Fürstenfeldbruck:Füße im Fokus beim Fernunterricht

Fürstenfeldbruck: Vier Lehrerinnen und Lehrer der Germeringer Tanzschule Nahm machen vor, wie es geht (von links): Michaela Kempkens, Maximilian Wehrer, Elena Roth und Eric Nahm

Vier Lehrerinnen und Lehrer der Germeringer Tanzschule Nahm machen vor, wie es geht (von links): Michaela Kempkens, Maximilian Wehrer, Elena Roth und Eric Nahm

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Viele Tanzschulen im Landkreis haben aus der Not eine Tugend gemacht und auf Online-Schulungen umgestellt

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

"Lass mich tanzen" ist der Name der Germeringer Tanzschule in der Nähe der Stadthalle. Doch seit Anfang November gilt diese Aufforderung nicht mehr - jedenfalls nicht mehr direkt auf dem Parkett des Tanzstudios. Während des Corona-Lockdowns darf nicht mehr getanzt werden. Walzer, Rumba oder Cha-Cha-Cha finden, falls der Platz vorhanden ist, seitdem notgedrungen zuhause im Wohnzimmer statt. Um ihre Kundschaft nicht zu verlieren, haben einige Studios mit einigem Aufwand auf Online-Unterricht umgestellt.

"Wir haben dafür kräftig investiert", erzählt Eric Nahm, der Inhaber der Germeringer Tanzschule. Nahm hat technisch mächtig aufgerüstet. Er hat vor allem eine bessere Kamera angeschafft, um für seine Tanzpaare zuhause beim Unterricht gut sichtbar zu sein. "Häufig muss ich auf die Füße zoomen", sagt Nahm, "um die Schritte zu zeigen." Auch der Fokus auf die passende Haltung der Paare ist wichtig. Um kurz vor 20 Uhr beginnt der erste Kurs für Erwachsene. Diskofox steht am Dienstag auf dem Programm. Danach folgt noch 75 Minuten lang Boogie. Die Tanzschule bietet neben Paartanz auch Fitness, Kindertanz und Hip-Hop an. So sind die Tanzlehrerinnen und Tanzlehrer seit 15 Uhr durchgehend vor der Kamera im Einsatz.

"Die Resonanz ist sehr gut", versichert Nahm, der die Tanzschule seit acht Jahren betreibt. "Wir haben sogar neue Anmeldungen für die Online-Kurse." Ihn wundert das nicht: "Die Leute sitzen doch jeden Abend zuhause und wollen nicht immer fernsehen." Die Kurse funktionieren mit direktem Feedback. "Die Paare wollen sich auch mal zuwinken", so Nahm, "weil sie sich nicht mehr direkt sehen können." Drei bis 15 Paare würden regelmäßig an den Online-Kursen teilnehmen. Er organisiert übers Internet auch schon mal eine Tanzparty zuhause. Für die, die neu dazu kommen wollen, kostet eine Probestunde fünf Euro. Auch die Puchheimer Tanzschule "Meet & Dance" hat seit 18. Januar mit Online-Kursen begonnen. "Es ist ganz gut gelaufen", sagt Rebekka Metz, die Geschäftsführerin der Tanzschule. So richtig überzeugt klingt sie aber noch nicht. Zuvor hatte sie selbst produzierte Tanzvideos auf ihre Internetseite gestellt. In Puchheim hat "Meet & Dance" eine Zweigstelle; die große Tanzschule befindet sich in Dachau.

Die finanziellen Probleme sind nach dem monatelangen Lockdown enorm. Eine fünfstellige Miete muss Metz Monat für Monat in Dachau aufbringen. "In Puchheim hat uns eine nette Vermieterin im Frühjahrs-Lockdown 2020 zwei Monatsmieten erlassen", erzählt Metz erleichtert. Damals blieben auch die meisten Mitglieder bei der Stange, weil auch die Tanzschule die Mitgliedsbeiträge nicht abgebucht hat. "Jetzt ist die Akzeptanz deutlich geringer", sagt Metz. Dreieinhalb Monate ohne direkten Tanzunterricht wirken sich negativ aus. Auch viele Hobbytänzer seien in Kurzarbeit und müssten sparen. Metz hat die November-Hilfe mit Abschlagszahlungen bekommen, aber die finanzielle Lage ist weiterhin angespannt. "Die Devise ist", bekräftigt die Chefin der Tanzschule, "wir müssen irgendwie durchhalten."

So sieht das auch Steffi Brück, Inhaberin des Studios "Body & Beat" in Fürstenfeldbruck. Sie erzählt, dass die Beantragung von finanziellen Hilfen sehr kompliziert sei und noch zu keinem großen Erfolg geführt habe. "Bis zum Spätfrühling wird sich das noch hinziehen", befürchtet Brück. Seit fast zehn Jahren betreibt die heute 31-Jährige ihr Tanzstudio. Sie unterrichtet zusammen mit zwei Festangestellten Kindertänze, Hip-Hop und Fitness. Momentan ist wenig zu tun, so dass die beiden Angestellten in Kurzarbeit sind. Kündigungen von Mitgliedern muss sie seit vergangenem März verkraften. "Das wird uns nicht komplett zerstören, aber wirtschaftlich bangen müssen wir noch lange", sagt Brück. "Es geht ja allen gleich."

Froh ist sie, dass ihre Stammkunden viel Verständnis zeigen. Natürlich möchte auch Eric Nahm, der schon mit 17 Jahren eine Tanzlehrer-Ausbildung absolviert hat, gerne da wieder anknüpfen, was er zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen Maximilian Wehrer, Michaela Kemkens und der Auszubildenden Elena Roth im vergangenen Sommer unter Corona praktizieren konnte. Damals wurden alle Hygiene- und Abstandsvorgaben eingehalten, so dass sich bis zu 24 Personen im großen Tanzsaal aufhalten konnten. "Body & Beat"-Studiochefin Brück will sich nicht unterkriegen lassen, das spürt man. Sie steht auch für einen positiven Ausblick in die Zukunft: "Die Wertigkeit für Hobbys wird nach der Krise sicherlich zunehmen. Ich rechne danach mit einem Aufschwung, unsere Mitglieder werden zurückkehren."

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