Fürstenfeldbruck:Goppels Pointe

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Im Gleichschritt Marsch (von links): Andreas Lohde, Thomas Silberhorn, Katrin Staffler, Erich Raff, Reinhold Bocklet, Gabriele Off-Nesselhauf, Thomas Karmasin. (Foto: Günther Reger)

Ex-Minister wartet bei der CSU in Fürstenfeld mit der einzigen Überraschung des Abends auf

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Bevor CSU-Ortschef Andreas Lohde im Fürstenfelder Barocksaal zur Begrüßungsrede ansetzt, blickt er tief ins Wasserglas, nimmt einen ordentlichen Schluck. Und die gut 150 geladenen Gäste stellen am frühen Samstagabend fest, dass das Glas immer noch deutlich mehr als halb voll ist. Ein Zeichen, das die CSU bei ihrem Neujahrsempfang auf der Habenseite verbuchen könnte. Zumal wenige Stunden zuvor in München mit der Krönung Söders zum Parteivorsitzenden auch personell die Weichen Richtung Aufbruch gestellt worden sind. Mit frischem Wind wird unbeschwert zur Attacke geblasen. Die Pointe des Abends setzt dann aber ausgerechnet ein Altgedienter.

Die CSU, das machen alle Redner des Abends deutlich, will endlich wieder die Marschrichtung und das Kommando vorgeben. Wer wäre da als Festredner besser geeignet als jemand, der sich mit der Armee auskennt. Bevor es ans prächtige Buffet geht, schwört also Thomas Silberhorn, Staatssekretär im Verteidigungsministerium, die Gäste darauf ein, die eigenen Reihen wieder zu schließen, sich auf die Stärken zu besinnen - und öfters auch mal auf die Bedeutung des Cs im Namen und den Verbündeten "da oben". Die von Lohde schelmisch vorgebrachte Hoffnung, Konkretes zur Zukunft des Fliegerhorsts zu erfahren, erfüllt sich dann aber nicht. Silberhorn bleibt vage, was die Zukunft der 900 Dienstposten in Bruck anbelangt. Und es ist eher nicht zu erwarten, dass er am Mittwoch beim geplanten gemeinsamen Besuch des Militärareals und der Offizierschule, die 2023 nach Roth umziehen soll, überraschende Neuigkeiten nachreicht. Gleichwohl dürfte Lohde dann noch einmal Transparenz und Planungssicherheit anmahnen. Denn die etwa 330 Mitglieder zählende Brucker CSU würde ihre guten Beziehungen gerne nutzen, um die Festung der widerborstigen Grundstücksverwertungsgesellschaft des Bundes (Bima) zu schleifen. Später wird Lohde am Buffet klar machen, wo der Hase im Pfeffer liegt: Bereits vor dem Abzug der letzten Bundeswehreinheit könnten doch bereits einige Flächen abgegeben werden. Zum Beispiel jene, die BMW gerne bebauen würde. Von Silberhorn ist dazu nicht viel zu hören, auch wenn er allen von Standortentscheidungen der Bundeswehr betroffenen Kommunen ein "offenes, transparentes Verfahren" zusichert. Statt Details zum Fliegerhorst gibt es ein Plädoyer für eine handlungsfähige, gut ausgerüstete und in die Gesellschaft integrierte Bundeswehr sowie Orientierungshilfen, die weit über die Stadtgrenzen hinausreichen: Die CSU müsse endlich den Leuten wieder klarmachen, "wofür wir stehen". Denn die Wähler hätten den Christsozialen bei der Landtagswahl zwar einen Denkzettel verpassen wollen, gleichwohl aber Interesse an einer stabilen Regierung.

Die Gäste, darunter Brucks OB Erich Raff, Alt-OB-Sepp Kellerer, Maisachs Bürgermeister Hans Seidl, die Bezirksräte Gabriele Off-Nesselhauf und Josef Loy, Landrat Thomas Karmasin, dessen Stellvertreter Martina Drechsler (alle CSU) und Ulrich Schmetz (SPD), die Spitzen der örtlichen Banken und zahlreiche Kreis- und Stadträte, nehmen auch Lohdes Bekenntnis zur Bundeswehr am Standort Fürstenfeldbruck wohlwollend zur Kenntnis - ebenso wie die Neujahrsadresse der Bundestagsabgeordneten Katrin Staffler, die den Blick auf die Europawahl lenkt und auf Parteifreund Manfred Weber, der als Spitzenkandidat der EVP-Fraktion ins Rennen um die Nachfolge von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker geht.

Dann aber feiert die CSU erst einmal zwei altgediente Recken, die bereits auf erfüllte politische Karrieren zurückblicken können. Mit stehendem Applaus wird die Lebensleistung der früheren Landtagsabgeordneten und Minister Thomas Goppel und Reinhold Bocklet gewürdigt. Beide seien immer erreichbar gewesen und hätten sich große Verdienste um Stadt und Landkreis erworben, so Lohde. Als kleine Anerkennung für den passionierten Organisten Bocklet gibt's einen Gutschein für eine Meisterstunde mit Klosterkirchen-Organist Christoph Hauser. Und Goppel? Ganz große Überraschung: Er erhält ein Abo für alte Musik im Kurfürstensaal. Der 71-Jährige kontert knochentrocken mit der noch größeren Überraschung: "Das Abo habe ich schon, seit der Kurfürstensaal geöffnet ist." Aber "der Wille steht für die Tat", sagt Goppel schmunzelnd.

© SZ vom 21.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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