Mitten in Fürstenfeldbruck:Gesägt, gefräst, gezapft

Mitten in Fürstenfeldbruck: Nur Holz und ein wenig Leim, damit hält die Schublade zusammen.

Nur Holz und ein wenig Leim, damit hält die Schublade zusammen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Angehende Schreiner stellen ihre Gesellenstücke im Wettbewerb "Die schöne Form" aus.

Kolumne von Erich C. Setzwein

Jeder kennt mindestens eine Möbel-Zusammenbau-Tragödie aus dem eigenen Haushalt oder von Freunden. Wer sich erfolgreich durch die gezeichneten Bauanleitungen gearbeitet und jede Schraube und jeden Holzdübel an die richtigen Stellen gebracht hat, wird beim Aufstellen mit dem guten Gefühl belohnt, etwas geschafft zu haben. Doch es gibt auch die an Ikea-Bausätzen Gescheiterten, die zu bedauern sind. Ist etwas falsch verbunden, lässt es sich mit ein wenig Geschick zerstörungsfrei wieder lösen, und der Versuch, ein Möbelstück zusammenzubauen, kann erneut beginnen. Die Inbus-Aktivitäten von Ungelernten können Schreinern ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Denn statt Stahlschraube und Kunststoffklammer sägen sie Holzverbindungen, fräsen hier und zapfen dort.

Mitten in Fürstenfeldbruck: Aus dem Modell wird das Gesellenstück mit bunten Intarsien.

Aus dem Modell wird das Gesellenstück mit bunten Intarsien.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Meister dieses Handwerks - und selbstverständlich auch der Obermeister der Innung - finden stets Gefallen daran, wenn Lehrlinge am Ende ihrer Ausbildung ihre Gesellenstücke so fertigen, als würde sie nie mehr auseinandergehen. Ein gutes Dutzend solcher Gesellenstücke sind am Freitag zum letzten Mal im Rahmen der Wettbewerbsausstellung "Die gute Form" in der Sparkasse an der Fürstenfeldbrucker Hauptstraße zu sehen. Und es sind Einzelstücke, die junge Menschen ohne konkrete Berufswünsche animieren könnten, solch ein Stück auch einmal zu fertigen.

Mitten in Fürstenfeldbruck: Ablagen in verschiedenen Höhen, ideal für den Eingangsbereich

Ablagen in verschiedenen Höhen, ideal für den Eingangsbereich

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Zwei Jahre hat die Unterbrechung durch die Pandemie gedauert, ehe die diesjährigen Gesellenstücke wieder öffentlich gezeigt werden konnten. Die Empore in der Sparkasse bietet sich dafür an, weil dort genügend Raum ist, jedes einzelne Gesellenstück auszustellen, ohne dass es einer Möbelausstellung gleichen würde. Unlängst hat sich dort eine Jury aus Handwerkern und Vertretern der Wirtschaft getroffen, um die ausgestellten Schreibtische, Tische und Sideboards zu bewerten. Das Urteil ist geheim, das Wettbewerbsergebnis wird erst im September bei der Freisprechungsfeier der jungen Handwerker bekannt gegeben.

Besucher der Ausstellung werden überrascht sein von den Ideen und der Originalität der Schreibtische. Der eine mit wuchtigem Holzkörper auf filigran erscheinendem Stahlgestell, der andere kompakt mit abgerundeten Ecken und angenehmen Farben. Zwischendrin ein klassischer Sekretär aus hellem Holz mit einer kontrastierenden Klappe. Ausgefuchst ist auch an einer Garderobe eine Schublade, mit der niemand gerechnet hat. Bei solchen Stücken zeigt sich, wie hervorragend die Ausbildung in den Schreinereien gewesen ist. Und dass Möbel auch ohne Inbusschrauben zusammenhalten.

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