Fürstenfeldbruck:Göttlicher Segen und weltliche Freuden

Bruck: VOLKSFEST - Schaustellergottesdienst

Andächtige Worte unter Brauereifahnen: Paul Schäfersküpper spricht in seiner Predigt Themen an, die die Schausteller bewegen.

(Foto: Johannes Simon)

Im kleinen Volksfestzelt zelebriert Schaustellerpfarrer Paul Schäfersküpper die Sonntagsmesse

Von Julia Bergmann, Fürstenfeldbruck

Die große Hostie hält Pfarrer Paul Schäfersküpper weit über die Köpfe der versammelten Gläubigen. Im Hintergrund kein goldverziertes Tabernakel und keine gekreuzigte Jesusfigur, sondern blaue und gelbe Wimpel, die den Schriftzug "König Ludwig Weißbier" und "König Ludwig Hell" tragen. In mitten blau-weißer Festzeltdeko steht ein güldener Altar. Ein Bruch, der überraschen mag, aber Paul Schäfersküpper huldigt nicht dem Bier, sondern hält als Schaustellerpfarrer im Erzbistum München-Freising den Schaustellergottesdienst auf dem Brucker Volksfest. Musikalisch gestaltet wird dieser von der Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck

Eine Premiere für Bruck, denn zum ersten Mal findet der Gottesdienst dort im Festzelt statt. In den Jahren zuvor hatte man sie in der nahegelegenen Jahnhalle abgehalten. Bei den Gottesdienst-Besuchern kommt das neue Arrangement gut an. Aus den Reihen hört man immer wieder lobende Kommentare. Und immerhin, Katholische Kirche und bayerische Festkultur - mehr Tradition gibt es wohl kaum auf einem Fleck. Zumindest nicht im Freistaat.

Als Schaustellerpfarrer weiß Schäfersküpper um die täglichen Sorgen der Schausteller und Festwirte. Auch in seiner Predigt greift er sie auf. "Wir Menschenumgeben uns gerne mit hohen Mauern", sagt er und kritisiert das fehlende Gemeinschaftsgefühl, das immer mehr zuzunehmen scheint. Das gelte auch für die Volksfeste. In ohnehin schon schwierigen Zeiten, Schäfersküpper zitiert Zeitungsartikel, die vom Sterben der Volksfeste berichten, seien es mitunter Einzelne, die über das Schicksal der Feste entscheiden. So berichtet der Pfarrer über Anwohner, die sich durch die Feiern gestört fühlen und über die Lärmbelästigung klagen. "Sie wollen ihre Ruhe haben, was auch immer das sein mag", sagt er. Rücksicht auf andere zu nehmen, das haben die meisten Menschen verlernt. "Uns ist es wichtiger, dass alles zu unserer Zufriedenheit ist", so Schäfersküpper.

Umstände wie diese zeugen davon, dass unsere Gesellschaft auseinanderdriftet. Die Mauern, die wir um uns errichten, machen unsicher und einsam. Sie seien es, die uns daran hindern, gemeinsam etwas aufzubauen. Die Hilfe Gottes sei es, die uns diese Mauern überwinden lassen könne, predigt der Schaustellerpfarrer und spricht damit vielen der Anwesenden aus der Seele. Vor allem nach dem Gottesdienst äußern sich viele der Besucher zustimmend. Über die klaren Worte des Pfarrers sind sie froh. Nur eines missfällt so manchem Besucher: in den Reihen des halb gefüllten kleinen Festzeltes findet sich kaum einer der Schausteller.

Für das Fürstenfeldbrucker Fest hofft Schäfersküpper, dass das neue Konzept, also die Zusammenlegung des Frühlings- und Volksfestes und die Neugestaltung des Programms, mit der Hilfe Gottes wieder attraktiver für die Besucher wird. Gegen Ende der Messe spendet der Pfarrer den Wettersegen für die Tage des Volksfestes und das ganze Jahr. Immerhin, zumindest den Sonntag über scheint der Segen etwas bewirkt zu haben.

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