Fürstenfeldbruck:Große Show der kleinen Akrobaten

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Artistik bedarf zunächst einer gewissen Grundordnung und eines festen Standes: Junge Künstler auf der Bühne des Zikuszelts. (Foto: Günther Reger)

Galavorstellung des Circus Maurice als Abschluss eines einwöchigen Ferienprojekts

Von Anna Lehneis, Fürstenfeldbruck

Hundert Kinder wirbeln durch die Luft. Aus dem ganzen Landkreis sind sie am Freitag nach Fürstenfeldbruck gekommen, um ihre artistischen Fähigkeiten auf dem Brucker Volksfestplatz zu demonstrieren. Die Galavorstellung des Circus Maurice ist der Abschluss eines einwöchigen Ferienprogramms, in dem aus Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren auf großer Bühne Zirkusartisten auf Zeit werden.

Ins Leben gerufen wurde das Projekt vor mehr als zehn Jahren von Moritz Kuscha und Wolfgang Klaus. Ziel sei es, Kindern verschiedene Zirkusdisziplinen näher zu bringen, sie selbst zu Stars in der Manege zu machen. Dabei soll ihnen spielerisch der Spaß an Bewegung und eine gesunde Lebensweise nähergebracht werden. "Die Kinder können hier artistische Fertigkeiten erlernen, ihr Selbstbewusstsein stärken und ihre Teamfähigkeiten verbessern. Aber im Vordergrund steht natürlich der Spaß", sagt der diesjährige Projektleiter Tobias Ketzel. In Bruck gastiert der Circus Maurice bereits zum siebten Mal. Ermöglicht wurde dies durch die Zusammenarbeit mit der Evangelischen Jugend, die mit organisiert sowie geschulte Jugendleiter für die Workshops stellt. Dieses Jahr standen Trapez, Clownerie, Tanz, Vertikaltuch, Akrobatik, Zaubern, Fakir-Kunst und Jonglage zur Auswahl, erzählt Zirkuspädagogin Anne Fellehner, die erneut einen Clownerie- und Drahtseilworkshop leitet. Sind die Kinder alle in die Gruppen eingeteilt, wird erst einmal geübt. In vier Tagen wird ein Programm für die Galavorstellung ausgearbeitet und täglich perfektioniert. "Ihre Kür für den Auftritt sollen die Kinder so weit wie möglich selbst entwickeln. Wir versuchen mit ihnen auf Augenhöhe zu arbeiten. Sie bekommen schließlich in der Schule schon oft genug gesagt, was sie zu tun haben", sagt Ketzel.

Der Ansatz scheint aufzugehen, die Kinder machen begeistert mit. Laut Ketzel erzählt, dass viele Kinder bereits zum wiederholten mal an dem Projekt teilnehmen. Das gilt in gewisser weise auch für Joshua Grasmüller, der mittlerweile die Seiten gewechselt hat. "Ich habe, als ich klein war ,so lange mitgemacht, bis ich irgendwann zu alt war." Jetzt ist er als Jugendleiter dabei. Er kümmert sich zusammen mit anderen Betreuern um Sicherheit und "Bespaßung" der Kinder - und darum, dass die Kinder auch ihren täglichen Pflichten wie Müll einsammeln, gemeinsam kochen, Küche putzen und Requisiten aufräumen nachgehen. Denn auch diese Aufgaben gehören zum pädagogischen Konzept des Circus Maurice. "Die Kinder lernen dadurch, Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen", sagt Ketzel. Aber natürlich wird in den Pausen auch für Unterhaltung gesorgt. Neben dem großen Zirkuszelt gibt es eine Hüpfburg, auf der sich die Kinder austoben dürfen. Im Bastelzelt wird an Kostümen und Requisiten für die Aufführung gefeilt und im Essenszelt können sich die Kinder aus den unterschiedlichen Gruppen während des Mittagessens über ihre Erfahrungen austauschen. Diesmal sind auch 13 Kinder aus geflüchteten Familien dabei. "Die Arbeit mit ihnen hat wunderbar geklappt", freut sich Ketzel.

Am Freitag ist es dann soweit: Kinder und Betreuer präsentieren Familien und Freunden ihre Kunststücke . Im bis auf den letzten Platz gefüllten Zirkuszelt herrscht ausgelassene Stimmung. Die Kinder hält es kaum auf den Plätzen, ständig huschen sie vor der Bühne hin und her und sind ebenfalls begeistert von den Darstellungen der jungen Artisten. Nicht alles klappt wie vorgesehen, aber das gehört dazu. Denn das ist nun mal live und ohne doppelten Boden. Am Ende blickt ein kleines Mädchen zu seiner Mama und fragt mit großen Augen: "Ich darf doch nächstes Jahr wiederkommen, oder?"

© SZ vom 20.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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