und sich der Konkurrenzkampf unter den Kinos verschärft hat - 2015 soll in Pasing der nächste Multiplex-Filmtempel eröffnen.

In Fürstenfeldbruck hat der Verdrängungswettbewerb bereits viele Opfer gefordert. So erinnern sich Elisabeth Bäck-Degendorfer und auch Brucks OB Sepp Kellerer etwas wehmütig an die"alte Zeiten", als es noch das Capitol an der Pucher Straße, die Amperlichtspiele an der Bullachstraße und das Mozartkino an der Mozartstraße gab. Alles Geschichte. Im Stadtzentrum war vor einigen Jahren noch einmal kurz Hoffnung aufgekeimt. Doch Pläne, im Citypoint an der Schöngeisinger Straße ein Kino unterzubringen, wurden wieder verworfen.

© SZ vom 13.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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