Ein Ort, an dem Frauen Hilfe oder Rat suchen können, wenn sie häusliche Gewalt erfahren, ist wichtig. Deshalb bietet der Brucker Verein "Frauen helfen Frauen" eine Anlaufstelle für vergewaltigte, misshandelte und in Not geratene Frauen. Gabriele Triebel aus Kaufering, Landtagsabgeordnete der Grünen aus dem Stimmkreis Fürstenfeldbruck-West/Landsberg, schätzt die Arbeit der Frauen in Fürstenfeldbruck, weshalb sie kürzlich eine Hälfte der Erhöhung der Abgeordnetenentschädigung an den Verein gespendet hat. Die Abgeordneten der Landtags-Grünen hatten sich zuvor dazu entschieden, auf die Erhöhung, für ein Jahr zu verzichten und stattdessen das Geld an Organisationen im Stimmkreis zu spenden. Triebel teilte ihren Mehrverdienst zwischen "Frauen helfen Frauen" und der Landsberger Tafel auf.
Den Scheck über 1250 Euro überreichte sie am Donnerstag bei einem Besuch in Fürstenfeldbruck den Helferinnen. "Ich halte die Arbeit des Vereins für verdammt wichtig für meine Geschlechtsgenossinnen", sagte Triebel. Finanziert wird der Verein durch die Unterstützung von Mitgliedern, Spenden und durch den Landkreis. Die Spende hilft dem Verein, sein Angebot zu erweitern sowie dazu, eine zuverlässige Beratung und Betreuung bieten zu können. Die Mitarbeiterinnen des Vereins bieten einen Frauennotruf und Beratungsleistungen an, betreiben eine Interventionsstelle für Opfer sowie ein Frauenhaus. Außerdem gibt es eine Unterstützung für gewaltbetroffene Frauen mit Behinderung.
Seit dem Eintreten der Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie seien auch in der Einrichtung die Zahlen gestiegen, erklärte Rafaela Mötsch, die in der Beratungs- und Interventionsstelle tätig ist. Etwa 40 Prozent mehr Frauen meldeten sich in der Interventionsstelle, und auch zu der Beratung nahmen mehr Frauen Kontakt auf. "Während des Lockdowns stieg die Zahl nicht unbedingt an", sagt Anja Blobner von der Geschäftsleitung des Frauennotrufs. Da während der Ausgangsbeschränkungen auch die Männer meist zu Hause waren, hätten die Frauen oftmals nicht die Möglichkeit gehabt, ungestört die Helferinnen anzurufen, ohne dass der Mann dies bemerkt hätte, fügt sie hinzu. In der Regel vermitteln Jugendamt und die Polizei die Opfer häuslicher Gewalt an die Interventionsstelle. Bei einem Einsatz fragen sie die Betroffenen, ob sie deren Kontaktdaten an "Frauen helfen Frauen" weitergeben dürfen. Innerhalb von drei Tagen nehmen die Fachkräfte in einem solchen Fall dann Kontakt zu der betroffenen Frau auf. Auch Männer, die Opfer häuslicher Gewalt werden, können in der Interventionsstelle Hilfe suchen.
In der Beratungsstelle können Frauen anrufen, um beispielsweise einen Termin für ein Beratungsgespräch zu vereinbaren und juristische Informationen zu erhalten. Im Frauenhaus haben Frauen, die häusliche Gewalt erfahren mussten, die Möglichkeit, einen vorübergehenden Wohnplatz zu erhalten sowie Beratung durch die Fachkräfte in Anspruch zu nehmen. Wo sich das Frauenhaus befindet, wird nicht bekannt gegeben, um den Frauen einen ausreichenden Schutz bieten zu können. Aktuell wohnen sechs Frauen in der Einrichtung.
Seit 1984 gibt es den Verein bereits. Zwischen 80 und 90 Mitglieder hat der Fürstenfeldbrucker Verein. Seit seiner Gründung erweitert er kontinuierlich sein Angebot. Ein neues Frauenhaus in Germering sei gerade in Planung, um den Frauen aus Fürstenfeldbruck auch eine Möglichkeit zu bieten, aus "der Ecke, in der man Angst hat, rauszukommen", erklärt Blobner. "Es ist wahrscheinlich, dass Menschen, die als Kind Gewalt der Eltern erlebt haben, später zu Opfern oder Tätern werden", sagt Blobner. Und: Auch Männer, die nach außen unscheinbar wirken, üben manchmal innerhalb der Familie Gewalt aus, fügt Barbara Kistler, Vorsitzende des Vereins "Frauen helfen Frauen" hinzu.