Fürstenfeldbruck:Förderprogramm für Libellen und Orchideen

Mit einem Managementplan wollen Förster seltenen Arten in den Buchenwäldern bei Schöngeising wieder auf die Sprünge helfen.

Ariane Lindenbach

Nach den Messungen der Wetterstation Puch sind die Niederschläge in den vergangenen 20 Jahren um zehn Prozent gesunken, die Durchschnittstemperatur hat sich um 0,5 Grad erhöht. Ein neuer Managementplan soll der Natur helfen, mit diesen Veränderungen besser zurechtzukommen. Ziel ist es, die Bedingungen für die Lebewesen in den als Fauna-Flora-Habitat (FFH) ausgewiesenen Mooren und Buchenwälder zwischen Fürstenfeldbruck und Etterschlag zu verbessern.

Das FFH-Gebiet, für das europäische Naturschutzrichtlinien gelten, ist knapp 800 Hektar groß. 59 Prozent gehören dem Freistaat und werden von den Bayerischen Staatsforsten bewirtschaftet, den Rest teilen sich 203 Privatgrundbesitzern sowie die Gemeinden Schöngeising und Gilching. 94 Prozent sind Wald, fast die Hälfte davon entfallen auf Buchenbestände. Für das FFH-Gebiet auch noch relevant sind bachbegleitende Erlen-Eschen-, Steilhang- und Moorwälder, die Moore Wild und Gröbelmoos, orchideenreiche Kalkmager- und artenreiche Borstgrasrasen sowie Pfeifengraswiesen.

Seltene Tiere und Pflanzen wie die Elsbeere, Baum des Jahres 2011, die Gelbbauchunke oder die Strauchbirke gibt es dort. Ebenfalls typische Arten wie die Orchideenart Frauenschuh oder die Libellenart Große Moosjungfer allerdings konnten nicht nachgewiesen werden. Sie sollen sich wieder in den für sie typischen Lebensräumen ansiedeln. Die Maßnahmen, mit denen dies erreicht werden soll, hat das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in dem Managementplan zusammengefasst.

Den Managementplan übergab Amtsleiter Hans-Jürgen Gulder jetzt an Wilhelm Seerieder, den Leiter des Forstbetriebs München, der zu den Bayerischen Staatsforsten gehört. Der Plan ist nur für das im Staatsbesitz befindliche Areal verpflichtend, für private Grundeigentümer hat er lediglich Hinweischarakter. Allerdings, so Josef Stangl vom AELF bei der Übergabe im Wald bei Schöngeising, sei man mit den Eigentümern im Gespräch. Dabei wird auch über Fördermittel informiert. Im April 2010 gab es den ersten Runden Tisch, er wird nun jährlich wiederholt.

Ziel ist es, den Fichtenbestand zu reduzieren sowie mehr Struktur durch abwechselnd lichte und dicht bewachsene Waldstellen zu schaffen. Zudem sollen in den Buchenwäldern Biotopbäume erhalten werden-beispielsweise solche mit abgelöster Rinde, hinter der sich wichtige Kleinlebewesen ansiedeln können. Vor allem die bedeutsame Tier- und Pflanzenwelt eines bestimmten Lebensraumtyps - in diesem Fall in erster Linie Buchenwälder und Moore - soll laut Gulder geschützt werden: "Das ist der Sinn von FFH."

Mit den im Managementplan dargestellten Maßnahmen, die der Forstbetrieb München zum Teil schon seit drei Jahren praktiziert, hoffen die Förster, dass sich die seltene Gelbbauchunke (sie wurde nur in drei von 24 möglichen Gewässern nachgewiesen) und andere gebietstypische Tier- und Pflanzenarten wieder vermehrt ansiedeln. Dazu zählt auch die Große Moosjungfer, die man seit den neunziger Jahren nicht mehr im Landkreis Fürstenfeldbruck gesehen hat.

"Wir hätten auch ohne diesen Plan in diese Richtung gewirtschaftet", betonte Seerieder mit Blick auf den Klimawandel, der vor allem Fichten zu schaffen macht. Gulder zitierte die Messungen aus Puchund strich heraus, welch dramatische Konsequenzen die höheren Temperaturen für die Natur bedeuten.

Aus diesem Grund soll auch das Wildmoos, das bis auf einen Teil der Pfaffenwiese im Besitz von 180 Privateigentümern ist, wiedervernässt werden. Dazu bedürfe es vieler Gespräche mit den Anwohnern, da stehe man noch ganz am Anfang, sagte Stangl. Der staatliche Teil der Pfaffenwiese indes wird vom Starnberger Landesbund für Vogelschutz bereits gemäß Managementplan gepflegt. Dort wächst zum Beispiel die stark gefährdete, höchstens zwei Meter hohe Strauchbirke. "Das sind Perlen", unterstrich Stangl. Die Pflanze soll durch Zäune künftig besser vor Wildverbiss geschützt werden.

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