Fürstenfeldbruck:Feuer unterm Dach

Nur eine zweite Wache kann die Defizite beim Brandschutz in Bruck zumindest lindern

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Das Landratsamt und die Regierung von Oberbayern sitzen Brucks Zweitem Bürgermeister Erich Raff (CSU) zurzeit im Nacken. Der schart deshalb regelmäßig Juristen sowie Bau- und Finanzexperten um sich. Immer geht es dabei um die Defizite beim Brandschutz, die der jüngst vorgelegte Feuerwehrbedarfsplan offengelegt hat. Das Dilemma: Von der Feuerwache an der Landsberger Straße aus ist innerhalb der Zehn-Minuten-Hilfsfrist längst nicht jeder Teil der Stadt erreichbar. Deshalb soll nun eine zweite Feuerwache im Osten der Stadt gebaut werden. Das allerdings dürfte gut drei Jahre dauern. Darüber, ob der Einsatz einer hauptamtlichen Kernmannschaft sinnvoll wäre, wird kontrovers debattiert.

Das Problem ist seit Jahren bekannt, nun aber drängen die Aufsichtsbehörden auf Abhilfe. Die Brucker Feuerwehrleute leisten mit ihren 121 aktiven Helfern vorzügliche Arbeit, heißt es unisono. Weil es im Alarmfall aber oftmals um die sechs Minuten dauert, bis sie mit ihren Privatautos das Feuerwehrhaus an der Landsberger Straße erreichen, bleibt viel zu wenig Zeit, um Gebiete am Stadtrand zu erreichen. Das gilt für den Fliegerhorst ebenso wie für die angrenzende Wohnbebauung, es gilt zudem für Teile der Buchenau, des Klostergeländes sowie Gelbenholzen. Bislang springen Nachbarwehren aus Maisach, Emmering oder Schöngeising ein, mangels verbindlicher Regelungen ist das aber eine Grauzone. Nachdem die Feuerwehr unter anderem Bauhofmitarbeiter als Mitglieder gewinnen konnte, ist zwar mittlerweile auch tagsüber eine ausreichende Mannschaftsstärke gesichert. Weil die angedachte Verlegung des Bauhofs an die Landsberger Straße noch nicht absehbar ist, ändert das aber an den langen Anfahrtswegen nichts. Die Stadt setzt deshalb auf neue Wohnungen über oder neben dem Feuerwehrhaus, die Helfern vorbehalten sind.

Andreas Lohde (CSU), Feuerwehrreferent im Stadtrat, hat in den zurückliegenden Monaten immer wieder auf den Handlungsbedarf hingewiesen, so auch am Rande der Haushaltsberatungen. Dass für den Bau der auf etwa 4,5 Millionen Euro veranschlagten zweiten Feuerwache 2018 lediglich 500 000 Euro eingestellt sind, sei zu wenig. "Wir bewegen und da auf dünnem Eis", so Lohde, und: "Wir müssen zügiger zu Potte kommen." Mit dem Vorschlag, 2018 und 2019 jeweils 2,5 Millionen Euro einzustellen, konnte er sich vor dem Hintergrund der knappen Finanzmittel aber nicht durchsetzen.

Die zweite Wache soll auf 60 Personen ausgelegt und bereits in der Grundvariante mit einer Drehleiter, einem Lösch- sowie einem Mehrzweckfahrzeug ausgestattet sein. Jenseits der Finanzierung gibt es aber ein weiteres Problem, das am Dienstag nicht öffentlich im Hauptausschuss besprochen wurde. Es gäbe zwar eine Handvoll halbwegs geeigneter Grundstücke, so auch den Bolzplatz neben dem Würstle-Gartencenter - eine Fläche der Stadt. Nach SZ-Informationen haben Stadt und Feuerwehr aber eine Fläche im Blick, auf der sich ein "ordentlicher und funktionaler Bau", wie ihn der Brucker Feuerwehrkommandant Michael Ott fordert, besser realisieren ließe. Details nennt die Stadt nicht. Offenbar will aber der Grundeigentümer nicht verkaufen. Als Ultima Ratio kann die Stadt in gut begründeten Fällen auf Basis eines Bebauungsplans enteignen. Die Aufsichtsbehörde, die beim Brandschutz Druck mache, werde hier der Stadt kaum Stöcke zwischen die Beine werfen, heißt es. Dazu äußert sich ein Sprecher aus dem Landratsamt zwar nicht. Er lässt aber durchblicken, dass man die Stadt grundsätzlich unterstützen will. So war im Dezember die Frist für die Vorlage eines schlüssigen Konzepts verstrichen, ohne dass die Behörde in Form einer rechtsaufsichtlichen Beanstandung aktiv eingegriffen hätte. Durchgesetzt wurde also auch nicht der Einsatz hauptamtlicher Kräfte.

Feuerwehrkommandant Ott hält ohnehin wenig von dieser Variante. 30 Leute würden der Stadt Personalkosten von mehr als zwei Millionen Euro im Jahr bescheren, rechnet er vor. Und die Ehrenamtlichen würden zu "Feuerwehrleuten zweiter Klasse" degradiert. Mit einer gut ausgestatteten zweiten Wache wäre Bruck laut Ott bereits besser aufgestellt als viele andere Kommunen.

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