Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Gas und Strom werden teurer

Auch im Landkreis geben viele Versorger Preissteigerungen zum Jahreswechsel an ihre Kunden weiter. Die Komm-Energie Eichenau will darauf zunächst noch verzichten

Von Anna Schorr, Fürstenfeldbruck

Viele Energieversorger im Landkreis Fürstenfeldbruck erhöhen zum kommenden Jahr ihre Preise für Strom und Gas. Grund sind die stark steigenden Energiekosten. Kunden der Stadtwerke Fürstenfeldbruck und Olching sowie der Gasversorgung Germering müssen damit mehr zahlen. Strom Germering kann seine aktuellen Preise halten, die Komm-Energie Eichenau wartet noch Gremienbeschlüsse ab - einiges deutet aber darauf hin, dass auf Preiserhöhungen zumindest vorerst verzichtet werden kann.

Um ein Dreifaches hätten sich die Preise für Erdgas und Strom gegenüber Januar dieses Jahres erhöht, erklärt Andreas Wohlmann, Vertriebsleiter der Stadtwerke Fürstenfeldbruck. Thomas Grulke, Geschäftsführer der Stadtwerke Olching, spricht von einer Preisrallye an den Großhandelsmärkten. "Im Schnitt kostet die Megawattstunde sonst um die 50 Euro", erzählt Matthias Morche, Geschäftsführer der Komm-Energie Eichenau, "jetzt liegen wir teilweise bei circa 120 oder 130 Euro."

Das bekommen die Kunden vieler regionaler Versorger zu spüren. So zahlt ein Haushalt mit einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 3500 Kilowattstunden (kWh) bei den Stadtwerken Fürstenfeldbruck nächstes Jahr 47,30 Euro mehr pro Jahr. Auch die Stadtwerke Olching müssen ihre Preise erhöhen. Ein Durchschnittshaushalt zahlt für Strom damit um die 70 bis 75 Euro mehr pro Jahr. Für die Olchinger Gaskunden bleibt der Grundpreis bei 9,95 Euro, der Arbeitspreis erhöht sich von 5,14 Cent auf 6,8 Cent pro kWh. "Damit sind wir im Durchschnitt auch noch preislich interessant", sagt Grulke, "die meisten Wettbewerber liegen oft im zweistelligen Bereich." Grundversorger für die Kommunen Eichenau, Gröbenzell und Puchheim ist die Komm-Energie. Geschäftsführer Matthias Morche: "Meine Empfehlung an die Gremien wird sein, die Preise konstant zu halten." In Germering läuft die Energieversorgung nicht zentral über die Stadtwerke - der Grundversorger für Strom ist die Strom Germering GmbH, für Gas die Gasversorgung Germering. Strom Germering hält die Preise für ihre rund 17 000 Germeringer Kunden konstant. Gas wird dagegen für den Germeringer Durchschnittshaushalt mit einem Verbrauch von 20 000 kWh pro Jahr um etwa 27 Euro pro Monat teurer, bei kalkulierten 1530 Euro Gaskosten im Jahr 2022.

Durch einen relativ langen und kalten Winter seien die Erdgasspeicher in Deutschland wie leer gefegt gewesen, die Nachfrage nach Erdgas deshalb erhöht, erläutert Morche. Auch Erdgasspeicher seien noch nicht so gut gefüllt, wie sie es sonst zu diesem Zeitpunkt waren. Zudem hat der CO₂- und Kohlepreis einen Einfluss auf die Strompreise. "Wenn Gas teuer ist, laufen nicht die Gaskraftwerke, sondern die Kohlekraftwerke. Dann steigt der Preis für Kohle und man muss für CO₂-Verschmutzungsrechte zahlen. Am Ende der Kette hat man dann den gestiegenen Strompreis", sagt Morche. Vom 1. Januar an erhöhen sich außerdem die CO₂-Preise für fossile Brennstoffe von 25 auf 30 Euro pro Tonne, was die Energiepreise weiter verteuert, ergänzt Matthias Mees, Geschäftsführer der Gasversorgung Germering. Er sieht auch in der globalen wirtschaftlichen Erholung nach dem Corona-Einbruch einen Treiber der Großhandelspreise. So benötigten große Volkswirtschaften und Unternehmen mehr Energie für das Hochfahren ihrer Produktion und bildeten zusätzlich Vorräte. "Besonders in Asien ist der Energiehunger extrem", bestätigt Morche, "dort ist die Nachfrage und der Preis noch höher als in Europa - Schiffe fahren dann nicht nach Rotterdam, sondern eben nach Asien." Auch dass das Nordstream II-Projekt gestoppt wurde, treibe die Preise weiter nach oben, erklärt Monika Lidmila, Sprecherin der Stadtwerke Fürstenfeldbruck: "Dass an den Energiebörsen so teuer gehandelt wird, liegt auch daran, dass eben spekuliert wird, man hofft jetzt natürlich auf Signale, die den Markt wieder beruhigen." Im Sinne der Verbraucher positiv auf den Strompreis wird sich dagegen die Senkung der EEG-Umlage auswirken. "Dies reicht zwar nicht aus, um die Mehrkosten in der Strombeschaffung auszugleichen, doch unsere Preisanpassung fällt dadurch nur moderat aus", erklärt Wohlmann.

An den Strom- und Gaspreisen können Verbraucher nicht viel ändern - wohl aber an ihrem Verbrauch. Die einfachste Lösung, Kosten zu senken, sei es, auf seinen Stromverbrauch zu achten, erklärt Lidmila. "Natürlich soll keiner im Kalten oder Dunklen sitzen. Aber man kann seinen eigenen Verbrauch ein Stück weit hinterfragen. Der Computer muss zum Beispiel nicht dauernd laufen, denn Standby-Funktionen fressen viel Energie." Kottermaier rät, noch einmal zu überprüfen, ob man bei seinem Anbieter auch den günstigsten Tarif gewählt hat. "Dafür muss man nicht zu anonymen Online-Anbietern wechseln, sondern kann das einfach bei seinem regionalen Anbieter noch einmal nachsehen." Er plädiert dafür, Stromanbieter in der eigenen Region zu stärken: "Da hat man immer einen direkten Ansprechpartner - wir haben zum Beispiel eine Geschäftsstelle in Germering, das ist unser großes Plus. Außerdem unterstützen wir Vereine, Kultur und soziale Einrichtungen in Germering." Die Strom Germering stelle zudem nächstes Jahr komplett auf Ökostrom um. Auch die Stadtwerke Fürstenfeldbruck, die Komm-Energie und die Stadtwerke Olching beliefern ihre Kunden schon mit ökologisch erzeugtem Strom. In Olching soll zudem im Herbst 2022 eine Fotovoltaikanlage in Betrieb genommen werden. "Wir wollen die Stromerzeugung so ausbauen, dass wir autarker sein können", so Grulke. Mit der neuen Anlage könnten rechnerisch bald 400 Kunden in Olching mit Strom versorgt werden.

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SZ vom 01.12.2021
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